Hilden Der Neue rückt Natur ins rechte Licht

Hilden · Der Nabu Hilden hat einen neuen Stadtbeauftragten: Jürgen Borngraeber. Partnerprojekte mit der Stadt sind geplant.

 Jürgen Borngraeber ist der neue Stadtbeauftragte des Nabu in Hilden. Er sieht auch im städtischen Umfeld viel Raum für Naturschutz. Parks, Grünstreifen, aber auch Friedhöfe seien schützenswerte Refugien für die Natur.

Jürgen Borngraeber ist der neue Stadtbeauftragte des Nabu in Hilden. Er sieht auch im städtischen Umfeld viel Raum für Naturschutz. Parks, Grünstreifen, aber auch Friedhöfe seien schützenswerte Refugien für die Natur.

Foto: Olaf Staschik

Ganz zu Beginn, da war es die Technik, die ihn in die Natur trieb. Jürgen Borngraeber fotografiert leidenschaftlich gerne. Vor Jahren noch nahm er besonders gerne Flugzeuge in den Blick. Was lag da näher, als in die Wahner Heide zu fahren, wo die Starts und Landungen auf dem Konrad-Adenauer-Flughafen Köln/Bonn besonders gut zu beobachten sind?

Doch auch die Natur ließ den heute 55-Jährigen nicht unberührt. "Drumherum war alles grün", erinnert er sich lachend. Und so richtete er sein Objektiv immer häufiger auch auf die Tiere der Wahner Heide. Insekten und Vögel faszinierten ihn. Das ist bis heute so geblieben. "Und dann wollte ich natürlich wissen, was ich da überhaupt fotografiert habe." Also schlug er in Bestimmungsbüchern nach, lernte Eichelhäher und Misteldrossel kennen, bestimmte verschiedene Wespenarten, Käfer und Bienen. "Die hatte ich meinen Lebtag vorher noch nicht gesehen."

Mittlerweile reicht seine Sachkunde für ein Ehrenamt. Jürgen Borngraeber, hauptberuflich Notfallmanager bei einer großen Versicherung, ist der neue Stadtbeauftragte des Naturschutzbundes (Nabu) für Hilden. Er folgt auf Wilhelm van den Hurk, der das Amt aus persönlichen Gründen aufgab.

Doch was hat ein Naturschützer eigentlich in der Stadt zu tun? Borngraeber muss nicht lange überlegen, um gemeinsam mit Wolfgang Sternberg, Vorsitzender des Nabu im Kreis Mettmann, eine ganze Reihe von Aufgaben aufzuzählen: "Er muss bereit sein, in der Öffentlichkeit als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen." Dabei gelte es vor allem, Fragen zum Naturschutz zu beantworten. Der moralische Zeigefinger bleibe unten, "wir sind keine Apostel, die täglich das Evangelium predigen", sagt Sternberg. Der Nabu gehört aber auch zu den so genannten Trägern öffentlicher Belange, die vor der Realisierung größerer Bauprojekte gefragt werden müssen - eine wichtige Aufgabe.

Ein erstes Treffen mit Vertretern der Hildener Stadtverwaltung gab es schon - am Kesselsweier, wo ein Großteil der Fläche zurzeit einer naturnahen Bewirtschaftung zugeführt wird. Ein umstrittenes Projekt, "aber ich empfinde das als gelungenen Kompromiss", sagt Borngraeber, der selbst Hundehalter ist und sich in seinen Freiheiten kaum eingeschränkt sieht. Auch Achim Hendrichs, Leiter des Hildener Grünflächenamtes, ist erfreut, dass der Nabu seine Zusammenarbeit mit der Stadt wieder reaktiviert: "Wir suchen jetzt Projekte. Ich denke, da gibt es Möglichkeiten", berichtet er.

Welches sind Borngraebers grüne Lieblingsplätze in Hilden? Der Oerkhaussee zum Beispiel, "wo ich schon den Eisvogel gesehen habe". Oder den Stadtpark, wo es den Eichelhäher gibt. Selbst Friedhöfe seien attraktive Refugien für die Natur. "Man muss natürlich genau hingucken", sagt Borngraeber. "Wenn man sich still auf eine Bank setzt, da kann man schon viel sehen."

Die ersten Aktivitäten unter der Regie des neuen Stadtverordneten stehen schon auf der Tagesordnung. Die Gespräche mit der Hildener Stadtverwaltung laufen, die Kooperation "könnte sogar bis zu Betreuungsgebieten gehen" - Parks oder kleinere Grünanlagen zum Beispiel, für die der Nabu Pate ist. Am 20. und 21. September veranstaltet Borngraeber zudem ein Seminar zur Natur-Fotografie in Erkrath-Hochdahl.

Und wie leben Borngraeber und Sternberg den Naturschutz in ihrem eigenen Leben? "Wir kaufen Eier mit einer Null drauf", sagen sie unisono - steht dem Zahlen- und Buchstabenstempel auf einem Ei eine Null voran, so stammt es aus einem Öko-Betrieb. "Mittlerweile hängen etliche Vogelhäuser auf meinem Balkon", sagt Borngraeber, der im Hildener Süden lebt. Und Sternberg hat in seinem Garten einen Totholz- und einen Komposthaufen angelegt. "Da kann man auf 200 Quadratmetern schon was machen", nickt er zufrieden. "Ja, genau das ist es", bestätigt Borngraeber: "Man muss als Naturschützer nicht gleich das Extrem vorleben. Viel wert ist auch das Kleine, das man eben so machen kann."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort