Hilden Bummeln auf der Kunstmeile

Hilden · Rund 100 Künstler stellten am Wochenende unter freiem Himmel in der Hildener Innenstadt aus. Neben jeder Menge Kitsch gab es aber auch künstlerische Qualität zu entdecken.

Zwar bildete der in allen Grautönen gefärbte Himmel einen erheblichen Kontrast zu den farbenreichen Exponaten in den weißen Künstlerzelten, aber offenkundig hatte sich Apollon als Gott der Künste mit Petrus auf trockenes Wetter geeinigt. Anlässlich des 10. Hildener Künstlermarktes präsentierten am Samstag und Sonntag 100 Kunstschaffende ihre Arbeiten in der Fußgängerzone Mittelstraße. Entsprechend der Teilnehmerzahl war auch das Spektrum des jurierten Marktes — jeder Künstler musste sich mit einer kleinen Bildauswahl bewerben — weit gefasst. Fast jeder Geschmack und gelegentlich auch künstlerischer Anspruch wurden bedient.

Kraft- und Schutzamulette

Liebhaber von Leuchttürmen wurden in diesem Jahr garantiert fündig. "Die Wirkung meiner Kraft- und Schutzamulette zeigt sich darin, dass man sich an ihnen erfreut und daher beim Tragen einfach ein gutes Gefühl hat", sagte Annette Kapteina, die verkleinerte Motive ihrer Bilder — teils mit afrikanischen Motiven — zu Ringen und Anhängern arbeiten ließ. "Auch die Tatsache, dass es bisher noch nicht geregnet hat, beweist die Wirkung meiner Amulette", erklärte mit ironischem Unterton die Malerin aus Köln, die sich aber auch in Hilden bereits einen Namen machen konnte.

Sie hat nichts dagegen, auch im öffentlichen Raum auszustellen. "Ich liebe einfach den direkten Kontakt zu Menschen, da bin ich ganz bodenständig", so Kapteina. Zwischen aquarellierten Blumenstilleben, Landschaftbildern von Stränden und mit Hügeln sowie jeder Menge Kitsch, der sich offensichtlich nur Dekorationszwecken verpflichtet fühlt, gab es aber auch künstlerische Qualität zu entdecken. Aus Hamburg war — übrigens zum dritten Mal — Ivan Gejko angereist. Die Bilder des gebürtigen Kasachen erinnern entfernt an Francis Bacon, zeigen den Menschen in irrationalen bis leidvollen Situationen. Arbeiten aus seinem ebenfalls herausragenden druckgrafischen Werk waren bereits ab 50 Euro zu haben.

Kinderaktion auf dem alten Markt

Auch Annelies Anton, Bildhauerin aus Hilden, bewies mit ihren Skulpturen ein besonderes Gefühl für "weiche" runde Formen, die zwar Harmonie verströmen, aber nicht angepasst wirken. Auf dem alten Markt, an großen Staffeleien, in echten Malerkitteln und meist wegen der mangelnden Körpergröße auf umgedrehten Getränkekästen stehend, übte sich der Nachwuchs im künstlerischen Ausdruck. Dabei bewies zumindest die siebenjährige Vivien, die einen Baumstamm blau, die Sonne satt grün und der Blume nicht nur grüne und rote, sondern auch blaue und violetten Blütenblätter gemalt hat, künstlerischen Mut, denn man ansonsten gern häufiger gesehen hätte.

(schk)
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