Haan Bücherfreunde teilen weltweit

Haan · "Bookcrossing" heißt die Methode, nach der Leser ihre Bücher registrieren und dann "freilassen", um sie anderen zugänglich zu machen. In Haan haben einige Frauen aus der Region jetzt ganz handfest erklärt, wie sie "crossen".

 Bookcrosserin Yvonne Hübner (links) am Haaner Stand

Bookcrosserin Yvonne Hübner (links) am Haaner Stand

Foto: staschik

Wie Kristina Henschke geht es wohl vielen Menschen: "Wenn man bei einem Krimi weiß, wer der Mörder ist, dann verstaubt das Buch danach im Regal", berichtet die Solingerin. Damit das zumindest bei ihr nicht mehr der Fall ist, schloss sich Henschke den so genannten "Bookcrossern" an.

Bookcrossing ist das Teilen von Literatur mit seinen Mitmenschen. Sobald man ein Buch gelesen hat, schickt man es auf Reisen. Dann können auch Andere das Werk lesen und daraus entsteht eine offene und kostenlose Bibliothek für Jedermann. "Früher habe ich viele Bücher gekauft. Das Bookcrossing spart jetzt unheimlich viel Geld", stellte Kristina Henschke fest.

Doch wie funktioniert das Bookcrossing? Das versuchten einige Bookcrosser aus der Umgebung jetzt auf dem Büchermarkt in Haan zu vermitteln. Mittelpunkt der Bewegung, die seit 2001 existiert, ist die Internetseite www.bookcrossing.com. Dort können sich Bücherfreunde weltweit anmelden. Aktuell gibt es in dem sozialen Netzwerk fast 1,2 Millionen Nutzer und neun Millionen Bücher, die durch 132 Länder reisen. Bevor man seinen ausgelesenen Schmöker aber "freilässt", wie die Bookcrosser sagen, registriert man ihn durch Titel oder ISBN-Nummer auf der Internetseite und bekommt dafür eine einzigartige Bookcrossing-Nummer (BCID), die man mit einem Aufkleber im Einband an-bringt. Dadurch kann man die Reise "seines" Buches weiterverfolgen, vorausgesetzt, der Finder registriert es erneut auf der Webseite.

"Ich habe mal ein Buch im Urlaub auf Teneriffa ausgesetzt und das ist als nächstes in Kairo wieder aufgetaucht", berichtet Silke Raschkowski begeistert.

Freilassen kann man das Buch allerorts: Auf der Parkbank, im Wald, in einem Café oder im Zug. Dafür gibt es spezielle "Bücher auf Reisen"-Aufkleber und -Plastiktüten, die das Werk vor Wind und Wetter schützen und dem Finder so kennzeichnen, dass er es mitnehmen darf. Zusätzlich gibt es öffentliche Orte, so genannte Offizielle Bookcrossing Zonen (OBCZ), in denen ausgesetzte Bücher zu finden sind. In Mettmann sind diese etwa in der Kita am Laubacher Feld, im Restaurant 1861 oder im KaDeMe. In Solingen gibt es eine OBCZ in der Stadtbücherei, in Velbert-Mitte in der Zentralbibliothek am Forum Niederberg. In Hilden steht entlang der Itter nahe des Ellen-Wiederhold-Platzes ebenfalls ein Bücherschrank zum Literaturtausch.

Über einen zufälligen Bücherfund kam auch Veronika John-Wickel zum Bookcrossing. "Früher hatte ich ein volles Regal, aber nichts zu lesen. Heute habe ich Platz und noch Lektüre vor mir", freut sich die Hildenerin. Heute lässt sie fast täglich bei Spaziergängen mit ihrem Hund ein Buch frei. "Das stelle ich dann in einen Baum entlang der Itter", verrät die Rentnerin.

Vor allem für Frauen ist die Bookcrossing-Szene attraktiv, fast 80 Prozent der Nutzer sind Frauen. Auch Jutta Hindrichs teilt ihre Bücher mittlerweile leidenschaftlich gern. "Wir halten Regalhaltung für bücherfeindlich", bekennt sich die Solingerin augenzwinkernd zum Bookcrossing.

(pjj)
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