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Folgekosten Corona kostet die Stadt Millionen

Hilden · Fehlende Einnahmen und gestiegene Ausgaben führen dazu, dass der Kommune noch weniger Geld zur Verfügung steht. Auch die städtischen Gesellschaften leiden. Damit wird sich der neue Stadtrat im Herbst beschäftigen müssen.

 Das Waldbad macht jedes Jahr rund eine Million Euro Verlust. Jeder Besuch ist subventioniert. Das ist vom Stadtrat so gewollt.

Das Waldbad macht jedes Jahr rund eine Million Euro Verlust. Jeder Besuch ist subventioniert. Das ist vom Stadtrat so gewollt.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

4,40 Euro kostet eigentlich der Eintritt für Erwachsene ins Waldbad – momentan verlangen die Stadtwerke sogar nur 4,30 Euro. „Wir geben die Mehrwertsteuersenkung an unsere Gäste weiter“, erklärt Stadtwerke-Sprecherin Sabine Müller. Aber schon in einem normalen Jahr reicht der Eintrittpreis bei weitem nicht dazu aus, die tatsächlichen Kosten für den  Betrieb des Freibades zu decken. Etwa zehn Euro legen die Stadtwerke pro Gast oben drauf. Das ist von der Politik auch so gewollt, weil sich sonst kaum jemand den Badespaß gönnen könnte. Das Waldbad und auch das Hildorado machen jedes Jahr jeweils rund eine Million Euro Verlust. Deshalb hat der Stadtrat die beiden Bäder den Stadtwerke Hilden übertragen. Sie können Gewinne aus dem Verkauf von Strom und Gas steuermindernd mit Verlusten verrechnen.

Durch die Corona-Krise und die zusätzlichen Maßnahmen im Bad (unter anderem externer Sicherheitsdienst, Besucherlimit) müssen die Stadtwerke in diesem Jahr deutlich mehr Geld pro Gast in die Hand nehmen. Auch wenn die Zahlen offiziell nicht kommuniziert werden, dürften sie um ein vielfaches höher liegen. So rechnet das mit dem Waldbad vergleichbare Ratinger Freibad mit Zusatzkosten in Höhe von 800.000 Euro. Bei einem Verlust von rund einer Million Euro in normalen Jahren summiert sich der Ausfall für die Hildener Stadtwerke so auf 1,8 Millionen Euro. Sollte das Wetter noch besser werden und die Gäste in Scharen ins Wald strömen, könnten in dieser Saison – sehr optimistisch gerechnet – bis zu 50.000 Gäste verzeichnet werden. Damit würde der Pro-Kopf-Zuschuss auf 36 Euro steigen. Kommen nur 30.000 Gäste, wären es 60 Euro. Der Gewinn der Stadtwerke schmilzt somit dahin.

Die Verkehrsgesellschaft Hilden mbH hat eine wichtige Aufgabe für die Stadt. Sie betreibt unter anderem die Ortsbuslinie O3. Diese wird wird von etwa 670.000 Fahrgästen jährlich genutzt und ist eine der erfolgreichsten Ortsbuslinien im Kreis. Gleichwohl fährt sie nicht ganz kostendeckend: Defizit 2018: 242.000 Euro. Aktuellere Zahlen liegen im Moment niicht vor. Durch die Corona-Pandemie wird das Minus sicher steigen, weil die Fahrgastzahlen seit Ausbruch der Corona-Krise stark zurückgegangen sind. Die Verkehrsgesellschaft Hilden gehört zu den Stadtwerken Hilden.

Die Stadthalle ist ein wichtiger Veranstaltungsort für die Bürger, allerdings schreibt sie rote Zahlen – schon seit mehr als 40 Jahren. Es gibt keine Kommune, wo dies anders ist. Betrieben wird die Stadthalle von der Stadt Hilden Holding. GmbH, in der die Stadt ihre Beteiligungen gebündelt hat. Auch sie kann Gewinne mit Verlusten steuermindernd verrechnen. Geschäftsführerin ist Kämmerin Anja Franke. Sie erwartet für das Geschäftsjahr 2019 ein Minus für die Stadthalle von -985.000 Euro. Der Jahresüberschuss der Stadt Hilden Holding werde aufgrund geringerer Beteiligungserträge stark zurückgehen, aber mit voraussichtlich +61.000 Euro positiv bleiben. Diese Prognose wurde vor der Corona-Pandemie getroffen. Wegen Covid-19 mussten und müssen viele Veranstaltungen in der Stadthalle ausfallen. Niemand kann sagen, wie lange dieser Zustand dauern wird. Das wird das Stadthallen-Defizit auf jeden Fall weiter erhöhen, weil ja Einnahmen fehlen.

Wichtige Aufgaben für die Bürger übernehmen auch die städtische Wohnungsbaugesellschaft Hilden (WGH). Sie besitzt 210 Wohnungen, darunter sind 143 öffentlich geförderte (Zahlen von 2018). Miete: 5,61 Euro kalt. Die WGH schreibt schwarze Zahlen (2018: + 33.000 Euro), macht aber nicht so viel Gewinn, dass sie die Stadt groß unterstützen könnte.

Das gilt auch für die Seniorendienste Stadt Hilden. Sie beschäftigen 270 MItarbeiter und betreuen unter anderem 218 Senioren in zwei Altenheimen. 2018 wurde ein Überschuss von knapp 15.000 Euro erzielt. Wie die WGH und die Seniorendienste durch die Corona-Krise kommen, muss sich noch zeigen. Fazit: Die Stadtwerke Hilden erzielten 2018 einen Überschuss von 2,88 Millionen Euro. Dieser könnte wegen gestiegener Defizite bei den Bädern und der Ortsbuslinie aber zusammenschmelzen. Das wird man erst bei der Vorlage der Bilanz 2020 in kommenden Jahr wissen. Was Corona die Stadt Hilden genau kostet, kann Kämmerin Anja Franke nicht sagen, nur abschätzen: Allein in diesem Jahr werden ihr vermutlich 14 Millionen Euro bei der Gewerbesteuer fehlen, der wichtigsten Einnahmequelle der Stadt. Selbst wenn der Bund davon die Hälfte übernehmen sollte (das wurde in Aussicht gestellt), erhöht sich das Haushaltsdefizit um sieben Millionen Euro auf 14,6 Millionen Euro – nur in diesem Jahr. Fraglich ist, ob das geplante Defizit in 2021 (-9,4 Millionen, das war vor Corona) so zu halten sein wird. Zur Erinnerung: Laut mehrjährigem Finanzplan fehlen Hilden bis 2024 mehr als 44 Millionen Euro bei den Einnahmen.

 Der Ortsbus O3 wird jährlich von etwa 670.000 Fahrgästen genutzt. Er fährt allerdings nicht ganz kostendeckend. Das Foto entstand vor der Corona-Krise.

Der Ortsbus O3 wird jährlich von etwa 670.000 Fahrgästen genutzt. Er fährt allerdings nicht ganz kostendeckend. Das Foto entstand vor der Corona-Krise.

Foto: Christoph Schmidt

Klar ist schon jetzt: Der amtierende Stadtrat wollte vor der Kommunalwahl nicht über schmerzhafte, finanzielle Einschnitte für Bürger, Vereine und Verbände entscheiden (mit Ausnahme der SPD). Der neu gewählte Stadtrat wird über Geld reden müssen – Geld, das er nicht hat. Im schlimmsten Fall rutscht Hilden in die Haushaltssicherung. Dann entscheidet nicht mehr das Bürgerparlament, sondern der Landrat als Sparkommissar, was sich die Stadt noch leisten kann – und was alles nicht.

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