Hilden Beethovenstraße: Norma bleibt bis Juli

Hilden · Die Abrissgenehmigung für das Nahversorgungszentrum liegt vor. Investor hat Vertrag mit der Stadt unterzeichnet.

Vor dem Restaurant Ägina türmt sich jede Menge Sperrmüll.

Foto: Christoph. Schmidt

"Was ist denn hier passiert?", fragt ein junger Mann entgeistert, als er die Zustände vor dem ehemaligen Restaurant Ägina im Nahversorgungszentrum Beethovenstraße/Johann-Sebastian-Bach-Straße sieht. Zerschlagene Blumenkübel, herausgerissene Topfpflanzen und lose Erde liegen herum: Daneben stehen Tische und Stühle sowie allerlei Unrat. "Vandalismus?", fragt der Anwohner. Nein, offenkundig haben so die letzten Mieter das Lokal verlassen. Alle Ladenlokale sind scheinbar schon geräumt - bis auf den Norma Supermarkt. "Wir sind weiter für Sie da", steht auf einem Zettel am Eingang. Wie lange denn noch? Voraussichtlich bis zum 1. Juli, ist im Discounter zu erfahren. Viele ehemalige Mieter haben offenbar etwas Neues gefunden. "Wir sind zum 15. Januar 2018 an die Gustav-Mahler-Straße 42 umgezogen", teilt Lotto Weidlich seinen Kunden im Schaufenster mit. Nachbar Beauty Hair hat zum 27. Februar ein Ladenlokal an der Hochdahler Straße 112 gefunden. Katrin Deckert musste ihre Bäckerei nach 21 Jahren zum Jahresende schließen. Ihr Café war für viele Anwohner der Treffpunkt im Viertel. Die Bäckermeisterin kämpfte gegen das Neubauprojekt und sammelte fast 400 Unterschriften von Unterstützern. Vergebens. Auch sie musste Ende Dezember ausziehen.

Der Stadtrat hat die Pläne des Investors anfangs kontrovers diskutiert. SPD und Bürgeraktion wollten den geltenden Bebauungsplan ändern - damit der Investor nach ihren Vorstellungen baut. Bürgermeisterin Birgit Alkenings (SPD) riet davon dringend ab. Andernfalls müsse die Stadt möglicherweise Schadenersatz leisten. Das sah die Mehrheit der Politiker ebenso und lehnte den Antrag von SPD und BA ab. Das Konzept des Investors entspricht dem geltenden Bebauungsplan und musste deshalb genehmigt werden. Das ist allein Sache der Bauverwaltung. Die Politik war damit raus.

Die Liwon Real Estate GmbH, eine Beteiligung der Greyfield Group Essen, hat das rund 4000 Quadratmeter große Areal gekauft und mit der Liwon Hilden GmbH eigens eine Objektgesellschaft gegründet. Das marode Nahversorgungszentrum soll abgerissen und durch einen Neubau mit rund 110 Mietwohnungen unterschiedlicher Größe im "preisgedämpften Bereich" (zwischen öffentlich geförderten Wohnungen und Hochpreissektor angesiedelt) ersetzt werden.

Alle Geschäfte im Einkaufszentrum Beethovenstraße sind geschlossen. Der Norma-Markt noch nicht.

Foto: Christoph Schmidt

Im Erdgeschoss sind Ladenlokale sowie eine Tiefgarage mit 80 Plätzen (plus 44 Stellplätze im Erdgeschoss) vorgesehen. Die Stadtverwaltung ist für das Vorhaben. Dadurch würden zahlreiche "bezahlbare" Mietwohnungen entstehen, erläuterte Baudezernentin Rita Hoff. Das städtebaulich unattraktive Gebäude würde durch ein neues ersetzt. Von den zusätzlichen öffentlichen Parkplätzen würde auch das Nachbarschaftszentrum Friedenskirche profitieren.

Der Investor hat sein Vorhaben Ende Januar den Stadtverordneten im Stadtentwicklungsausschuss (im nicht-öffentlichen Teil) vorgestellt. Was und wie gebaut wird, haben Kommune und Investor inzwischen in einem städtebaulichen Vertrag vereinbart. Die Baugenehmigung selbst ist nach RP-Informationen noch nicht erteilt worden.

Der Neubau darf vier Vollgeschosse aufweisen plus Staffelgeschoss. Damit wird er deutlich höher als das bestehende Gebäude, passt er sich aber von der Höhe her der Umgebungsbebauung an (ausgenommen die beiden Hochhäuser). Das hatte der Stadtrat bei der letzten Änderung des Bebauungsplans 2015 beschlossen. Damals ging es darum, Spielhallen und Rotlicht-Betriebe zu verhindern.

Ein begrüntes Dach soll zu einer gefälligen Optik beitragen. Das Umfeld soll ebenfalls von der Liwon-Gruppe mit gestaltet werden, auch wenn sich dabei um städtischen Flächen handelt. Dadurch sollen die Parkplätze aufgewertet werden.

Welche Geschäfte in den Neubau einziehen, ist noch nicht bekannt. Man sei noch in Verhandlungen, sagte Projektmanagerin Katrin Respondek. Platz sei aber für bis zu drei Einzelhandelsmieter.

Die neuen Eigentümer wollen das Objekt nicht behalten, sondern es im Rahmen eines Bieterverfahrens an nationale und internationale Investoren weiterveräußern. Dazu wollte Katrin Respondek nichts sagen. Auch nicht, wann genau der Abriss des alten Gebäudes beginnt.

(cis)