Hilden "Bürgervereine müssen sich wandeln"

Hilden · Das Redaktionsgespräch brachte die fünf Bürgervereine Hildens an einen Tisch. Das ist die Ausnahme, nicht die Regel.

 Blick auf die Zeitung von morgen: RP-Redakteur Christoph Schmidt (l.) erklärt den Vorsitzenden Thomas Grünendahl, Jörg Oswianowski, Dieter Arnold, Helmut Kauerz und Günter Springorum (v.l.) die moderne Seitenproduktion.

Blick auf die Zeitung von morgen: RP-Redakteur Christoph Schmidt (l.) erklärt den Vorsitzenden Thomas Grünendahl, Jörg Oswianowski, Dieter Arnold, Helmut Kauerz und Günter Springorum (v.l.) die moderne Seitenproduktion.

Foto: Staschik

In der Stadt gibt es fünf Bürgervereine, organisiert nach Stadtvierteln: Nord, Süd, West und Unterstadt, Ost und Meide. Die RP lud die Vorsitzenden zum Redaktionsgespräch ein. Dabei stellte sich heraus: Ein solches Zusammentreffen ist die Ausnahme, nicht die Regel. Man kennt sich, man hilft sich: Aber Themen, zu denen alle für Bürgervereine mit einer Stimme sprechen, gibt es offenkundig nicht. Die Probleme, um die man sich kümmert, liegen im eigenen Stadtteil.

Selbstverständnis Als die Bürgervereine in den 1950er Jahren gegründet wurden, verstanden sie sich als Sprachrohr der Bürger gegenüber einer übermächtigen Stadtverwaltung. Inzwischen ist der Bürger mündig und selbstbewusst geworden und wird im Rathaus als "Kunde" behandelt. "Missstände werden mit dem Smartphone dokumentiert und als Mängelmeldung direkt an die Verwaltung gemailt", weiß Jörg Owsianowski, Vorsitzender des BV Süd. "Viele Ältere wenden sich aber noch an uns bei Problemen", betont Thomas Grünendahl, Vorsitzender des BV West und Unterstadt und sieht die Bürgervereine in einem schwierigen Spagat: "Wir müssen uns wandeln, zum Dienstleister für praktisches Alltagswissen, um Jüngere zu gewinnen. Dabei dürfen wir aber unsere älteren Mitglieder nicht verlieren."

Die Bürgervereine müssten auf jeden Fall politisch neutral bleiben, betont Helmut Kauerz, Zweiter Vorsitzender des BV Ost: "Wir haben sowohl Gegner als auch Befürworter der CO-Pipeline im Verein. Das müssen wir aushalten." Owsianowski, ein CO-Leitung-Gegner der ersten Stunde, drückt das etwas anders aus: "Wir wollen das Wohnumfeld für unsere Mitglieder attraktiv und lebenswert halten. Ich darf dort nicht krank werden."

Dreck Vermüllte Grünanlage und Abfall auf Straßen und Plätzen: Das sind Themen, über die sich Bürger immer wieder gerne aufregen. Die Bürgervereine haben resigniert. "Wir machen keinen Dreck-weg-Tag mehr", erläutert Dieter Arnold, Vorsitzender des BV Nord: "Immer weniger machen dabei mit. Die Helfer haben einfach keine Lust mehr, den Dreck anderer wegzuräumen. Der Randstreifen von Grünanlagen ist ein Hundeklo: Das kann man den Haltern offenbar nicht mehr abgewöhnen." Seit 16 Jahren kümmert sich der BV Süd um einen Spender für Hundekot-Tüten. "Kaum aufgefüllt, ist das Ding nach zwei Tagen wieder leer", klagt Owsianowski: "Packen die ihre Butterbrote damit ein?" Und wenn der BV Süd im Stadtteil Müll einsammle, türme sich rund um die Müllsäcke binnen zwei Tagen ein riesiger Abfallberg — klammheimlich dazugestellt.

Lärm Hilden ist von drei Autobahnen und einer vielbefahrenen Güterzugstrecke umgeben. Das bedeutet Lärm. Eine Interessengemeinschaft hat fast 4000 Unterschriften für mehr Lärmschutz gesammelt, die Stadt Hilden eine Lärm-Resolution verabschiedet. Darin werden Land und Bund aufgefordert, alles zu tun, um die Lärmbelastung einzudämmen. Für die Bürgervereine ist Lärm kein Thema. Das ist erstaunlich. Die Lärmbelastung werde in den Stadtteilen sehr unterschiedlich wahrgenommen, sind sich Vorsitzenden einig. "Wir wollen uns nicht parteipolitisch vereinnahmen lassen", betont Arnold mit Blick auf eifrige Initiativen. Auf der Hochdahler Straße seien abschnittweise so genannte Flüsterasphalt eingebaut worden: "Ich konnte mir nicht vorstellen, wie groß der Unterschied tatsächlich ist." "Wir müssen genau schauen, welche Mehrkosten damit verbunden sind", wirft Grünendahl ein. Kauerz: "Häufig ertönt der Ruf: Die Stadt soll das machen. Die Stadt — das sind doch wir alle."

Gemeinsames Fest Diese Idee sei schon einmal angedacht, aber dann verworfen worden. Warum? Die meisten Mitglieder seien sehr ortsfest, erläutert Owsianowski: "Die Süder gehen nicht zum Feiern in den Bürgertreff Nord. Dann bleiben sie lieber weg." Deshalb wolle man keinen Reinfall riskieren.

(RP)
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