Hilden Die Dürre, die Bäume und die Feuerwehr

Hilden · Viele Bäume leiden unter der Trockenheit. Und viele Hildener leiden mit. Was die Stadt leisten kann, und was nicht.

 Die Freiwillige Feuerwehr hat bereits den Teich am Waldbad mit Sauerstoff versorgt. Weil dort ein Hydrant liegt und die Wehr in 30 Sekunden einsatzbereit ist.

Die Freiwillige Feuerwehr hat bereits den Teich am Waldbad mit Sauerstoff versorgt. Weil dort ein Hydrant liegt und die Wehr in 30 Sekunden einsatzbereit ist.

Foto: Stadt Hilden

  Viele Bäume haben bereits Blätter abgeworfen. Das zeigt, wie sie unter der Trockenheit leiden. Das bewegt viele Hildener. Regina Brödenfeld, Vorsitzende des Vereins „Bäume für Hilden“, spricht von einem „langsamen Baumsterben“ und hat Bürgermeisterin Birgit Alkenings einen offenen Brief geschrieben – weil die nichts unternehme. Die Allianz für Hilfen fordert, die Bewässerung städtischer Bäume auszudehnen und Hilfe anzufordern, etwa beim Technischen Hilfswerk, der Feuerwehr oder von unmittelbaren Anliegern. Andere empören sich darüber, dass die Bürgermeisterin angeblich die Hilfe der Feuerwehr verweigere.

Sterben in Hilden die Bäume? Der Abwurf von Blättern und Früchten sei eine Möglichkeit, wie sich unsere Bäume gegen die Trockenheit schützen, erklärt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Sie verringerten dadurch die Abgabe von Feuchtigkeit. Danach bekommen sie wieder schnell neue Blätter. Das Grünflächenamt hat eine Liste erstellt mit Bäumen, die jetzt auf Hilfe angewiesen sind, erläutert Erster Beigeordneter Norbert Danscheidt (Bürgermeisterin Birgit Alkenings ist in Urlaub): „Darauf stehen Jungbäume bis fünf Jahre und einige Ältere.“ Auch Bäume in der Fußgängerzone, weil sich das Stadtzentrum stark aufheize.

Gießt die Stadt zu wenig? „Das Gießen funktioniert bisher“, sagt der Erste Beigeordnete. Der Bauhof habe zwei Fahrzeuge mit Tanks im Einsatz. Drei weitere Mitarbeiter gießen in der Fußgängerzone mit Wasser aus Hydranten. Pro Tag werden auf diese Weise mehr als 15.000 Liter Wasser für städtisches Grün verteilt. Ab September steht ein dritter Tank zur Verfügung: Die Firma konnte nicht früher liefern. Die Verwaltung hatte für die Grünpflege mehr Geld und mehr Personal beantragt. Der Stadtrat lehnte die vier zusätzlichen Mitarbeiter ab und bewilligte nur 200.000 Euro zusätzlich für die Vergabe an Fremdfirmen. Danscheidt: „Wir müssen sehen, dass wir die vorhandenen Ressourcen so gut wie möglich einsetzen.“

Warum bittet die Stadt die Bürger nicht um Hilfe?, fragt der Verein Bäume für Hilden. Hat sie getan. In der Stadt stehen rund 12.000 Straßenbäume. Die können die städtischen Bediensteten beim besten Willen nicht alle gießen. Deshalb hatte die Kommune wie schon im vergangenen Jahr die Bürger gebeten, die Bäume vor der eigenen Tür zu wässern. Wie viele helfen, sieht man an den Bäumen. Massen sind es offensichtlich nicht.

Warum nutzt die Stadt keine Gießringe?, fragt  Regina Brödenfeld in ihrem offenen Brief. „Bei neuen Bäumen gibt es die schon“, antwortet der Erste Beigeordnete. Sie verhindern, dass beim Gießen das Wasser schnell abfließt. Im Umweltausschuss am 12. September will die Politik auch über den Einsatz von Gießsäcken diskutieren. Sowohl für Gießringe als auch für Gießsäcke gilt: Sie müssen von städtischen Mitarbeitern befüllt werden. Und davon gibt es offensichtlich zu wenige.

 Der Gießwagen der Stadt fasst 1800 Liter. Pro Tag verteilen die Mitarbeiter des Grünflächenamtes rund 15.000 Liter für öffentliches Grün.

Der Gießwagen der Stadt fasst 1800 Liter. Pro Tag verteilen die Mitarbeiter des Grünflächenamtes rund 15.000 Liter für öffentliches Grün.

Foto: Stadt Hilden

Warum lehnt die Stadt die Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr ab?, fragen Brödenfeld und die Allianz für Hilden. Das sei ein Missverständnis, erläutert Feuerwehr-Chef Hans-Peter Kremer: „Wir können mit Einzelaktionen helfen, aber keine dauerhafte Gießhilfe leisten.“ Die Hauptamtliche Wache (etwa 70 Berufsfeuerleute im Schichtdienst) ist auf die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr angewiesen. „Bei einem Einsatz tagsüber mitten in der Woche, bin ich froh, wenn ich 30 von 100 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr mobilisieren kann“, sagt Kremer: „Die meisten müssen arbeiten, viele sind nicht in Hilden. Und andere können ihren Arbeitsplatz nicht einfach verlassen.“ Im vergangenen Jahr wurde die Freiwillige Feuerwehr 84 Mal zu Hilfe gerufen. Die Einsätze dauerten von „30 Minuten bis drei Tage“. Deshalb will der Feuerwehr-Chef die Freiwilligen nicht fürs Bäume gießen einsetzen.

Warum machen das aber andere Feuerwehren? Dazu kann Kremer nichts sagen. Er habe nur ein einziges Tanklöschfahrzeug mit 5000-Liter-Tank zur Verfügung: „Bei einem Flächenbrand reicht die Menge bei Vollgas gerade mal für 1,5 Minuten.“ Das Auftanken dauert mindestens fünf Minuten. Binnen acht Minuten muss die Wehr an jedem Einsatzort in Hilden sein. Nicht auszudenken, wenn der Wagen dann auch noch quer durch die Stadt fahren muss. Kremer: „Ich lasse mein einzige Tanklöschfahrzeug nicht Bäume gießen, weil dadurch Menschen sterben könnten.“

Aber es gibt doch noch andere Löschfahrzeuge mit Tank? Stimmt, sagt Kremer: „Zwischen 1200 und 1600 Liter. Die brauchen wir, wenn wir bei einem brennenden Haus vorfahren für den Erstangriff.“ Mit diesem Wasser wird sofort gelöscht. Das verschafft der Wehr Zeit, ins Gebäude zu eilen und Menschen zu retten. Schlecht, wenn dann kein Wasser im Tank ist.

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