Hilden Drei Pfarren unter einem Dach

Düsseldorf · Die Leitungsgremien von St. Jacobus und St. Marien haben sich bei Probevoten für die Fusion ausgesprochen. In St. Konrad gab es ein Patt. Am Dienstag stimmt der Kirchenvorstand erneut ab.

In drei Tagen stehen die Mitglieder des Kirchenvorstandes von St. Konrad vor einer schweren Entscheidung. Sollen sie nach 70 Jahren Eigenständigkeit mit den anderen katholischen Gemeinden im Pfarrverband Hilden, St. Jacobus und St. Marien, zu einer einzigen neuen Großpfarrei fusionieren oder sollen sie sich für das Modell der Pfarreiengemeinschaft entscheiden? Bei einer Probeabstimmung entschied sich der Pfarrgemeinderat von St. Konrad mit acht zu vier Stimmen (bei zwei Enthaltungen) für eine Fusion; im Kirchenvorstand gab es ein Patt.

Keine Wahl gelassen

Hintergrund: Es gibt immer weniger Priester und die vorhandenen werden immer älter. Deshalb hat der Kölner Erzbischof entschieden, die Anzahl der Seelsorgebereiche von heute 220 auf 180 zu reduzieren und die Verwaltung zu vereinfachen. Bis zum 31. Juli müssen sich alle Pfarreien im Erzbistum Köln für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden.

"Der Erzbischof hat uns keine Wahl gelassen", stellt Stefan Ketel nüchtern fest. Er vertritt als Kirchenvorstandsmitglied St. Konrad im 2005 gegründeten Kirchengemeindeverband Hilden. Der anfängliche Zorn und die Empörung über die Vorgabe aus Köln — für nicht wenige Gemeindemitglieder die Wahl zwischen Pest und Cholera — sind mittlerweile Trauer und Resignation gewichen. "Wir waren immer eine sehr lebendige Gemeinde", gibt der 43-jährige Beamte die Stimmung der Gläubigen wieder: "Viele haben Angst, dass wir jetzt unsere Identität verlieren." Wären denn überhaupt andere Lösungen als die angebotenen denkbar gewesen? Für Ketel schon: "In der lateinamerikanischen Kirche hat man die Pfarrer von der Verwaltungsarbeit entlastet, indem man ihnen Verwalter an die Seite stellte." Monsignore Pfarrer Ulrich Hennes, Leiter des Pfarrverbandes Hilden, hält eine Fusion in der derzeitigen Situation für den "einzig richtigen Weg". Eine Pfarreiengemeinschaft bestehe weiterhin aus rechtlich eigenständigen Pfarreien. Sie bildeten aber zusätzlich als übergeordnete Rechtsperson einen Kirchengemeindeverband, der für die Mitarbeiter, die Kindergärten und die Einrichtungen verantwortlich ist. Das sei keine wirkliche Vereinfachung der Strukturen, sondern bedeute Verwaltung, die von Wichtigerem wie der Seelsorge abhalte. Hennes: "Ich verstehe die Sorge der Menschen um ihre Identität als Gemeinde, halte das aber sachlich für unbegründet. Das Leben rund um den Kirchturm geht auch nach einer Fusion uneingeschränkt weiter, auch wenn die Pfarrei rechtlich nicht mehr besteht."

Angebot bleibt erhalten

Denn das Angebot an Gottesdiensten, Taufen, Hochzeiten, Eltern-, Arbeitskreisen und Gemeinschaften werde sich nicht ändern. Ehrenamtliche Mitarbeiter würden mindestens im gleichen Umfang gebraucht wie bisher. Die Aufgaben des Kirchenvorstandes (Sorge um die Kirche und ihre Gebäude vor Ort) sollen Ausschüsse übernehmen. Wie wird sich Stefan Ketel am Dienstag entscheiden? Das Kirchenvorstandsmitglied ist hin- und hergerissen: "Mein Herz ist für die Pfarreiengemeinschaft, mein Kopf für die Fusion."

(RP)
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