Hilden Bei Arztbesuch aufs Portemonnaie achten

Hilden · Über den Tisch gezogen fühlt sich Friederike Bosbach von einem Hildener Augenarzt. "Ich hatte dort für meinen Mann einen Termin gemacht, damit er als Berufskraftfahrer mal seine Augen überprüfen lässt", erzählt die 55-jährige RP-Leserin. Doch als ihr Mann zurückkam, war die Überraschung groß. "Er sagte, dass er – abgesehen von den zehn Euro Praxisgebühr – noch 50 Euro zahlen musste."

Eine Aussage, die Friederike Bosbach nicht nachvollziehen konnte. "Seit wann kostet ein Sehtest etwas?", fragte sie und ließ sich den gezahlten Betrag von der Augenarztpraxis genau aufschlüsseln. Demnach waren 25 Euro für eine Messung des Augeninnendrucks (Glaukom) sowie 25 Euro für einen Sehtest angefallen.

Mit der Rechnung ging sie zu ihrer Krankenkasse, der AOK, und erkundigte sich, ob das Ganze so rechtens sei. "Dort erklärte man mir, dass die Glaukom-Messung in der Tat kostenpflichtig sei, der Sehtest aber eine normale Kassenleistung." Man legte ihr nahe, sich die 25 Euro für den Sehtest von dem Augenarzt zurückzuholen. Dies habe sie auch gemacht. Allerdings habe man sich in der Praxis zunächst etwas geziert.

Friederike Bosbach ärgert sich. "So etwas ist eine Frechheit", findet die Hildenerin. "Wenn das alle Ärzte so machen, ergibt das, aufs Jahr hochgerechnet, eine gute Summe." Schließlich nehme nicht jeder Patient so wie sie die Lauferei und die Mühe in Kauf, eine Arztrechnung genau zu überprüfen und auf seinen Rechten zu bestehen. "Dabei gibt es so viele Leute, die nicht einmal mehr das Geld für den Arzt haben."

Bei der AOK sind in Hilden und im Kreis Mettmann nur Einzelfälle wie der von Bosbachs bekannt. "Es beschwert sich kaum jemand, dass ihm eine Kassenleistung in Rechnung gestellt worden sei", berichtet André Maßmann, Pressesprecher der Allgemeinen Ortskrankenkasse Rheinland/Hamburg. Häufiger komme es dagegen vor, dass Patienten zwar in eine selbst zu zahlende Behandlung schriftlich einwilligten, diese dann aber anschließend doch von der Kasse erstattet bekommen wollten. "Das geht natürlich nicht", sagt Maßmann.

"Viele Tests sind nicht sinnvoll"

Er rät, im Zweifel erst bei der Kasse anzurufen, ob angebotene Tests wie der Augeninnendruck oder die Knochendichte sinnvoll seien. "Sehr häufig sind sie es nämlich nicht." Im Internet (www.igel-monitor.de) können sich Patienten darüber informieren, welche privat zu zahlenden Arztleistungen, so genannte IGeL-Leistungen (Individuelle Gesundheitsleistungen), für nützlich gehalten werden und welche nicht.

(RP)
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