Hilden Christen bürgen für syrische Flüchtlinge

Hilden · Zwei Familien in Hilden wollen zwölf Verwandte aus Bürgerkriegsgebiet holen. St. Jacobus bittet um Spenden.

 Anni Salo (5.v.r.) und ihre Familie haben Pfarrer Monsignore Ulrich Hennes (Mitte) gebeten, bei der Ausreise ihrer Angehörigen aus Syrien zu helfen. Auch Pastoralreferent Frank Göbel (2.v.l.) arbeitet in der Initiative Syrienhilfe mit.

Anni Salo (5.v.r.) und ihre Familie haben Pfarrer Monsignore Ulrich Hennes (Mitte) gebeten, bei der Ausreise ihrer Angehörigen aus Syrien zu helfen. Auch Pastoralreferent Frank Göbel (2.v.l.) arbeitet in der Initiative Syrienhilfe mit.

Foto: Matzerath

Seit mehr als drei Jahren tobt in Syrien ein schrecklicher Bürgerkrieg. Er hat laut Schätzungen der Vereinten Nationen bereits über 200 000 Tote gefordert, 13 Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht, ganze Städte und Landstriche verwüstet. Die UN spricht von der schlimmsten humanitären Katastrophe seit dem Völkermord in Ruanda in den 1990er Jahren.

In Hilden leben syrische Christen. Sie haben die katholische St. Jacobus-Gemeinde um Hilfe gebeten, zwölf Verwandte (darunter sechs Kinder) nach Deutschland in Sicherheit zu bringen. Mit Zustimmung des Kirchenvorstandes und im Auftrag des Pfarrgemeinderates hat sich daraufhin in der Gemeinde eine Initiative gegründet, berichtet Pfarrer Ulrich Hennes: "Es geht um Glaubensbrüder, die besonders bedrängt sind und unsere besondere Solidarität brauchen." Anni Salo (36), ihr Mann Karan (3) und ihre Söhne Johan (10) und Christian (7) sind schon seit 18 Monaten in Hilden. Ihre Familie lebte in Hassake in Nordsyrien und flüchtete nach Damaskus. Dort sind sie als christliche Minderheit nicht nur vom Bürgerkrieg, sondern auch von den islamistischen ISIS-Terroristen bedroht. "Wir machen uns große Sorgen", übersetzt ihre Schwester Kinda Kawmi, die mit ihrer Familie schon seit 15 Jahren in Essen lebt.

Sorge um die Angehörigen ist groß

Deshalb wollen sie die Eltern Bokhos (61) und Nariman Salo (59), Schwester Alin (31) und deren Mann Rasam (41) sowie deren Kinder Grace (7) und Simon (3) nach Deutschland holen. Das ist möglich, weil NRW syrische Flüchtlinge ohne Begrenzung auf ein Kontingent aufnimmt, wenn sie hier Verwandte haben. Aber es gibt eine hohe Hürde. Diese Flüchtlinge erhalten keine staatlichen Versorgungsleistungen. Sie sind lediglich krankenversichert, bekommen einen Sprachkurs, Kinder dürfen die Schule besuchen. Für alle anderen Kosten wie Miete, Verpflegung und Unterhalt müssen die in Deutschland lebenden Angehörigen aufkommen. Rund 15 000 Euro für einen Erwachsenen für zwei Jahre, kalkuliert Pastor Hennes.

Dafür lässt sich das Land Bürgen stellen. "Wir haben fünf Bürgen für zwölf Personen gefunden", freut sich der Leiter der Pfarre. Sie stehen für rund 180 000 Euro gerade. Auch Hennes persönlich hat gebürgt: "Ich habe die Not gesehen. Und es musste alles sehr schnell gehen." Er hofft, dass die Gemeindemitglieder ihm und den anderen Bürgen zur Seite stehen - mit Geld- und Sachspenden oder Bürgschaften. Sechs Flüchtlinge stammen aus einer zweiten Familie. Sie habe reiche Verwandte in Norwegen und Kanada. Sie könnten aus rechtlichen Gründen nicht bürgen, hätten aber schon Geld für ihre Verwandten überwiesen.

Eine Wohnung für die Angehörigen der Familie Salo sei auch schon zugesagt worden. Die Pfarrei Haan habe beschlossen, eine Wohnung im Pfarrhaus für eine christliche Familie aus dem Orient zu reservieren. Die Flugkosten übernähmen die Familien selbst. Die Flüchtlinge müssen sich jetzt zur deutschen Botschaft nach Beirut durchschlagen. Dort erhalten sie die Papiere für die Ausreise. "Die Ausländerbehörde in Mettmann war bei dem ganzen Verfahren außerordentlich hilfreich", betont Peter Schnatenberg, einer der Bürgen. Er hat bei der Syrienhilfe in Bonn viele nützliche Informationen besorgt. "Wir sind sehr, sehr dankbar für die Unterstützung aus der Gemeinde", lässt Anni Salo ihre Schwester übersetzen.

(RP)
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