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Hilden Dringend Freiwillige gesucht

Hilden · Zum 1. Juli ist der Zivildienst weggefallen und durch einen neuen Freiwilligendienst ersetzt worden. Viele soziale Einrichtungen haben noch keinen Ersatz für ihre Zivis gefunden.

 Karl-Heinz Paczlaff ist einer der ersten "Bufdis", die die Gemeinnützigen Seniorendienste "Stadt Hilden" gewinnen konnten. Der 58-Jährige wird im Fahrdienst eingesetzt und hilft im Bild Marga Müller.

Karl-Heinz Paczlaff ist einer der ersten "Bufdis", die die Gemeinnützigen Seniorendienste "Stadt Hilden" gewinnen konnten. Der 58-Jährige wird im Fahrdienst eingesetzt und hilft im Bild Marga Müller.

Foto: Anja Tinter

Der Übergang vom Zivildienst zum neuen Bundesfreiwilligendienst sei "reibungslos gelungen", ließ dieser Tage Dr. Hermann Kues, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, wissen. Zum 1. Juli seien bereits mehr als 17 300 Freiwillige gewonnen worden. Darin enthalten seien 14 300 Zivildienstleistende, die freiwillig ihren Dienst verlängerten.

Eltern sind in großer Sorge

Diese positive Einschätzung wird von Trägern vor Ort nicht geteilt. Der Familien unterstützende Dienst der Graf Recke Erziehung & Bildung in Hilden organisiert derzeit über 200 Betreuungen von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen oder seelischen Erkrankungen im Kreis Mettmann und im Raum Düsseldorf und Köln. Bereichsleiterin Karin Springob muss 20 Zivildienstleistende durch Bundesfreiwillige ("Bufdis") ersetzen. Bewerber: bislang Fehlanzeige. 50 FSJ-ler (Freiwilliges Soziales Jahr) hörten Ende Juli auf. Ersatz sei noch nicht in Sicht.

Zum 7. September beginnt das neue Schuljahr. Dann müssten 50 bis 60 Kinder und Jugendliche allein bei der Recke-Stiftung von Freiwilligen betreut werden. "Viele Eltern sind in großer Sorge", weiß Springob: "Ihr Anspruch auf Betreuung ist vom Sozialamt anerkannt worden. Diese Kinder können ohne Hilfe nicht zur Schule gehen." Zur Not will die Recke-Stiftung auf Aushilfen zurückgreifen. Ob das gelingt, kann die Bereichsleiterin heute noch nicht sagen.

"Der Bundesfreiwilligendienst ist ganz schlecht vorbereitet worden", hält Dr. Anca Skerutsch von der Freizeitgemeinschaft für Behinderte und Nichtbehinderte fest. Beispiel: Die Zeit als FSJ-ler werde als Wartezeit für ein Studium anerkannt, für den Bundesfreiwilligendienst gelte das nicht.

Die Freizeitgemeinschaft habe im vergangenen Jahr 35 Zivis, 13 FSJ-ler und 18 Aushilfen beschäftigt. Bislang lägen 21 Bewerbungen für ein Freiwilliges Soziales Jahr vor. "Wir suchen händeringend Freiwillige, bekommen aber keine", klagte Skerutsch. Sie versucht sich mit Honorarkräften (ehemaligen FSJ-lern) zu behelfen: "Aber auch davon haben wir nicht genug."

Taschengeld über Tarif

Keine Probleme haben nach Angaben von Geschäftsführer Holger Reinders die Gemeinnützigen Seniorendienste "Stadt Hilden" GmbH, die bislang 17 Zivis beschäftigten: "Wir haben sieben Bufdis verpflichtet; drei sind schon im Dienst, drei fangen zum 1. August an."

Dieser Erfolg hat zwei Gründe: Zum einen starteten die Seniorendienste bereits im März eine eigene Werbekampagne für Freiwillige, die offenbar erfolgreich war. Zum anderen zahlt Reinders die Bufdis mit 400 Euro (plus Verpflegung) deutlich über Tarif (Maximum 330 Euro, Vorgabe des Bundes). Um die von den Zivis hinterlassene Lücke zu füllen, hat der Geschäftsführer noch eine Teilzeit- sowie drei Honorarkräfte eingestellt.

(RP/rl)
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