Liebeserklärung an das Waldbad Brüder und Schwestern, zur Sonne, zur Freiheit

Hilden · 1904 setzten die Hildener Stadtverordneten eine Badeanstalt-Kommission ein. Vielleicht wurde auch deshalb erst 19 Jahre später (1923) das Naturbad eröffnet. 1977 erhielt das Waldbad an der Elberfelder Straße 173 seine heutige Gestalt.

So sah das Waldbad in Hilden früher aus
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So sah das Waldbad einmal aus

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Foto: Stadtarchiv Hilden

Wetten: Es gibt bestimmt keinen Hildener, der keine Erinnerungen an das Freibad hat. An strahlende Sommertage, kühles blaues Wasser, Mutproben und Flirts. Es riecht nach Sonnenöl, Chlorwasser, Pommes Frites und grünem Rasen. Das Freibad hat immer etwas von Ferien: im doppelten Wortsinn abtauchen für ein paar Stunden, Stress vergessen, im Wasser schweben oder einfach nur auf der Decke liegen, durchatmen und glücklich sein.

Das alles ist jetzt wieder möglich. Am Montag, 13. Mai, öffnet um 6.30 Uhr das Waldbad wieder. Eingeweiht wurde es am 14. Juli 1923. Zuvor hatte es bereits einen weiteren Anlauf gegeben. Am 19. August 1904 setzte die Stadtverordneten-Versammlung eine sechsköpfige Badeanstalt-Kommission ein. Sie sollte eine öffentliche Warmbadeanstalt vorbereiten. Das dauerte seine Zeit. Am 27. Februar 1906 bewilligte der Rat aus Anlass der Silberhochzeit des Kaiserpaares die Summe von 10.000 Reichsmark als Grundstock für eine städtische Badeanstalt.

Am 24. Februar 1913 – also sieben Jahre später – beschloss die Stadtverordneten-Versammlung, das städtische Grundstück an der Schul- und Klotzstraße für das künftige „Kaiser-Wilhelm-Bad“ zur Verfügung zu stellen. Der Erste Weltkrieg 1914 machte alle Pläne zunichte. Auf dem Grundstück wurde später das „Haus der Jugend“ gebaut. Und weil es keinen Kaiser mehr gab, eröffnet Bürgermeister Dr. Erich Lerch (1920-1933) am 14. Juli 1923 ein „Naturbad“ an der Elberfelder Straße, Vorläufer des heutigen Waldbades. Es war eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im Rahmen der „Erwerbslosenfürsorge“. Der Eintritt betrug damals 3000 Mark – die Inflation galoppierte. Für die Benutzung der Umkleiden mussten weitere 3000 Mark bezahlt werden – pro Stunde, wohlgemerkt.

Ein halbes Jahrhundert später war das Waldbad nicht mehr zeitgemäß. Deshalb fasste der Stadtrat am 6. März 1974 den Beschluss, das Freibad für stolze 7,3 Millionen D-Mark neu zu bauen. Der Tag der Eröffnung, 30. April 1977, war deshalb ein stolzer Tag in der Stadtgeschichte. Bürgermeisterin Dr. Ellen Wiederhold, die sich nur als Bürgermeister ansprechen ließ, begrüßte unter den 2000 Gästen Kollegen aus Solingen und Monheim. Beifall bekam aber auch Vermessungsdirektor Franz-Georg Brieden, der den allerersten Sprung vom Zehn-Meter-Turm wagte.

So schön das Waldbad mit seinem riesigen Freigelände ist: Der Betrieb ist und bleibt ein Zuschussgeschäft - wenn sich jedermann den Eintritt leisten können soll“. Deshalb haben die Stadtväter und -mütter das Waldbad (wie auch das Hildorado) den Stadtwerken Hilden übertragen. Sie können nämlich das unvermeidliche Minus mit Gewinnen aus anderen Geschäftsbereichen gegenrechnen und steuerlich geltend machen. Und die Kunden des kommunalen Versorgers tragen zum Erhalt der Bäder bei – indem sie möglichst zahlreich ins Waldbad kommen. Im vergangenen Super-Sommer zog es mehr als 150.000-Gäste ins Waldbad. Es war das beste Jahr seit 2006. Christoph Schmidt

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