„Die Lanze der Königin“ Archäologen leben gefährlich

„Die Lanze der Königin“ ist der dritte Teil einer Roman-Reihe der RP-Mitarbeiterin Sandra „Saga“ Grünwald.

Es sind die Figuren eines Romans, die seine Handlung prägen. Je markanter – außergewöhnlich, tiefsinnig, stimmig in Erscheinung und Charakter – sie entworfen sind, desto lebendiger geht‘s voran in der Geschichte.

Drei Figuren drücken dem neuzeitlichen Roman „Die Lanze der Königin“ von Saga Grünwald ihren Stempel auf: die Archäologin Jocasta Loomis, der Keltologe Gwydion alias Dylan Gawr und der sonderbare Sverre Olsen. Er lebt ohne Computer und Telefon im Odenwald und ist ein „Gode – ein germanischer Krieger, der sich als Krieger und Hüter der alten Kultorte versteht“. Deswegen trägt er auch ein Kurzschwert auf dem Rücken. Dagegen ist Gwydion äußerst friedlich – er ist Vegetarier und Pazifist. Er lebt wie die alten Kelten in einem Rundhaus in einem Dorf in Norfolk an der Westküste. Er „folgt den alten Pfaden der Ovaten und Druiden“. Er spricht mit der Sonne und den Göttern.

Die Autorin Saga Grünwald, freie Mitarbeiterin der RP, ist selbst nach eigenem Bekunden „Druide im Order of Bards, Ovates and Druids“. Da wundert es, dass die Protagonistin Jocasta nichts mit dergleichen am Hut hat. Gleichwohl fühlt sie sich ihren Begleitern auch menschlich sehr verbunden. Grünwald rollt zu Anfang auf, welche Abenteuer die drei Freunde bereits in den beiden vorherigen Bänden „Der vergessene Schatz der Götter“ und „Andvaris Fluch“ erlebt haben. Der dritte Band „Die Lanze der Königin“ kann insofern auch als eigenständiger Roman gelesen werden. Der Kenner überfliegt einfach die Vorstellung der Figuren.

Jocasta selbst ist Engländerin, 39 Jahre alt, Single und mit Leib und Seele Archäologin. Archäologen scheinen gefährlich zu leben: Stets rufen die entdeckten Funde aus grauer Vorzeit gierige und skrupellose Grabräuber auf den Plan. So ergeht es Jocasta auch im dritten Band. Sie kann jedoch der riskanten Suche nach der verschwundenen Lanze aus dem Grab der berühmten keltischen Königin Boudica nicht widerstehen. Ähnlich ergeht es Gwydion und Sverre.

Damit ist die Zielgruppe des Buches ersichtlich: Leser, die sich sehr für die Geschichte der Zeit um 50 v. Christus interessieren, als die Römer in Britannien einfielen. Die Autorin dröselt das Geschehen um die keltische Königin ziemlich detailliert auf, um ihre Bedeutung hervorzuheben. Die Handlung – verschlungene Irrungen und gefährliche Wirrungen auf der Suche nach der Lanze – nimmt erst nach dem ersten Drittel des Romans an Fahrt auf. Dann geht‘s aber rasant zu. Es wird richtig spannend, inklusive Cliffhanger. Der Leser kann gar nicht schnell genug umblättern.

Die drei Freunde auf der Suche nach dem Dieb setzen erst aufs falsche Pferd, danach folgen sie der richtigen Spur. Mit List, Tücke und Glück bringen sie die Lanze in ihre Gewalt. Doch dadurch werden aus den Jägern Gejagte, die um ihr Leben kämpfen müssen. Das Ende verblüfft: Hier müssen die Göttinnen Frija und Brighid mit im Spiel gewesen sein. Öfters führen plötzlich auftretende Gefühle – zum Schluss auch bei Jocasta – dazu, das Richtige im richtigen Moment zu tun.

Der Leser leidet mit, zweifelt, bangt und hofft, ist gerührt und wünscht den Bösen den Zorn der Götter. Saga Grünwald schreibt aus der Perspektive der allwissenden Erzählerin. Sie verbrämt die Handlung mit mystischem Einschlag:

Sie leben noch, die alten Götter.

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