Haan Die Regale leeren sich

Düsseldorf · Mitte Juli schließt die Kleiderkammer des Sozialdienstes Katholischer Frauen und Männer (SKFM) ihre Räume an der Breidenhofer Straße 1. Wo jetzt noch Hemden, Hosen und Pullover lagern, sollen bald Büros entstehen.

Die Kleiderkammer des Sozialdienstes katholischer Frauen und Männer (SKFM) wird geschlossen. Am Dienstag, 13. Juli, werden Bedürftige vorerst letztmalig die Möglichkeit haben, im Erdgeschoss an der Breidenhofer Straße 1 gut erhaltene Kleidung abzuholen. Was dann noch in den Regalen lagert, werde an die Kölner Obdachlosenhilfe weitergeleitet, erklärt Renate Eisenburger. Zusammen mit Doris Welter, Renate Höbler, Brigitte Hemmerle, Rosita Laden und Renate Steinbrecher kümmert sich Renate Eisenburger seit vielen Jahren um die Bedürftigen.

Sie können zwar nachvollziehen, dass der SKFM nach Auflösung des Kreisverbandes vor Ort mehr Verwaltungsaufgaben erfüllen muss und deshalb Büros benötigt. Doch dass die Anlaufstelle Kleiderkammer aufgegeben wird, stimmt das Team sehr traurig. "Wenn es eine räumliche Alternative gäbe, würden wir sofort weitermachen", sagt Angela Masa, die schon in der Kleiderkammer an der Talstraße (1980 zur Breidenhofer Straße umgezogen) half und sich jetzt um das Dienstags-Café für Bedürftige kümmert. Miete könne allerdings nicht gezahlt werden.

Nur noch begrenzte Auswahl

Die Regale im Kleiderkammer-Raum und im Lager waren stets bis unter die Decke gefüllt. Jetzt liegen nur noch einige Sommersachen, fein säuberlich gefaltet und nach Größen sortiert, in den Regalen. Bei der Kinderkleidung, die kostenlos ausgegeben wird, gibt es schon große Lücken. Dennoch versucht eine Frau, für ihren Sohn, der bald auf Ferienlager-Fahrt geht, noch eine Ausstattung zu ergattern. Es gibt noch eine kleine Auswahl von Socken und Handtüchern. In einer Kinderwiege liegen einige Gehstöcke. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass die Kleiderkammer aufgegeben wird. Trotzdem kamen auch zuletzt noch 15 bis 20 Kunden dienstags zur Breidenhofer Straße. Gestern öffnete das Team die Türen schon um 8.15 Uhr. "Die Leute müssen ja nicht in der Hitze draußen stehen", merkt Doris Welter an.

Hilfsprojekte unterstützt

Die Kleiderkammer versorgte nicht nur Bedürftige in Haan. Als Menschen im Osten nach dem Oder-Hochwasser in Not waren, packten die Haaner neue Ausstattungen. Für Hilfstransporte nach Polen und nach Russland wurden in den 1990-er Jahren Kartons gepackt und ganze Lastwagen gefüllt. Auch für Hilfsprojekte von Pater Joseph in Afrika sortierten die Damen nach Bedarf Kleidung aus den eingegangenen Spenden. "Das sind alles Dinge, die kein Sozialkaufhaus leisten kann", ist Renate Eisenburger überzeugt. Manchmal habe es auch einen Anruf der Ökumenischen Krankenhaushilfe gegeben und ein Unfallopfer erhielt aus dem Kleiderkammerfundus neue Sachen. Mit dem Sozialamt der Stadt gab es eine intensive Zusammenarbeit. Einmal habe es auch offiziellen Dank des Bürgermeisters gegeben, nachdem eine ausgebrannte Familie mit neuer Kleidung versorgt worden war. Die Ehrenurkunde mit dem Dank für die von der Kleiderkammer geleistete Arbeit hängt noch an der Wand. Und sogar die damalige Bundesministerin Rita Süßmuth ehrte die Haaner Kleiderkammer, die durch die Versorgung der vielen Aussiedler eine Stütze der integrativen Arbeit war.

(RP)
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