Blutspenden in Hilden und Haan Mit einem Pikser zum Helden werden

Interview | Hilden/Haan · Blutspender sind mitunter Lebensretter. Warum gerade in der Sommerzeit dringend Spender gesucht werden und wie’s funktioniert, das erklärt Stephan Küpper, Sprecher beim Blutspendedienst West in Ratingen-Breitscheid.

 Die eigentliche Blutspende dauert etwa zehn Minuten. Dieser Kurzeinsatz macht manchen Spender später zum Lebensretter.

Die eigentliche Blutspende dauert etwa zehn Minuten. Dieser Kurzeinsatz macht manchen Spender später zum Lebensretter.

Foto: dpa/Jörg Carstensen

Warum entsteht gerade ein Engpass an Blutkonserven?

Stephan Küpper Im Blutspendewesen haben wir besonders rund um die Feiertage im Frühjahr, die Weihnachtstage und natürlich in den großen Ferien Probleme mit dem Spendeaufkommen. In diesem Jahr hat sich das Problem viel früher gezeigt als normal üblich. Denn die Menschen sind mit dem Wegfall der Corona-Restriktionen sehr früh in diesem Jahr viel unterwegs gewesen und sind es momentan immer noch in einem hohen Maße. Die Menschen machen wieder alles, was sie in den Hochzeiten der Pandemie so schmerzlich vermisst haben. Für die Blutspende bedeutet dies, je mobiler und aktiver die Menschen sind, desto nachhaltig schwieriger wirkt es sich auf das Blutspendeverhalten aus. So wurde über Wochen weit weniger gespendet als benötigt. Unser Alarmruf ist die letzte Möglichkeit, die Menschen wachzurütteln.

Lässt es sich beziffern, wie viele Spenden benötigt werden, beziehungsweise fehlen?

Küpper Der DRK-Blutspendedienst West als Hauptversorger der Kliniken in NRW, Rheinland-Pfalz und dem Saarland benötigt zwischen 3000 bis 3500 Blutspenden werktäglich. Auch im Kontext der Krisenvorsorge wollen wir 5 Tagesbedarfe (ca. 15.000 Blutpräparate) fertig verarbeitet und getestet in unserem Lager haben. Wir waren jedoch bereits bei einem Lagerbestand von nur noch 1,4 Tagen angelangt. Hier kann dann nicht mehr von gesicherten Versorgung gesprochen werden. Die Anforderungen der Kliniken wurden bis zu über 50 Prozent gekürzt.

In welchen Fällen muss auf Blutkonserven zurückgegriffen werden?

Küpper Haupteinsatzgebiet für Blut ist mittlerweile der onkologische Bereich, also die Krebstherapie. Es werden aber auch viele Blutspenden für die Behandlung von Herz- Kreislauferkrankungen oder Magen-Darmerkrankungen benötigt.

Warum sind diese nur vier Tage haltbar?

Küpper Blutpräparate, die aus gespendetem Blut erstellt werden, müssen vom Blutspendedienst von der Punktion des Spenders innerhalb von 24 Stunden verarbeitet sein. Zudem muss auf eine lückenlose Kühlkette geachtet werden. Es werden zwar bei der Verarbeitung Verfahren angewendet, die die Präparate sicher und haltbar halten, aber im übertragenen Sinne werden keine Konservierungsmittel, verwendet, die Blutpräparate sehr lange haltbar machen können. Thrombozyten (Blutplättchen) sind vier Tage haltbar, Erythrozyten (Rote Blutkörperchen) 42 Tage und Plasma bis zu zwei Jahre.

 Stephan Küpper ist Sprecher des Blutspendedienstes West. Von dort werden Kliniken und Arztpraxen auch in Mettmann versorgt.

Stephan Küpper ist Sprecher des Blutspendedienstes West. Von dort werden Kliniken und Arztpraxen auch in Mettmann versorgt.

Foto: RP/Blutspendedienst

Was genau passiert mit dem Blut nach der Spende, wie wird es überhaupt haltbar gemacht?

Küpper Der DRK-Blutspendedienst West steht rund um die Uhr bereit, um Blutpräparate an Kliniken und Arztpraxen auszuliefern. Die Belieferung erfolgt bedarfsweise über die regionalen Zentrums-Standorte in Bad Kreuznach, Breitscheid, Hagen und Münster und weitere Depots. Im Zentrallabor in Hagen wird das Blut aus den Teströhrchen, die bei der Blutspende gefüllt worden sind, untersucht. Im ersten Schritt werden die AB0- und die Rhesus-Blutgruppen bestimmt. Danach wird das Blut auf verschiedene Infektionskrankheiten, wie HIV-Infektionen, Hepatitis und Syphilis untersucht. Dies geschieht mittels Antikörpertests und/oder Virusdirektnachweis-Tests. Falls bei den Untersuchungen ein Befund von der Norm abweichen sollte, werden der Spender bzw. dessen Hausarzt schriftlich über das Ergebnis informiert. Folgende für Spender und Empfänger wichtige Laboruntersuchungen durchläuft das Blut nach der Blutspende: Tests zur Erkennung virusbedingter Leberentzündungen (Hepatitis-A,-B,-C und Hepatitis-E); Test zur Erkennung einer HIV-Infektion (AIDS-Test); Test auf Antikörper gegen den Erreger der Syphilis (Geschlechtskrankheit); Tests auf  Parvovirus B 19 (Ringelröteln); Test auf Antikörper, die gegen körperfremde Blutzellen gerichtet sind und bei Bluttransfusionen gefährliche Zwischenfälle verursachen können (Antikörpersuchtest). Die Blutspenden werden zentrifugiert und in ihre Bestandteile (Erythrozyten, Thrombozyten und Plasma) aufgeteilt. Aus einer Blutspende entstehen so verschiedene Blutpräparate, die für die speziellen Anforderungen in der Transfusionsmedizin hergestellt werden: Erythrozytenkonzentrate, Thrombozytenkonzentrate und Blutplasma. Die Blutpräparate werden nach Bedarf und Anforderung an Krankenhäuser und Arztpraxen geliefert, damit sie z.B. als Notfalltransfusionen bei Operationen oder langfristigen Transfusionen bei chronischen Erkrankungen zur Verfügung stehen.

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