Interview mit Volker Hillebrand "Der Wind für die Einkaufsstadt Hilden wird rauer"

Hilden · In Düsseldorf und Solingen eröffnen neue Einkaufszentren. Die Hildener Händler sind zufrieden: warum das kein Grund zum Jubeln ist, verriet Volker Hillebrand, Geschäftsführer der Stadtmarketing GmbH im RP-Interview.

 Volker Hillebrand ist Geschäftsführer der Stadtmarketing GmbH.

Volker Hillebrand ist Geschäftsführer der Stadtmarketing GmbH.

Foto: ola

Wie sind die Geschäfte für die Hildener Einzelhändler in diesem Jahr gelaufen?

Hillebrand Die Hildener Händler sind bislang zufrieden. Zum Jubeln besteht jedoch kein Anlass. Die Umsatzsteigerungen liegen nur knapp über der Inflationsrate. Viele Konsumenten geben ihr Geld lieber aus, als es für Minizinsen auf die Bank zu legen. Von diesem Trend profitiert jedoch die Baubranche mehr als der Einzelhandel. Hilden scheint sich trotzdem im Vergleich zu anderen Städten überproportional gut zu entwickeln. Aber der Wettbewerb nimmt auch zu. In Solingen eröffnet am 24. Oktober das neue Einkaufszentrum Hofgarten, in Düsseldorf demnächst der Kö-Bogen. Das bedeutet: Der Wind für Hilden wird rauer. Wir sind jetzt im dritten Quartal. Das ist für den Handel das wichtigste des ganzen Jahres.

Ist das neue Itter-Karree tatsächlich ein Kundenmagnet?

Hillebrand Nach meinem persönlichen Eindruck: ja. Zahlen, die das belegen, habe ich noch nicht. Wir bereiten gerade eine Passantenzählung vor. An bestimmten Stellen in der Innenstadt werden an zwei Tagen jeweils eine Stunde lang die Passanten gezählt. Diese Zahlen können wir dann mit den Werten von Anfang März vergleichen. Damals hatte das Itter-Karree noch nicht eröffnet.

Welches sind die attraktivsten Handelslagen in Hilden?

Hillebrand Auf der Mittelstraße zwischen Schulstraße und Rathaus-Center. Diese so genannten 1a-Lagen werden von auswärtigen Handelsunternehmen gezielt nachgefragt — bis auf die Hausnummer genau. Ich bin überzeugt: Auch der Axlerhof und der Warrington-Platz haben das Potenzial für eine 1a-Lage. Auch so genannte 1b-Lagen sind in Hilden aber immer noch gute Einzelhandelsflächen.

Machen Ihnen die Leerstände in Hilden Sorgen?

Hillebrand Nur wenige Ladenlokale in der Innenstadt sind frei. Es gibt natürlich auch nicht marktfähige Flächen. Mit deren Vermietung tut man niemandem einen Gefallen. Ein positives Beispiel ist das Ladenlokal der ehemaligen Metzgerei Steinhaus an der Mittelstraße. Durch unsere Vermittlung wird dort im November das bekannte Fischfachgeschäft Schälte einziehen. Wir haben den Eigentümer und Schälte zusammengebracht. Für Hilden ist das ein echter Gewinn.

Viele Kunden wünschen sich einheitliche Ladenöffnungszeiten. Wie sieht es damit in Hilden aus?

Hillebrand Wir als Stadtmarketing empfehlen folgende Öffnungszeiten: montags bis freitags bis 19 Uhr, samstags bis 18 Uhr. Viele Händler halten sich daran. Ich schreibe zurzeit alle Händler an und werbe dafür, an den vier Adventssamstagen gemeinsam bis 19 oder bis 20 Uhr zu öffnen. Ich hoffe, so finden wir einen breiten Konsens, der von vielen Händlern mitgetragen wird.

Braucht man Veranstaltungen, um Kunden in die Innenstadt zu locken?

Hillebrand Hildens Innenstadt ist so attraktiv, dass wir sie nicht durch schlechte Veranstaltungen kaputt spielen sollten. Ich bin der Meinung, die Anzahl sollte nicht weiter erhöht werden. Der Weihnachtsmarkt und der Künstlermarkt, die wir organisieren, sind auf gutem Weg. Die Familienmesse des Jugendamtes kürzlich war ganz hervorragend. Wenn sie alle zwei Jahre stattfindet, wäre das ein guter Rhythmus.

Hilden saugt mit 127,8 Prozent mehr Kaufkraft aus dem Umland ab als Düsseldorf (121,1 Prozent), hat die IHK kürzlich festgestellt. Wie ist Ihre Strategie für die Zukunft?

Hillebrand Die Herausforderung wird sein, dieses Niveau in den nächsten Jahren zu halten. Wir müssen gemeinsam mit unseren Händlern herausfinden, woher genau unsere Kunden kommen und woher nicht — und dann dort gezielt Werbung machen. Hildens Vorzüge sind seine Überschaubarkeit, das großstädtische Angebot, die gute Erreichbarkeit und das günstige Parken. Diese Stärken können und müssen wir langfristig ausspielen.

CHRISTOPH SCHMIDT STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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