Hilden Die Vier von der Sozialstelle

Düsseldorf · Hildener über 85 Jahren, die noch zu Hause wohnen, erhalten bald Post vom Sozialamt: Vier Mitarbeiterinnen bieten Hausbesuche an, um mit den Senioren Lösungen zu finden, wie sie so lange wie möglich selbständig leben können.

Der städtische Beigeordnete Reinhard Gatzke ist schon von Berufs wegen ein kontaktfreudiger Mensch. In der kommenden Woche werden rund 1000 Hildener ein persönliches Schreiben des Sozialdezernenten erhalten – nämlich jene, die älter als 85 Jahre sind und noch zu Hause leben. Gatzke möchte sich aber nicht nur nach der persönlichen Lebenslage der Adressaten erkundigen, um ein bisschen zu plaudern, sondern um auf die vielfältigen Hilfsangebote der Stadt aufmerksam zu machen, mit denen die immer älter werdenden Mitbürger so lang wie möglich im vertrauten Umfeld bleiben können.

"Zunehmend erreichen uns Hilferufe beispielsweise von Nachbarn, dass der betagte Mensch zu vereinsamen droht oder gesundheitlich abbaut", schildert Gatzke. "Viele der betroffenen Menschen kennen die städtischen Netzwerke oft gar nicht", hat Sozialamtsleiterin Monika Klemz festgestellt. Deshalb bieten vier ihrer Mitarbeiterinnen mit besagtem Schreiben auch einen Hausbesuch an, um über die Hilfsangebote zu informieren. "So bekommt die Verwaltung ein Gesicht", hebt Gatzke hervor – nämlich das von Michaela Rhiem, Eugenie Mikutik, Sina Buhrmester und Sabine Hauck.

Die beiden Letztgenannten bieten darüber hinaus ab dem 1. Juni noch einen weiteren Service an: Unter Tel. 72555 wird die Stadt ein "Seniorentelefon" einrichten, das montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr besetzt ist und älteren Mitbürgern, die nicht mehr persönlich das Rathaus aufsuchen können, informelle Hilfe gibt. "Hierbei handelt es sich aber um keine Notrufnummer", betont Sabine Hauck. Vielmehr berät sie mit ihrer Kollegin rund um die Themen Pflege, Wohnen und Unterstützungsangebote. So zählt die Stadt rund 80 Interessensgruppen, in denen sich regelmäßig über 1400 Menschen ab 55 Jahren treffen.

Eine besonders aktive Gruppe ist die bereits seit 14 Jahren existierende Nachbarschaftshilfe. Deren Vorsitzende Ingrid Benecke schildert zwei typische Fälle: Eine 85-Jährige, die aus dem Osten kam und hier keine Angehörigen, aber zunehmenden Betreuungsbedarf hat. Der helfe sie gerade, eine Pflegestufe und einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen. Oder eine 97-Jährige, die zwar nicht mehr in der Lage ist, ihre Finanzen zu regeln, sich aber auch nicht gerne "reinreden lassen" möchte. Weil nicht alle Probleme von Ehrenamtlern gelöst werden können, gebe es immer noch die Option der gesetzlichen Betreuung, ergänzt Hauck. Generell gelte "ambulant vor stationär", betont Gatzke. Nicht zuletzt, weil keine Kommune die mit dem demografischen Wandel steigenden Heimkosten schultern kann.

Mit dem neuen Service unterstützt die Stadt Hilden schon jetzt das selbständige Wohnen im Alter, dem sich der Kreis mit dem Projekt "Alternativen 60plus" aktuell widmet. "Wir haben schon früh erkannt, dass man eine aktivierende Seniorenpolitik ankurbeln muss", ist Gatzke stolz auf sein Team und das bislang Erreichte. Wichtige Partner der städtischen Seniorenhilfe sind auch die Kirchengemeinden und Wohlfahrtsverbände. So hat die Awo mit Hilfe der Stadtwerke gerade wieder zwei neue Wagen anschaffen können, um täglich etwa 125 Senioren mit einer warmen Mittagsmahlzeit zu beliefern.

(RP)
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