Hilden/Haan "Die erste Geburt war ein Aha-Erlebnis"

"Hebamme zu sein, ist mit keinem anderen Beruf vergleichbar", schwärmt Claudia Gnauck (26) über ihre Arbeit. Seit 2009 "empfindet sie es als Privileg, bei einer Geburt – quasi der Bildung einer Familie – dabei sein zu können". Auch Claudia Gnaucks Mutter Petra kümmert sich um Schwangere, Gebärende und Säuglinge. Sie selbst beschreibt die erste Geburt, die sie als Schüler-Praktikantin miterleben durfte, als Aha-Erlebnis. "Als ich die glückliche Mutter mit dem Baby sah, wusste ich, das will ich noch oft erleben".

 Claudia Gnauck – hier mit einem Hörrohr – aus Langenfeld ist Hebamme mit Leib und Seele.

Claudia Gnauck – hier mit einem Hörrohr – aus Langenfeld ist Hebamme mit Leib und Seele.

Foto: Ralph Matzerath

Statt einer geplanten medizinischen Ausbildung zur Logopädin besuchte sie drei Jahre eine Hebammenschule. Nach 1600 Stunden Theorie, 3000 Stunden praktischer Ausbildung und staatlicher Abschlussprüfung begann die Langenfelderin ihre Arbeit im Klinikum Leverkusen, wo sie seit März zur kommissarischen Leitung des Entbindungszentrums gehört. Daneben kümmert sich Claudia Gnauck nebenberuflich als freiberufliche Hebamme um Schwangere, die sich vor und nach der Niederkunft von einer Fachkraft persönlich betreuen lassen wollen.

Schwangere suchen in Listen der Krankenhäuser oder im Internet "ihre" Hebamme. Zunächst gilt es, in einem persönlichen Begegnung zu prüfen, "ob die Chemie stimmt". Mutter und Kind werden nach der Rückkehr in den eigenen Haushalt über acht Wochen regelmäßig besucht. Der Säugling wird beobachtet (Gewicht, Gelbsucht, Nabel), aber auch die junge Mutter erfährt Tipps zur Rückbildung der Gebärmutter, zum Stillen und vielen anderen Dingen.

Der Bedarf ist unterschiedlich "Manche machen das meiste intuitiv richtig", naturgemäß gibt es beim ersten Kind mehr zu erklären als beim dritten Nachwuchs. Finanziert wird diese Nachsorge von der Krankenkasse. An ihrer Mischung aus Festanstellung und freiberuflicher Arbeit schätzt Claudia Gnauck, dass sie freiberuflich nicht Geburten begleiteten muss. Das wäre wegen der permanenten Rufbereitschaft stressig, und wegen der sehr hohen Berufshaftpflichtprämien wirtschaftlich uninteressant. Die erhebliche Erhöhung der Versicherungsbeiträge hat im Vorjahr viele Freiberuflerinnen zur Aufgabe veranlasst. Ein Grund mehr, dass Hebammen für die private Nachversorgung sehr gesucht sind. Für die Kurse, in denen Entspannungstechniken, Atemübungen und weitere umfassende Information im Vordergrund stehen, gibt es unterschiedliche Angebote an vielen Orten, vom Wochenend-Crashkurs bis zum Sieben-Wochen-Kurs mit jeweils eine Stunde. "Trotz zunehmender Neigung zum Kaiserschnitt, unbedingt zu empfehlen", sagt die Fachfrau.

(RP)
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