Hilden "Bufdis" werden kontingentiert

Hilden · Von den bundesweit 35 000 Plätzen beim Bundesfreiwilligendienst sind 29 000 vergeben. Jetzt sollen Restplätze zugeteilt werden. Träger in Hilden müssen ihre Leistung einschränken oder sich mit 400-Euro-Jobbern behelfen.

 Patrick Vaasen, Johannes Bason, Lukas Gattermann und Klaus Pesche (v.l.) arbeiten als Bufdis im Fahrdienst der städtischen Seniorendienste. Sie fahren Irmgard Reinders (Rollator) Maria Ewert (Rollstuhl) und Reinhold Walter.

Patrick Vaasen, Johannes Bason, Lukas Gattermann und Klaus Pesche (v.l.) arbeiten als Bufdis im Fahrdienst der städtischen Seniorendienste. Sie fahren Irmgard Reinders (Rollator) Maria Ewert (Rollstuhl) und Reinhold Walter.

Foto: Staschik

Der Bundesfreiwilligendienst ist offenbar erfolgreicher als es anfangs schien. Von den 35 000 Stellen, die der Bund pro Jahr finanziert, sind bereits 29 000 vergeben. Deshalb kündigte das Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben mit Sitz in Köln am 20. Januar eine "Kontingentierung" an. Da die Zahl der Freiwilligen "weit über 35 000" liege, sei damit zu rechnen, dass die Zahl der zu verteilenden Kontingente nicht für alle Wünsche ausreichen werde. Rückwirkende Vertragsabschlüsse, eine offenbar häufig angewandte Praxis, sind ab sofort nicht mehr möglich, da nicht immer und in jedem Fall gewährleistet sei, dass ein Freiwilliger, der dann womöglich schon seinen Einsatz begonnen habe, tatsächlich auch einen Vertrag erhalten könne.

Was bedeutet das für die Träger? "Wir wissen nicht, wie viele ,Bufdis' man uns zugesteht", erläuterte Barbara Clouet, Prokuristin der Seniorendienste der Stadt Hilden: "Fest steht auch nicht, ab wann die Kontigentierung greift. Wir müssen bei neuen Verträgen auf jeden Fall das Okay des Bundesamtes abwarten." 15 Bufdis, darunter vier im Rentenalter, beschäftigen die Seniorendienste meist im Fahrdienst, deutlich mehr als anfangs gedacht. Das führt Clouet auch auf die überdurchschnittliche Bezahlung (400 statt 330 Euro im Monat) und eine frühzeitige Werbekampagne zurück. Dank der Bufdis und vier 400-Euro-Jobber sei der Fahrdienst gut abgedeckt.

Fahrdienst stark reduziert

Der Familien unterstützende Dienst der "Graf-Recke Erziehung & Bildung" in Hilden organisiert über 200 Betreuungen von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen oder seelischen Erkrankungen im Kreis Mettmann sowie im Raum Düsseldorf und Köln. Bereichsleiterin Karin Springob konnte allen Familien helfen, die um Hilfe nachsuchten: "20 Plätze wurden mit Bufdis besetzt, etwa 40 mit FSJlern (Freiwilliges Soziales Jahr)." Ohne weitere 20 festangestellte Kräfte wäre es aber nicht gegangen.

Die Johanniter-Unfall-Hilfe konnte nur vier FSJ-Plätze besetzen, berichtet Ortsbeauftragter Ulrich Hagemann. Für die vier Bufdi-Plätze konnte nur ein Freiwilliger gewonnen werden, der im April anfängt. Konsequenz: Der Fahrdienst für Behinderte im Kreis wurde um 50 Prozent reduziert. "Wir müssen jetzt mit weniger FSJlern mehr Fahrten schaffen", erklärt Hagemann. "Früher haben wir uns nach den Wünschen der Fahrgäste gerichtet, heute müssen die sich nach unseren Möglichkeiten richten." Der Fahrdienst werde teilweise über Spenden finanziert.

Die Freizeitgemeinschaft Behinderte und Nichtbehinderte hat einen Bufdi auf dem Abenteuerspielplatz im Einsatz, drei weitere kommen im Februar. "Damit ist unser Kontingent ausgeschöpft", berichtet Dr. Anca Skerutsch. Mit viel Glück habe die Freizeitgemeinschaft 28 FSJler unter Vertrag nehmen können. Für diese habe der Bund bislang eine finanzielle Förderung für pädagogische Arbeit gewährt. Die sei jetzt weggefallen. Folge: Die Freizeitgemeinschaft muss rund 15 000 Euro Mehrkosten im Jahr stemmen, weil sechs FSJler ohne Bundesförderung eingestellt wurden: "Wir brauchen sie, sonst können wir keine Inklusion (gemeinsamer Unterricht von Behinderten und Nichtbehinderten) leisten." Was dies für den Etat bedeutet, kann Skerutsch noch nicht absehen: "Wir müssen unsere Verträge einhalten."

(RP)
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