Hilden Damensitzung: Allein unter Frauen

Hilden · "Itter Helau, Hilden Helau, Prinzengarde Helau" schallt es durch die Stadthalle hinaus in die Tristesse eines grauen Sonntagnachmittags. Den rund 800 Besucherinnen der 35. Damensitzung der Hildener Karnevalsgesellschaft Kniebachschiffer mochte das Wetter gestern Nachmittag ziemlich egal gewesen sein. "Hauptsache die Stimmung ist super und man kann mit den Mädels Karneval feiern", schrie Denise Marquardt gegen die stimmungsvolle Musik der Kölner Newcomer Band "Lupo" an, die den Saal mit ihrer Mischung aus kölschen und irischen Tönen zum Toben brachte. Dass dies seit gestern schon der neunte Auftritt für sie sei, mache es natürlich zeitweise anstrengend, sagt Benni Landmann - Violinist der Band - aber "es ist trotzdem ein geiles Gefühl vor so einem super Publikum abrocken zu können".

 RP-Autor Jörg Klemenz gelangte mit Brille und Perücke hinein.

RP-Autor Jörg Klemenz gelangte mit Brille und Perücke hinein.

Foto: Klemenz

Der Autor dieser Zeilen wollte dieses geile Gefühl mal selbst erleben und dachte lange darüber nach, wie das als Mann zu machen wäre. Mit Sonnenbrille und Perücke langte er an der Stadthalle an, und der Einlass hatte sogar ein Erbarmen, obwohl die Zeit nicht mal mehr für eine Rasur gereicht hatte. . . Die Einlassungen der ausgelassenen Damen war jedenfalls allesamt witzig und spritzig: Es habe wohl nicht ganz gereicht bei der Geschlechtsumwandlung, gab eine zu bedenken. Und eine andere ließ sich tatsächlich für den Bruchteil einer Sekunde täuschen und riss erstaunt die Augen auf. Doch wir waren ja gekommen, um mitzufeiern und die Super-Stimmung zu erleben, die schließlich erheblichen Anteil hat am Erfolg der einzigen Hildener Damensitzung.

Also weiter im Programm.

Mit zunehmender Stunde ging es in den Damenreihen immer ausgelassener zu. So wurden die Tanzmariechen der KG Dürscheder Mellsäck frenetisch empfangen und ihre akrobatisch anmutenden Sprünge auf der Bühne lautstark umjubelt, nachdem sie sich einige Minuten vorher noch diszipliniert im Eingangsbereich der Stadthalle ihre Sehnen und Bänder dehnten und streckten. Diese körperliche Schinderei lohne sich aber definitiv jedes Jahr aufs Neue, versicherten die vielen Tänzerinnen und wenigen Tänzer des Tanzcorps unisono. Und als eine Art Liebesbeweis an den rheinischen Karneval fügte Melanie, 33-jähriges Tanzmariechen der Mellsäck, noch hinzu: "Am Montag nach Aschermittwoch geht's wieder los mit dem Training."

Der Präsident der KG Kniebachschiffer, Michael Deprez, blickt mit einem stolzen Schmunzeln auf die vergangenen Jahrzehnte der Hildener Damensitzung zurück. Sein Herz sei stets voll dabei, sinniert er, und auf die Frage, was ihn immer wieder motiviere, den Hildener Karneval mit zu organisieren, scherzt er leise in sich hinein: "Karneval liegt mir einfach im Blut."

Übrigens war durfte auch Deprez nur in die Halle, weil er zum Orgateam gehört.

(RP)
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