Kreis Mettmann Defizit im Notarztsystem

Kreis Mettmann · Für das Jahr 2011 hat der Kreis Mettmann ein Defizit von 530 000 Euro ermittelt. Folge: Ab 2013 sollen die Gebühren für die Krankenkassen steigen, beschloss der Fachausschuss einstimmig.

 Notarzt Frank Bernhardt ist in Hilden, Haan und Erkrath im Einsatz. Das Notarztfahrzeug ist nagelneu und wurde im Mai in Dienst gestellt.

Notarzt Frank Bernhardt ist in Hilden, Haan und Erkrath im Einsatz. Das Notarztfahrzeug ist nagelneu und wurde im Mai in Dienst gestellt.

Foto: A. Tinter

Wenn sie gerufen werden, geht es häufig um Leben und Tod. Rund 10 000 Mal waren die Notärzte im Kreis Mettmann im vergangenen Jahr mit Martinshorn und Blaulicht im Einsatz. Finanziert wird das Notarztsystem über Gebühren, die in der Regel die Krankenkassen bezahlen. In der Betriebsabrechnung 2011 klafft (bei einem Gesamtaufwand von 3,2 Millionen Euro) ein Defizit von knapp 530 000 Euro, informierte die Kreisverwaltung jetzt die Kreistagsmitglieder. Ursache: Personalkosten, Betriebskosten bei den Einsatzfahrzeugen und Versicherungsprämien — alles sei teurer geworden, erläuterte Michael Beitelsmann, Sachgebietsleiter für Bevölkerungsschutz beim Kreis. Zudem seien zwei Notarztfahrzeuge nach Totalschäden ausgefallen. In Ratingen "erwischte" es ein zwei Monate altes Neufahrzeug. Für sie mussten Ersatzfahrzeuge über mehrere Monate angemietet werden.

Das Defizit soll durch Griff in eine Rücklage mit 327 000 Euro ausgeglichen werden. 202 000 Euro werden durch eine knapp zehn prozentige Gebührenerhöhung ab 2013 aufgefangen, beschloss die Kreistagsfraktionen einstimmig im Fachausschuss. Der Kreistag muss diese Vorentscheidung am 4. Oktober bestätigen.

Der Kreis Mettmann (rund 500 000 Einwohner) hat an fünf Feuerwachen Notarzteinsatzfahrzeuge stationiert: Hilden (zuständig für Hilden, Haan, Erkrath), Langenfeld (Langenfeld, Monheim), Mettmann (Mettmann, Wülfrath, Erkrath, Haan), Ratingen (Ratingen, Mettmann, Heiligenhaus) und Velbert (Velbert, Heiligenhaus, Wülfrath). Die Notärzte stellen die Kliniken vor Ort. "Wie die Krankenhäuser den Notarztdienst organisieren, ist ihnen überlassen", erläutert Beitelsmann.

Wer den Notruf 112 wählt, landet auf der Kreisleitstelle der Feuerwehren. Dort nimmt ein speziell geschulter Rettungsassistent das Gespräch entgegen, erläutert Daniela Hitzemann, Sprecherin des Kreises: "Er versucht durch gezielte Fragen herauszufinden, was dem Anrufer fehlt. Dann entscheidet er, welches Rettungsmittel das Richtige ist." Bei lebensbedrohlichen Situationen schickt er den Notarzt und einen Rettungswagen los. Der Notarztwagen holt den Notarzt in der Klinik ab und trifft den Rettungswagen am Notfallort (Rendezvous-System). In über 90 Prozent der über 112 gemeldeten Notfälle sei der Rettungsdienst innerhalb von acht Minuten vor Ort — an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr. Der Kreis hat inzwischen alle fünf Notarztwagen nicht mehr gekauft, sondern gemietet. "Bei Totalschaden stellt der Vermieter sofort Ersatz", erläuterte Hitzemann: "Das ist für den Kreis wirtschaftlicher, weil wir kein Ersatzfahrzeug vorhalten müssen." Dr. Michael Lipke, Ärztlicher Direktor im St.-Josefs-Krankenhaus Hilden und Chefarzt der Inneren Abteilung, organisiert die Notärzte für Hilden, Haan und Erkrath: "Wir beschäftigen rund 20 feste Notärzte. Hinzu kommen Mitarbeiter, die wir über Notarztbörsen engagieren." Notarztbörsen vermitteln bundesweit Notärzte für Veranstaltungen und Vertretungen. Beitelsmann: "Notärzte sind ein knappes Gut."

(RP/ac)
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