Hilden Dieser Mann ist Gaslecks auf der Spur

Hilden · Die Stadtwerke lassen zurzeit ihre Gasleitungen überprüfen. 100 Kilometer muss Jürgen Krause dazu abschreiten.

 Jürgen Krause überprüft zurzeit die Hildener Gasleitungen - in der rechten Hand hat er den Stadtplan, in der linken hält er den Detektor.

Jürgen Krause überprüft zurzeit die Hildener Gasleitungen - in der rechten Hand hat er den Stadtplan, in der linken hält er den Detektor.

Foto: Olaf Staschik

"Muffin" und "Spencer" geben sich alle Mühe, gefährlich zu wirken. Mit den Vorderpfoten richten sich die beiden Bearded Collies am Gartentor auf und bellen Jürgen Krause an. Der bleibt gelassen. "Ich habe fünf Jack Russell-Terrier zu Hause", sagt der 54-Jährige lachend und streckt den braunen Hundenasen seine Hand entgegen.

Claudia Richter eilt herbei. Sie ist Besitzerin des Gartens, in den Krause gehen will. Im Auftrag der Stadtwerke Hilden überprüft er Gasleitungen - und zwar bis zu den Hausanschlüssen. Daher muss er auch Privatgrundstücke betreten. Claudia Richter öffnet das Gartentor, und Jürgen Krause geht mit seinem Detektor bis zur Hauswand. Das Gerät bleibt ruhig. "Das war's schon? Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen?", fragt die Hildenerin. Jürgen Krause nickt. Keine Gefahr. "Muffin" und "Spencer" tollen über den Rasen davon. Der fremde Mann hat ja nicht mal Leckerchen dabei.

Einmal im Jahr, so erläutert die Sprecherin der Stadtwerke, Sabine Müller, müssen die Gashochdruckleitungen auf etwaige Schäden überprüft werden. Alle vier Jahre gilt dies für Gasniederdruckleitungen. Das macht in diesem Jahr eine Gesamtstrecke von 104 Kilometern - zu Fuß. Nur so können winzige Gasmengen, die aus den unterirdischen Leitungen entweichen, aufgespürt werden. In der einen Hand hält Krause einen Stadtplan, in dem alle Leitungen verzeichnet sind. In der anderen führt er den Detektor. An dessen unterem Ende wird ein Unterdruck erzeugt, der die Luft über dem Boden einsaugt. Enthält sie Erdgas, schlägt das Gerät, das Jürgen Krause um seinen Hals trägt, Alarm. Das ist selten der Fall, doch manchmal ist Eile geboten. Liegt das Leck in oder an einem Haus, muss es sofort abgedichtet werden, erläutert Sabine Müller. Ist der Schaden harmloser, ist die Rohrleitung innerhalb von sechs Monaten, auf jeden Fall aber vor dem nächsten Winter zu reparieren.

Temperaturschwankungen wie große Trockenheit, Hitze und Frost können den Leitungen zusetzen. Aber auch das Wurzelwerk von Bäumen und Sträuchern. "Deshalb wäre es uns am liebsten, wenn uns die Bürger nach der Lage ihrer Gasleitungen fragen, bevor sie zum Beispiel Bambus pflanzen", betont Sabine Müller. Denn Bambus wurzelt besonders tief.

Jürgen Krause geht weiter. Mal mitten auf der Straße, manchmal zwängt er sich durch Büsche, und schließlich kommt er zu einer dichten Bambushecke. Hier ist erst einmal Schluss. Um die Gasleitung bis zur Mauer des Mehrfamilienhauses verfolgen zu können, fehlen ihm ein paar Meter. Eine Frau schaut aus dem Fenster. "Muss ich jetzt meine Bambushecke roden?", fragt sie überrascht. Jürgen Krause will beruhigen. Die Hausbesitzerin erhält erst mal Post von den Stadtwerken. Dann muss sie sich entscheiden, was sie tut. Die Frau überlegt. "Eigentlich wollten wir ohnehin mal was anderes pflanzen."

Nur bei gutem Wetter bricht Jürgen Krause mit seinem Detektor auf, denn bei Regen kann entweichendes Erdgas nicht aufgespürt werden. Ein Schönwetter-Job, den der gelernte Rohrnetzbauer gerne macht. "Man ist unterwegs, sieht immer was anderes", sagt er. Seine Arbeitszeit reicht von 7 bis 15.30 Uhr. Immer ist er alleine. Zeit, im Geiste den Einkaufszettel fürs Wochenende zusammenzustellen? Krause lacht. Lange kann er seinen Gedanken nicht nachhängen. Er muss sich auf die Strecke konzentrieren und im Plan markieren, wo er schon gewesen ist. Und was macht er bei schlechtem Wetter? "Da verlege ich Leitungen", sagt er. "Ich bin immer draußen. Aber das macht nichts. Ich bin abgehärtet."

Noch mindestens zwei Wochen braucht Jürgen Krause, bis alle Leitungen abgeschritten sind. Nicht immer lassen ihn die Besitzer auf ihre Grundstücke. Manche meckern. Andere sind richtig nett, bieten ihm auch schon mal Kaffee oder Wasser an. Nervt ihn eigentlich nicht das ständig brummende Gerät um seinen Hals? "Das höre ich schon gar nicht mehr", ruft Krause und zieht weiter. Lange Pausen kann er sich nicht leisten. Es liegen noch einige Kilometer vor ihm.

(arue)
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