Hilden Der Bahnhof brachte Hilden den Aufschwung
Hilden · Hilden bekam am 19. November 1874 einen eigenen Bahnhof und damit Anschluss an das wachsende Bahnnetz. Das war entscheidend für die weitere Entwicklung vom Dorf zur Stadt.
Bis 1874 war Hilden vom Fortschritt quasi abgehängt. Der fuhr mit Dampfkraft und auf eisernen Schienen durch`s Land. Auf den ersten Eisenbahnstrecken, die in Westdeutschland die Wirtschaftsgebiete um Düsseldorf, Elberfeld und Barmen (heute Wuppertal), Hagen, Duisburg oder Köln verbanden, fuhren die Personen- und Güterzüge bis dahin nur an Hilden vorbei.
Eigentlich dienten die Bahnhöfe in Ohligs (Solingen) und Benrath (Düsseldorf) als wichtige Eisenbahnhaltestellen für den Hildener Güterverkehr. Das sorgte für mehr Transportaufwand.
Am 19. November 1874 erhielt Hilden endlich einen eigenen Bahnhof. Dafür hatten sich vor allem Fabrikanten und Unternehmer eingesetzt. Die rheinische Eisenbahngesellschaft baute eine Strecke von Troisdorf bei Siegburg bis Speldorf bei Mülheim (Ruhr). Sie führte über Hildener Gebiet. Und dank dieser günstigen Gelegenheit bekam Hilden einen eigenen Halt. In der Anfangszeit wurde diese Verbindung mehr für den Transport von Gütern genutzt als für den Personenverkehr. In großen Mengen und viele preiswerter als mit Pferdefuhrwerken konnten nun Rohstoffe und Waren nach Hilden gebracht werden.
Umgekehrt konnten die ansässigen Betriebe ihre Produkte in weiter entfernte Gebiete verschicken. Der Eisenbahnanschluss kurbelte die Industrialisierung in Hilden an, brachte Arbeitsplätze und Wohlstand und wurde so zum Wachstumsmotor für die aufstrebende Gemeinde.
Fast 100 Jahre nach der Bahnhofs-Eröffnung erhielt Hilden eine zweite Haltestelle: „Hilden-Süd“ ging 1977 in Betrieb. Für Hildener Pendler und für Reisende, die zum Flughafen oder zum Hauptbahnhof Düsseldorf wollten, startete am 26. September 1980 das nächste große Eisenbahnprojekt: Die erste S-Bahnlinie zwischen Solingen und Düsseldorf mit zwei Hildener Haltestellen sorgte für eine bessere Verbindung in die Landeshauptstadt Düsseldorf, die Rheinschiene und über den Flughafen sogar bis in alle Welt.
Die Hildener haben mit ihrem Bahnhof aber nicht nur gute, sondern auch schon leidvolle Erfahrungen gemacht. 1995 kauften vier Investoren das Bahnhofs-Gebäude der Bahn ab. Sie wollten ein Hotel daraus machen, zerstritten sich aber heillos. Zwölf Jahre lang verfiel der 1999 unter Denkmalschutz gestellte Bau. Hilden begrüßte seine Besucher mit einer Ruine. Das fiel für viele Besucher auf die Stadt Hilden zurück. 2007 konnte die Kommune den „Schandfleck“ für 80.000 Euro kaufen. Die Grundstücksgesellschaft der Stadtwerke investierte 3,4 Millionen Euro in die Sanierung. Architekt Christof Gemeiner aus Hilden wurde dafür 2010 als einer von 34 „vorbildlichen Bauten in NRW“ ausgezeichnet.
Die Stadt ließ den Fußgängertunnel zu den Gleisen – früher ein stinkendes, dunkles Loch – auf eigene Kosten für 300.000 Euro herrichten. Sie investierte 93.000 Euro in eine Videoüberwachung. Sie ließ den Vorplatz des Bahnhofs für rund eine Million Euro umgestalten. Heute ist das Bahnhofsgebäude ein Schmuckstück.
Eigentümer ist übrigens die Grundstücksgesellschaft der Stadtwerke Hilden. Ihr gehört auch das Weiterbildungszentrum „Altes Helmholtz“ sowie die Polizeiwache mit Nebengebäuden an der Kirchhofstraße.