Haan Ein Anwalt seiner Heimat

Haan · Harald Giebels (47) kandidiert erneut für die CDU bei den Landtagswahlen im Mai. Der Familienvater und Rechtsanwalt sucht den Kontakt zu Menschen, auch außerhalb der Politik – und sieht erhebliche Unterschiede zu der Zeit seiner ersten Kandidatur 2005.

 Harald Giebels gestern auf dem Haaner Wochenmarkt

Harald Giebels gestern auf dem Haaner Wochenmarkt

Foto: olaf Staschik

Es ist die dritte Landtagswahl für Harald Giebels, und für ihn ist klar, dass es er noch einmal schaffen möchte: Nach 2005 und 2010 will der 47-jährige Vater eines Sohnes und Rechtsanwalt wiedergewählt werden. Denn das war die größte Freude in seinem politischen Leben bisher: die Wiederwahl vor zwei Jahren. "Das hat mich und meinen Kurs bestätigt", sagt Giebels. Er macht dafür sein Interesse für seine Heimat, für "seine" Wähler und deren Anliegen verantwortlich – Anliegen, die auch seine sind, wie er sagt. Und nennt eines: die CO-Pipeline.

"Breivik – das könnte ich nicht"

Er war und ist gegen den Betrieb der Leitung und will sich weiter dafür einsetzen, dass Bayer sie nicht wird nutzen können. Zwar liege dieser Streit längst bei den Gerichten. Doch habe die Politik noch eine Möglichkeit der Einflussnahme: "Das Rohrleitungsgesetz sollte bis Ende 2010 evaluiert werden", erklärt der Haaner. "Das ist bisher aber nicht passiert, weil der zuständige Minister es nicht angefasst hat." Umwelt- und Wirtschaftsministerium sind in seinen Augen gefordert – "und zwar schnell". Giebels, der Jurist, hat sich also verändert: Er ist vom "Rechtsanwalt aus Leidenschaft" (Giebels über Giebels) zu einem leidenschaftlichen Politiker geworden – obwohl er diesen Beruf nie angestrebt hat.

Schon seit 28 Jahren und noch immer gehört er dem Haaner Stadtrat an. Seit 1999 ist er im Kreistag und hat sich auch durch seine Nicht-Wahl bei der Kreis-CDU im vergangenen Jahr nicht beirren lassen. Damals siegte Jan Heinisch, wurde Vorsitzender – eine Wahl, die als "Klatsche" für Giebels gewertet wurde. "Jan Heinisch und ich arbeiten gut zusammen", sagt Giebels heute dazu. Noch etwas hat sich im Laufe der vergangenen sieben Jahre, seit seiner ersten Wahl für das Landesparlament, für Giebels verändert: die Kommunikation zwischen Politikern und Wählern.

Der transparente, fast gläserne Abgeordnete, der nahezu immer und überall erreichbar ist. Den der Bürger auf Facebook findet und dem er auf Twitter und in Bloggs folgen kann: Das ist heute, 2012, Standard, wird erwartet von einem wie Harald Giebels. "Gerade Facebook habe ich mir lange angeschaut, ohne mitzumachen", erzählt er. "Dann bin ich beigetreten – aber ich überlege immer, was ich wirklich veröffentliche und was nicht."

Denn die Grenze zwischen dem wahlkämpfenden Abgeordneten und dem ganz privaten Familienvater verschiebt sich immer wieder, verschwimmt oft. Für Giebels liegt sie dort, wo seine Familie ins Spiel kommt. Seine Frau Margit und sein kleiner Sohn. Der wird diesen Sommer sechs Jahre alt und kommt in die Schule. Es wird eine Grundschule in Haan sein. Welche? Genau hier verläuft jene Grenze: "Das möchte ich lieber nicht sagen." Aus dem gleichen Grund übrigens, weshalb seine Autos auf seine Landtags- und nicht auf seine Privatadresse angemeldet sind: Es gab schon Drohungen gegen ihn, ein unschönes Kapitel. Kühl bleiben, sachlich? "Bei Menschen, von denen eine Gefahr ausgeht, fällt mir das schwer", sagt Giebels. Das sei auch der Grund, warum er, der Anwalt, einen Mandanten wie den Mörder Breivik nicht annehmen würde: "Das könnte ich nicht."

(RP)
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