Hilden Die Muttersprache wertschätzen

Düsseldorf · Je sicherer die Muttersprache, desto leichter ist es, Deutsch als Zweitsprache zu lernen. "Rucksack"-Koordinatorin Heike Trottenberg hilft dabei. RP-Redakteurin Stefanie Mergehenn sprach mit ihr.

Frau Trottenberg, was verbirgt sich hinter dem "Rucksack"-Projekt?

Trottenberg Dabei handelt es sich um ein Konzept zur Sprachförderung und Elternbildung, das von der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern aus Zuwandererfamilien (RAA) 1998 in Essen entwickelt wurde. Das DRK-Familienbildungswerk ist Kooperationspartner der RAA und führt das Rucksack-Programm in Hilden durch.

Wie wird der "Rucksack" geschultert?

Trottenberg Bevor bei Kindergartenkindern mit Migrationshintergrund eine "doppelte Halbsprachigkeit" entsteht, laden wir ihre Mütter in die Kitas Rappelkiste, an der Friedenskirche und ins Familienzentrum Traumquelle / Kunterbunt ein, wo unsere beiden Elternbegleiterinnen mit ihnen Aufgaben rund um die Themen Ernährung, Bewegung und Medienerziehung in ihrer Muttersprache bearbeiten. Diese geben sie zu Hause an ihre Kinder weiter, die wiederum mit ihren Erzieherinnen diese Themen auf Deutsch bearbeiten. Deshalb ist die Kita-Anbindung so wichtig.

Was ist das Ziel dieses Konzeptes?

Trottenberg Die spielerische Parallelisierung der Erst- und Zweitsprache – auch beim Singen, Reimen und bei Fingerspielen. Je mehr die Muttersprache wertgeschätzt wird und das Kind hier korrekte grammatikalische und syntaktische Grundlagen vermittelt bekommt, desto besser wird es Deutsch lernen.

Welche Elterngruppen gibt es, und wer leitet sie?

Trottenberg Unsere marokkanische Gruppe wird geleitet von Misbahia El Mokhtari und derzeit von elf Müttern besucht. Sechs Mütter besuchen die türkische Gruppe von Atike Sezek. Die beiden Kursleiterinnen sprechen selbst sehr gut Deutsch und waren vor vier Jahren offen für dieses Projekt.

Gibt es eine erste Erfolgsbilanz?

Trottenberg Grundschul-Leiterinnen bestätigen uns, dass "Rucksack"-Kinder sprachlich besser vorbereitet sind. Fast ebenso wichtig wie die zunehmende Sprachkompetenz der Mütter ist es, dass ihr Selbstbewusstsein und ihre Erziehungskompetenz durch das Rucksack-Projekt gestärkt werden.

(RP)
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