Hilden Der Fotograf der Urdenbacher Kämpe

Hilden · Andreas Schäfers liebt die Natur, vor allem die Welt der Vögel, und verbringt Stunden mit ihrer Beobachtung.

 Der Rote Milan erreicht eine Spannbreite von fast zwei Meitern.

Der Rote Milan erreicht eine Spannbreite von fast zwei Meitern.

Foto: Andreas Schäfers

Es gibt Geschenke, die ein Leben verändern. Bei Andreas Schäfers gab es diesen Moment 1979. "Mein Vater schenkte mir meine erste analoge Sucherkamera." Da die Eltern kein Auto hatten, waren Ausflüge in den nahen Wald keine Seltenheit. Der Vater sagte gerne, dass die Natur am schönsten male. Dieser Satz hat die Wahrnehmung des heute 51-jährigen Reiseverkehrskaufmanns geschult und ihm obendrein viel Lebensfreude geschenkt. Schon lange wohnt er im Düsseldorfer Süden, und es packt ihn, wenn die Dramen der Natur gleich zu Hause zu erleben sind. So knallten eines Tages zwei Vögel vor die Scheibe seines Wohnzimmers, ein Turmfalke jagte eine Taube. Kein Einzelfall. "Die Vielfalt der Flora und Fauna im Düsseldorfer Süden ist äußerst beeindruckend", sagt er.

 Diesen jungen Roten Milan rettete Andreas Schäfers, er päppelte ihn auf.

Diesen jungen Roten Milan rettete Andreas Schäfers, er päppelte ihn auf.

Foto: Andreas Schäfers

Daran denken die meisten Düsseldorfer nicht, wenn sie die Namen Garath und Hellerhof hören. "Entgegen aller Unkenrufe - immer ist die Rede von der Trabantenstadt und dem sozialer Brennpunkt - bekenne ich mich zu diesen Stadtteilen und genieße ihre einzigartige Nähe zur Natur und die Peripherie der Landeshauptstadt", sagt Schäfers.

Er hat bereits mehrere Fotodokumentationen zusammengestellt, möchte Mitbürgern die Schönheit vor der Hautüre zeigen und auch überregional dazu beitragen, dass der Ruf des Stadtsüdens verbessert "und die Sensibilität für die Schönheiten unserer Stadt geweckt wird".

 Wunderschön: ein Storch in der Urdenbacher Kämpe bei Vollmond. Andreas Schäfers hat viele weitere Vögel fotografiert, darunter Fischadler, Habicht, Falke und Eisvogel.

Wunderschön: ein Storch in der Urdenbacher Kämpe bei Vollmond. Andreas Schäfers hat viele weitere Vögel fotografiert, darunter Fischadler, Habicht, Falke und Eisvogel.

Foto: Andreas Schäfers

Schäfers verbringt Stunden, ja ganze Tage am Rheinufer, im Himmelgeister Rheinbogen und in der Urdenbacher Kämpe. Er fotografiert die Landschaft, als Makrofotograf aber auch Kleinstlebewesen aus der Welt der Insekten und Amphibien. Oft trägt er Tarnkleidung, nicht selten sitzt er in einem Tarnzelt. Denn seine besondere Leidenschaft gilt der Vogelwelt. "Sie stellt den spektakulärsten Teilbereich der hiesigen Fauna dar." Neben Standvögeln, die ganzjährig vor Ort bleiben, finden sich in der Urdenbacher Kämpe auch sogenannte Teilzieher und klassische Zugvögel ein. Wasservögel, Singvögel und Greifvögel sind nur einige der vorhandenen Arten. In der Fotoliste Schäfers stehen, um nur einige zu nennen: Weißstorch, Silber- und Graureiher, Fischadler, Roter Milan (Rotmilan, Königsweihe, Gabelweihe), Habicht, Wespen- und Mäusebussard, Baum- und Turmfalke, Pirol, Zwergtaucher und Eisvogel.

Mit dem Ehrgeiz des Profis wartet Schäfers auf das richtige Licht, schätzt vor allem die "blaue Stunde" am Übergang zwischen Tag und Nacht. Und oft "hat man oft kalte, nasse und matschige Füße". Manchmal gerät der Tierliebhaber aber auch ins Schwitzen. So wie im vorigen Jahr. Schäfers beobachtete über Monate ein Paar Roter Milane, das in 30 Metern Höhe in einer Pappel einen Horst bewohnte, also ein Nest. Dort zogen die Tiere ihren Nachwuchs auf. Schäfers hatte Urlaub genommen, um seine Dokumentation vollenden zu können. Wie vom Schlag getroffen war er, als er an einem Sommertag, der bis zu 35 Grad heiß werden sollte, das Jungtier am Morgen auf dem Boden liegend vorfand. Der Erstflug war wohl missglückt, es war völlig entkräftet.

 In Volltarnung den Tieren nah: Andreas Schäfers am Rheinufer im Düsseldorfer Süden in Aktion. Hier fotografiert er Graugänse.

In Volltarnung den Tieren nah: Andreas Schäfers am Rheinufer im Düsseldorfer Süden in Aktion. Hier fotografiert er Graugänse.

Foto: Klaus Weber

Schäfers zog den Vogel aus der prallen Sonne, flößte ihm - zum Glück hatte er eine Spritze dabei - Wasser eines nahen Tümpels ein. Da das Tier kaum trank, holte er Wasser von zu Hause (er selbst musste auch trinken) und machte weiter. Die Eltern - Spannweite bis zu fast zwei Metern - hatten alles beobachtet und ihrem Nachwuchs inzwischen den Kadaver einer Maus gebracht, aber der Jungvogel war zu schwach, um zu fressen. Nach weiterem Einflößen von Wasser erhob sich das Tier nach eineinhalb Stunden, stakste in der Nähe des Fotografen über den Morast - und hob dann zum Jungfernflug über einen Tümpel ab. Ein glücklicher Moment.

Andreas Schäfers wird im Herbst eine Ausstellung im Mehrgenerationenhaus Hell-Ga veranstalten. Der Termin steht noch nicht fest.

(ujr)
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