Naturschutz in Hilden Die Moorschnucken sind wieder da

Hilden/Haan · Ab Mittwoch oder Donnerstag (7. oder 8. Juli 2021) sind die beliebten Vierbeiner wieder in der Hildener Heide. Die 500 Tieren werden sich eine Woche lang an den Sträuchern, Kräutern und jungen Trieben der Moor- und Heidelandschaft satt fressen. So betreiben sie ganz nebenbei wichtige Landschaftspflege.

 Ab Mittwoch oder Donnerstag weiden rund 500 Moorschnucken in der Hildener Heide, hier mit Schäferin Nadine Pfeiffer.

Ab Mittwoch oder Donnerstag weiden rund 500 Moorschnucken in der Hildener Heide, hier mit Schäferin Nadine Pfeiffer.

Foto: Stephan Meisel (mei)/Meisel, Stephan (mei)

Die Heideflächen rund um den Hildener Sandberg sind für den Naturschutz enorm wichtig und einzigartig im Kreis Mettmann, betont Michael Schoch von der Biologische Station Haus Bürgel. Die Heide ist ein besonderer Lebensraum für „Hungerkünstler“, wie zum Beispiel Heidekraut, Heidenelke und Moorlilie, die mit karger Kost der nährstoffarmen Böden auskommen. Hier kommen seltene Arten vor. Deshalb werden die Heideflächen seit dem Jahr 2002 durch eine Wanderschafherde der Schäferei Eikermann gepflegt.

Warum? Weil Heide keine Natur-, sondern eine Kultur-Landschaft ist, die erst durch Beweidung entstanden ist. Die Schafe fressen Pfeifengras, junge Birken und Brombeeren, die sonst die Heide überwuchern würden. Außerdem verjüngen sie die Heidepflanzen, indem sie diese anknabbern. Ohne die Schafe würde die Heide verbuschen und innerhalb weniger Jahre zu einem Wald heranwachsen.

 Spätestens seit Shawn das Schaf weiß jedes Kind, dass Schafe alles andere als dumm sind. Im Gegenteil: Schafe sind sogar ziemlich schlau.

Spätestens seit Shawn das Schaf weiß jedes Kind, dass Schafe alles andere als dumm sind. Im Gegenteil: Schafe sind sogar ziemlich schlau.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Entstanden ist die Bergische Heideterrasse, die sich von Siegburg bis Duisburg erstreckt, nachdem vor etwa 300 Jahren dichte Laubwälder abgeholzt worden waren. Schäfer trieben danach ihre Herden zum Weiden auf die mageren Flächen, deren nährstoffarme Böden sich nicht als Ackerland eigneten. Auf sumpfigem Gelände wuchsen Birken und Erlen, bildeten so genannten Bruchwälder.

Im Zuge der Waldwirtschaft wurden später viele heimische Heideflächen entwässert und aufgeforstet. Auch durch den Bau von Häusern und Straßen schrumpfte die Bergische Heideterrasse auf vier Naturschutzgebiete.

Die Schäferin zieht Jahr für Jahr vom Rhein aus durch die Gebiete der Bergischen Heideterrasse, Further Moor, Ohligser Heide und Hildener Heide. Sie verweilt im Juli und September jeweils für ungefähr eine Woche in Hilden.

Die Wanderschafherde besteht aus etwa 500 Moorschnucken ‒ einer sehr kleinen, hornlosen Schafrasse ‒ und etwa 30 Ziegen. Sie wird tagsüber durch die Schäferin mit Hütehunden gehütet und übernachtet in einem Pferch.

Auch die Städte Solingen, Hilden und Langenfeld setzen sich für den Erhalt der Heiden ein. Darum wird der Schäfer auch für seine Arbeit bezahlt. „Ohne diese Entlohnung wäre der Erhalt der Schäferei nicht möglich“ sagt Schäfer Franz Eikermann. Würde er die Tiere schlachten, würde er pro Tier nur um die 30 Euro erhalten. Da lässt er sie lieber als Rasenmäher auf vier Beinen arbeiten. Eikermann: „Ich liebe die Tiere einfach.“

Wer Lust und Zeit hat, kann am Sonntag, 11. Juli jeweils um 9.30 Uhr und um 13 Uhr die Arbeit der Wanderschäferin live und hautnah miterleben. Sie zeigt, wie sie die Herde mit Hilfe ihrer Hütehunde zusammen treibt und berichtet von ihrem Beruf als Schäferin. Treffpunkt ist der Parkplatz Hundewiese Jaberg an der Elberfelder Straße in Hilden (zwischen Hilden und Haan). Die Vorführung eignet sich besonders für Familien mit Kindern.

Leider sei das Leben der Schafherde nicht immer einfach und unbeschwert. In den vergangenen Jahren kam es insbesondere am Hildener Sandberg trotz entsprechender Pressemitteilungen und Beschilderungen regelmäßig zu Übergriffen von freilaufenden Hunden, die wiederholt Schafe gerissen und schwer verletzt haben. Aus diesem Grund haben sich die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Mettmann, die Biologische Station Haus Bürgel, der Förster der Stadt Hilden und das Regionalforstamt Bergisches Land einvernehmlich dazu entschieden, einzelne Wege in der Hildener Heide während der Beweidung zeitlich befristet zu sperren.

Darüber hinaus sind zeitgleich ehrenamtliche Mitarbeiter der Biologischen Station Haus Bürgel vor Ort, die Spaziergänger und Hundehalter über die Maßnahmen aufklären und bei der Suche nach Alternativrouten behilflich sind.

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