Schädlinge im Großraum Düsseldorf China-Raupe vernichtet Buchsbäume

Düsseldorf · Gärtner müssen sich auf andere Zierpflanzen für Hecken und Formschnitte umstellen: Der sogenannte Buchsbaumzünsler, ein aus Asien stammender Schädling, macht sich im Großraum Düsseldorf breit und zerstört komplette Bestände. Insektengifte helfen nur begrenzt.

Die Raupe sieht harmlos aus, lässt sich aber nur schwer bekämpfen: Der Buchsbaumzünsler ist extrem widerstandsfähig und daher kaum zu stoppen. Er frisst sich ausschließlich durch Buchsbäume und zerstört ganze Bestände.

Die Raupe sieht harmlos aus, lässt sich aber nur schwer bekämpfen: Der Buchsbaumzünsler ist extrem widerstandsfähig und daher kaum zu stoppen. Er frisst sich ausschließlich durch Buchsbäume und zerstört ganze Bestände.

Foto: Staschik, Olaf

An seinem Ziergarten mitten in Hilden hat Günter Beier im Moment wenig Freude. Genauer gesagt: an seinen zwei Dutzend Buchsbäumen. "Die Blätter werden glasig, dann sind sie praktisch weg", hat er beobachtet. Der 72-Jährige versucht im Moment verzweifelt, zumindest einen Teil seiner Buchse zu retten, von denen einige schon 20 Jahre alt sind. Am vergangenen Wochenende hatte er sich über zahlreiche Spinnweben in den Pflanzen gewundert. Seine Frau Rosita fand im Internet die Erklärung: Die Fäden stammten nicht von Spinnen, sondern von verpuppten Buchsbaumzünslern.

Mit ihren gelbgrünen und schwarzen Streifen sehen die Raupen eigentlich ganz hübsch aus. Für Gärtner sind sie dagegen der Horror, denn die aus China stammenden Tiere können Buchsbäumen in kürzester Zeit den Garaus bereiten: Erst fressen sie im Inneren die Blätter der Sträucher ab, dann verpuppen sie sich mit einer Art Spinnfäden und schlüpfen schließlich als Falter, die erneut Eier in der Pflanze ablegen.

Der Pflanzenschädling, der ausschließlich Buchsbäume befällt, hat sich nicht nur im Garten des Hildener Ehepaars verbreitet, sondern mittlerweile auch schon in und um Düsseldorf stark vermehrt. "Nachdem zunächst Süddeutschland befallen war, tauchte der Buchsbaumzünsler vor vier Jahren in Monheim auf", berichtet Armin Dahl von der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt. Seitdem wurde das Tier schon in Langenfeld, Neuss, Düsseldorf-Süd, im Neandertal, im Bergischen Land und im Kreis Kleve gesichtet, vor wenigen Tagen nun auch in Hilden und Haan.

Nach Auskunft der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen lassen sich die Zünsler nur schwer bekämpfen. Zwar gebe es Pflanzenschutzmittel, die auch für Privatgärten zugelassen seien. Es sei jedoch kaum möglich, sie gleichmäßig auf die Pflanze, insbesondere auf die inneren Zweige, zu sprühen. "Man sollte sich gleich professionelle Hilfe holen und einen Fachbetrieb beauftragen", sagt Pressesprecher Bernhard Rüb. So habe beispielsweise der befallene Buchsbaumbestand am Brühler Schloss gerettet werden können.

Biologe Dahl ist dagegen skeptisch. "Wenn der Buchsbaumzünsler einmal in einer Stadt ist, kann man ihn nicht mehr stoppen", sagt der Haaner. Chemische Mittel helfen seiner Meinung nach nicht dauerhaft, ebenso wenig Hausmittelchen wie Nikotinsud oder Seifenlauge. Denn die meisten Mittel töteten nicht die Eier ab und seien auch bei größeren Raupen über zwei Zentimetern unwirksam. "Man sollte den Tatsachen ins Auge sehen und auf andere Pflanzen umsatteln", rät der Biologe.

Das sieht auch Gartendesigner Peter Janke so. "Eine Gartenpflanze, die nur durch den Dauereinsatz von Chemie überleben kann, gehört nicht in einen Garten", meint der Hildener. Er warnt vor den Folgen, sollten jetzt alle Buchsbäume — allein in Hilden gebe es sicherlich über 100 000 — mehrfach mit Insektengift besprüht werden. "Das wäre ein riesiger Eingriff ins Ökosystem, man hätte eine regelrechte Giftwolke über der Stadt", sagt er.

Außerdem sei es nicht das erste Problem mit der Zierpflanze. "Vor einiger Zeit hatte ein Pilz die Buchsbäume im Benrather Schlossgarten zum Absterben gebracht", berichtet Janke. Der Gartendesigner sieht darin eine Folge der Überzüchtung. "Buchsbäume waren früher teure Pflanzen. Mittlerweile sind sie ein Supermarkt-Produkt. Das wurde nur möglich, indem man sie in irrsinnigen Monokulturen günstig gezüchtet hat." Um sich weitere Schwierigkeiten zu ersparen, empfiehlt Janke Hobbygärtnern, besser auf Alternativen wie Liguster, Eibe oder Stechpalme zu setzen.

Günter Beier hat in seinem Garten bereits über 100 Raupen von den Blättern entfernt. "In ein bis zwei Tagen hat eine Raupe einen Zweig kahl gefressen." Befallene Äste hat er nun abgeschnitten. "Das ist traurig", sagt er und zeigt auf bloße Holzstumpen in einem Blumenkübel. "Das waren ganz tolle, große Pyramiden." Dennoch gibt der 72-Jährige die Hoffnung noch nicht auf. "Die Bäume sind ja teuer und stellen Werte da", erklärt er. Allerdings seien auch die Pflanzenschutzmittel, die er sich besorgt habe, nicht günstig. "Wenn ich 100 Euro in einen Baum stecken muss, um ihn zu retten, lohnt es sich nicht." Beim Kauf der Chemikalien in einem Baumarkt habe er übrigens auch einen Blick auf dort zum Verkauf stehenden Buchsbäume geworfen: "Da waren gleich mehrere vom Zünsler befallen."

(RP/ila/top)
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