Hilden Dieser Mann ist Hildens "Ampel-Pabst"

Hilden · Bernd Pabst hat das Ampelsystem genau untersucht. Grüne Wellen sind kaum möglich, sagt er.

 Bernd Papst: „Jeder hat in 90 Sekunden einmal Grün. Das ist okay.“

Bernd Papst: „Jeder hat in 90 Sekunden einmal Grün. Das ist okay.“

Foto: Olaf Staschik

Eigentlich könnte Bernd Pabst, beratende Fachkraft bei der Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft mit Sitz in Köln, seinen Ruhestand genießen. Mit einem Lebensalter von 68 Jahren und vier Jahrzehnten Berufserfahrung kennt der Ingenieur alle Formen der Verkehrsführung. "Doch die Ampeln lassen mich nicht los. Es ist zu spannend." Daher bleibt er dem Thema weiterhin treu: Er ist der Ingenieur, der 2013 im Auftrag der Hildener Stadtverwaltung untersucht hat, ob die Ampeln an den Hauptverkehrsstraßen in Hilden fußgängerfreundlicher gestaltet werden können.

Hilden: Dieser Mann ist Hildens "Ampel-Pabst"
Foto: Stadt Hilden

Dazu ist Bernd Pabst wiederholt nach Hilden gefahren, hat die Ampelschaltungen an mehreren Kreuzungen im Stadtgebiet unter die Lupe genommen und den Verkehrsfluss beobachtet, Ablaufdiagramme analysiert. Sein Eindruck: "Die Ampelschaltung in Hilden ist gut organisiert."

Doch warum wird immer wieder Kritik laut, dass es in Hilden keine grünen Wellen gibt? Seine Antwort: "Weil die Straßen in Hilden keine durchgehenden Fahrstreifen haben, über die der Verkehr ungehindert fließen kann. Sehen Sie das Beispiel Walder Straße: An jeder zweiten Ecke kann man vom Geradeaus-Fahrstreifen auch nach rechts abbiegen. Das führt zu Verzögerungen." Außerdem könne an der Walder Straße rechts und links geparkt werden. Einparkende Autos bilden für den fließenden Verkehr wiederum ein Hindernis. "Parkverbotsschilder könnten da helfen", sagt Pabst. Doch will man das?

Könnten Umbauten helfen? Nur wenige Straßen lassen sich aus der Sicht des Verkehrsexperten noch derart umbauen, dass sie der erhöhten Verkehrslage angepasst werden können. Potenzial sieht Pabst noch bei der Richrather Straße: "Hier planen wir in Abstimmung mit der Stadt Hilden zurzeit bauliche Verbesserungen." Sein Resümee: "Verkehrsplanung ist heute schwieriger geworden. Es sind nur noch Kompromisse möglich. Aber wenn wie in Hilden von 90 Sekunden 50 für Grün zur Verfügung stehen, dann ist das doch ein guter Schnitt."

Was meint er damit? Eine Ampelsteuerung arbeitet in so genannten Umlaufphasen. Damit sind jene Zeiten gemeint, in denen an einer beampelten Kreuzung vom Fußgänger über den Pkw bis hin zum Linienbus jeder jeweils einmal Grün hatte. Dabei gilt: Je länger die Umlaufzeit, desto größer wird die Ungeduld der Verkehrsteilnehmer, weil sie umso ausdauernder auf "ihr" Grün warten müssen. In der Regel liegen die Umlaufzeiten in Deutschland zwischen 50 und 120 Sekunden, in den USA können sie länger sein. 120 Sekunden sind - gefühlt - sehr lang. "Es gibt so lange Phasen daher eher in Großstädten wie Düsseldorf oder Köln, wo mehr Verkehr abgewickelt werden muss", erläutert Alexander Smeets, Sachgebietsleiter Straßenbau und Verkehrswesen bei der Stadt Hilden.

Warum muss ich noch warten, wenn doch der kreuzende Verkehr längst rot hat? Das liegt daran, dass die Ampeln an einer Kreuzung nicht gleich auf grün umspringen, wenn die des kreuzenden Verkehrs rot zeigen. Denn in eine Umlaufphase müssen auch die so genannten "Räumzeiten" eingerechnet werden. Das sind Zeiten, die beispielsweise Fußgänger brauchen, um die Fahrbahn zu verlassen, auch wenn ihre Ampel schon rotes Licht zeigt. In der Nähe von Schulen oder Seniorenheimen sind diese Räumzeiten länger als anderswo. Und dort, wo der Fahrradverkehr gefördert wird, es also mehr Radler gibt, sind die Räumzeiten ebenfalls länger.

Können die Ampelphasen nicht an das erhöhte Verkehrsaufkommen angepasst werden? Das geschieht in Hilden bereits, betont Smeets. Die Umlaufphasen sind variabel. Bis zu achtmal am Tag kann sich die Taktung ändern, je nach Verkehrsaufkommen. Dabei gilt: Die Fahrtrichtung mit dem größten Aufkommen wird bevorrechtigt. Autofahrer, die auf der Gegenrichtung oder auf Seitenstraßen unterwegs sind, haben das Nachsehen.

Es gibt doch auch Alternativen zu Ampelschaltungen? Viele Bürger verlangen mehr Nachtabschaltungen. Die sind aber nur an gut einsehbaren Kreuzungen möglich, betont Smeets. "Ich könnte mir mehr Kreisverkehre vorstellen", sagt Bernd Pabst. "Aber auch die hätten Nachteile für die Nebenverkehre", gibt er zu bedenken. Und außerdem hätte er ja dann auch nichts mehr mit Ampeln zu tun.

(RP)
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