Hilden Das Lebensschwellenfest

Düsseldorf · 31 junge Hildener treten mit der Konfirmation in die evangelische Gemeinde ein. Der Konfi-Unterricht bereitet sie darauf vor. Auf Bibelfestigkeit werden die Christen im Teenageralter nicht geprüft.

Marie-Luise Neiß (14) hat sich bewusst dafür entschieden, sich im April in die evangelische Gemeinde aufnehmen zu lassen: „Wenn ich konfirmiert bin, habe ich die gleichen Rechte und Pflichten als Christ wie die Erwachsenen.“ Morgen feiert sie zusammen mit 31 jungen Menschen den Vorstellungs– und Taufgottesdienst in der Erlöserkirche. Noch zu Zeiten ihrer Großeltern hatten Protestanten eine Prüfung zu absolvieren, in der ihre Bibelfestigkeit abgefragt wurde. Pastorin Sonja Schüller setzt heute mehr auf die Eigenständigkeit ihrer Nachwuchs-Gemeinde: „Bei diesem Gottesdienst bin ich nur die Regisseurin. Gebete, Gebote und Glaubensbekenntnis bringen die Konfirmanden mit ein.“

Die Konfirmation, die ab 22. April in allen vier evangelischen Kirchen Hildens gefeiert wird, nennt die Seelsorgerin ein Lebensschwellenfest. Mädchen und Jungen im Alter von 14 Jahren dürfen, auch wenn sie schon im Baby-Alter getauft wurden, erstmalig eine eigene Entscheidung für ihre Glaubenszugehörigkeit treffen. Dafür haben sie vorbereitend eineinhalb Jahre den Konfirmations-Unterricht, kurz Konfi. besucht, der laut Pastorin Schüller „anders als in der Schule Gottesdienst und Glauben in den Mittelpunkt stellt“. Praktika im Kindergarten, Altersheim oder beim Küster gehören ebenso dazu wie zwei Wochenend-Freizeiten.

Sich aufgehoben fühlen

„Ich fand meine Konfi-Zeit interessant und habe mehr über Gott erfahren“, urteilt Marc Kossmann. So wie er freuen sich die Jugendlichen auf ein Fest, bei dem sie im Mittelpunkt stehen. Meike Neumann wird zusammen mit ihrer Cousine und vielen Verwandten den Ehrentag begehen: „Im Konfi herrschte eine andere Atmosphäre als in der Schule. Ich habe mich aufgehoben gefühlt.“

Jugendliche in der Pubertät stellen vieles in Frage und suchen Antworten. Auch zu schwierigen Themen wie Lebenssinn oder Tod. „Moderner Konfirmationsunterricht muss auch mit den Freizeitinteressen junger Menschen in Konkurrenz treten. Das ist nicht immer leicht.“

Sonja Schüller freut sich, dass alle ihr anvertrauten Christen-Kinder „ja“ zur Aufnahme in die evangelische Gemeinde gesagt haben. Neben der kirchlichen Feier ist die Konfirmation auch ein wichtiges Familienereignis. Und eine Kleiderfrage.

Loslassen müssen

„Sich chic zu machen ist in,“ weiß die Pastorin. Und dass das „Loslassen“ der älteren Generation auch für ihren Berufsstand gilt: „Nach der Konfirmation ist die Phase des Säens abgeschlossen. Viele konzentrieren sich dann auf Ausbildung und Beruf. Ich hoffe auf die Zeit der Ernte, denn die Konfirmanden von heute werden unsere Kirche der Zukunft repräsentieren.“

(RP)
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