Hilden Das neue Rauchverbot sorgt für Ärger

Hilden · Das Rauchverbot ist seit einem Monat in Kraft. Wirte und Gäste lassen kein gutes Haar daran.

 Marco Henrichs (l.), Wirt der "City Schänke", steht schon mal mit seinen Gästen vor der Tür.

Marco Henrichs (l.), Wirt der "City Schänke", steht schon mal mit seinen Gästen vor der Tür.

Foto: Olaf Staschik

Fotios Fotopoulos steht vor dem "Treff 785". Er raucht eine Zigarette. Das neue Nichtraucherschutzgesetz schreibt dies seit dem 1. Mai vor. Außer dem Wirt der Kneipe am Fritz-Gressard-Platz sind seine Frau Eleni und drei weitere Gäste vor der Tür. "Wir haben keine andere Wahl", sagt Fotios Fotopoulos. In dem Gaststättenraum mit vielen Tischen, Sitzen, einer breiten Theke mit Barhockern sowie einem Bereich zum Dartspielen herrscht gähnende Leere. "Die Gäste bleiben treu, aber es werden insgesamt weniger", schimpft Fotopoulos. Das verschärfte Rauchverbot hält er für unnötig und unsinnig.

Das sehen auch seine Gäste so. "Die Kneipenkultur geht kaputt. Drinnen ist nichts mehr los", ärgert sich Jörg Presuhn. Er ist immerhin Nichtraucher und kommt seit zwei Jahren regelmäßig in den "Treff 785". Seit Anfang des Monats trinkt aber auch er sein Bier viel lieber mit den rauchenden Gästen vor der Tür. "Die Leute, die am Automaten, mit Würfeln, Karten oder Dart gespielt haben, gehen auch raus", stellte Eleni Fotopoulos fest. So würden gesellige Runden ständig auseinander gerissen. Zudem seien schon Leute mit vollem Deckel vor die Tür gegangen und anschließend ohne zu zahlen verschwunden. Gäste und Wirte sind sich jedenfalls einig, dass es bei der alten Regelung mit abgetrennten Räumen oder reinen Raucher- oder Nichtraucherlokalen hätte bleiben sollen.

Noch deutlich schlechter sind Wirt und Gäste in der Kneipe am Alten Markt auf das Rauchverbot zu sprechen. "Das ist negativ in jedem Bereich", sagt Norbert Röhner. "Hier im Thekenraum ist keine Stimmung mehr. Vorher haben hier alle geraucht. Jetzt geht ständig jemand nach draußen", ärgert sich der Gastwirt. Vor allem das soziale Miteinander und die Geselligkeit gingen verloren. "Meinen Kasten Bier könnte ich mir auch nach Hause holen", sagt ein rauchender Gast. "Aber damit schade ich nur dem Wirt."

Norbert Röhner spürt das Rauchverbot auch finanziell. Seine Einkünfte deckten im Mai nicht die Pacht, die er zu zahlen hatte. Einbußen spürt ebenfalls Helga Seiler hinter der Theke. "Ich arbeite seit fast 40 Jahren hier. Und ich gehe mittlerweile nur noch zwei, statt drei Tage arbeiten", berichtet die Kellnerin.

Die City-Schänke an der Robert-Gies-Straße ist recht gut gefüllt zur Mittagszeit. Aber in regelmäßigen Abständen nehmen die Kneipengäste vor der Tür an den Tischen Platz, um zu rauchen. "Nichtraucher und Raucher sind oft gemeinsam draußen. Das macht die Atmosphäre kaputt", sagt Marco Henrichs. Im verregneten Mai begrüßte der Inhaber daher deutlich weniger Gäste in seiner Kneipe. "Es waren sicher 35 bis 40 Prozent weniger. Ich weiß nicht, wie es weitergeht", gesteht Henrichs.

Frank Lohmann berichtet dagegen vor allem von Problemen seiner Kollegen mit Anwohnern. Jedoch glaubt der Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) im Kreis Mettmann daran, dass der Rückgang an Gästen gerade in Eckkneipen sich bald wieder relativiert. "Gäste werden sich als Reaktion im privaten Umfeld treffen. Wenn die Dienstleistung der Gastronomie aber fehlt, kommen sie wieder zurück", sagt Lohmann. Das verschärfte Rauchverbot sieht der Dehoga-Vorsitzende aber auch als Chance. "Wir dürfen nicht jammern, sondern müssen agieren und aus der Eckkneipe etwas machen", fordert er seine Kollegen im Kreis auf.

Beim Hildener Ordnungsamt sind noch keine Anzeigen eingegangen gegen Gastwirte, die sich nicht ans Rauchverbot halten. "Das war bei der ersten Welle vor einigen Jahren, als die Raucherräume eingeführt wurden, noch anders", berichtet Amtsleiter Michael Siebert. Statt dessen stelle man aber fest, dass sich die Spielhallenbetreiber untereinander nicht grün seien. "Sie zeigen sich gegenseitig an, dass sie sich nicht ans Rauchverbot hielten", sagt er. Acht Anzeigen lägen bereits vor. "Wir überprüfen dies auch, aber bislang haben wird nirgends eine Anzeige bestätigt gefunden."

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(RP/rl)
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