Hilden Classicats mordsmäßig ein Form

Düsseldorf · Das Sinfonie-Orchester der Volkshochschule Mettmann-Wülfrath unter der Leitung von Karl-Heinz Kensche stimmt den „Barbier von Sevilla” an. Witwe Browe (Nicole Peterkau) tippelt auf die hell erleuchtete Bühne. Mit penibler Genauigkeit und schneeweißer Schürze richtet die Chefin des „Grand Hotel” in Neapel das Frühstück für ihren prominenten Gast an: die berühmte Opernsängerin Zara Zimmermann. „Frau Zimmermann, Frühstück ist fertig”, ruft die beleibte Witwe. Auch nach wiederholtem Rufen bekommt sie keine Antwort. Die Hotelchefin verschwindet hinter dem schwarzen Vorhang – und stößt einen ohrenbetäubenden Schrei aus. Zara Zimmermann ist tot. Und das Publikum amüsiert sich.

Katz- und Maus-Spiel

So begann am Samstagabend der Opernkrimi „Der Tod der Zara Zimmermann” in dem bis auf den letzten Platz belegten Heinrich-Strangmeier-Saal des Alten Helmholtz. Zu den großen Szenen und Arien der Opernliteratur „Zar und Zimmermann”, „Der Barbier von Sevilla” und „Cosi van tutte” entwickelt sich das Stück des „Classicats”-Musiktheaters zu einem verzwickten Katz- und Maus-Spiel für Oberbürgermeister und Commissario van Betti (Reinhard Dix).

Wok statt Vogue

Auch seine Assistentin Marzelline Häslein (Heike Blazek) ist zunächst völlig ratlos. Denn schließlich hat jeder der Personen, die sich im Hotel aufhalten, ein Tatmotiv. Die schrille Kammersängerin mit Starallüren, Dora Bella (Juliane Löffler), gibt sich als Petra Iwanow aus. Ihr Mordmotiv ist Rache, schließlich hat Zara Zimmermann ihr vor 24 Jahren die Tochter weggenommen. Ob die Trauerbinde des Vorsitzenden des Zara Zimmermann-Fanclubs, Edgardo Valasco (Hans-Werner Römer) oder die chinesischen Essstäbchen des Klatschreporters Figaro (Ulrich Höddinghaus), der Gerichtsmediziner Dr. Bartolo (Ralph Maisel) findet für jede Tötungsart das richtige Werkzeug. Seine Assistentin Marietta Marrei (Ilona Wetter), die nicht ahnt, dass sie die Tochter von Dora Bella ist, hilft aufzudecken, dass in Figaros Sofortbildkamera gar kein Film ist. Und er schreibt auch nicht für die „Vogue”, sondern für den „Wok”, eine Fachzeitschrift für asiatische Großküchen.

Die Handlung wird unterbrochen durch allerlei Liebeswirrungen, Eifersuchtsdebatten und Szenarien des Geschlechterkampfes. Nach einer Handvoll Verhaftungen potenzieller Mörder löst sich der Fall schneller als erwartet: Die Tote war herzkrank und tablettensüchtig und bereits dem Tode geweiht, bevor sie ermordet werden konnte. Das Publikum gab minutenlangen Applaus und zeigte sich begeistert von der harmonischen Einheit des Orchesters und der Sänger auf der Bühne.

(RP)
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