Hilden Bayer-Chef Dekkers schweigt zur Zukunft von CO-Pipeline-Tochter

Hilden · Dieter Donner von den Pipeline-Gegnern stellte vor den 3600 Aktionären bei der Bayer-Hauptversammlung kritische Fragen.

 Den Tod im Hintergrund: Mit Transparenten, Hüten und Flugblättern warben Demonstranten - im Bild der Hildener Chemiker Walther Enßlin - vor der Halle um Aufmerksamkeit der Aktionäre.

Den Tod im Hintergrund: Mit Transparenten, Hüten und Flugblättern warben Demonstranten - im Bild der Hildener Chemiker Walther Enßlin - vor der Halle um Aufmerksamkeit der Aktionäre.

Foto: Miserius

Gerüchte sind wie ausgespuckter Kaugummi - irgendwo bleiben sie haften. An Bayers Kunststofftochterfirma MaterialScience (BMS), die das umstrittene CO-Pipeline-Projekt verantwortet, haftet ein Kaugummi namens Verkaufsgerücht. Montag berichtete die Finanzagentur Bloomberg, der Konzern denke über den Verkauf von BMS nach. Dienstag bei der Hauptversammlung in der Kölner Messe wollte Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz wissen, was dran ist an dem Gerücht: "Herr Dekkers, Sie haben mal gesagt, der Verkauf von BMS sei eine extreme Option. Ist die jetzt gerade da und Sie nutzen Sie?", fragte Tüngler den Konzernchef. Auch Joachim Kregel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger bohrte nach.

Aber Bayer-Chef Marijn Dekkers ließ sich nicht aus der Reserve locken. Der Manager lavierte um das Thema herum, indem er auf diese Fragen gar nicht erst einging. Vielmehr beeilte er sich, vor zeitweise bis zu 3600 Aktionären den Hoffnungsfunken an den im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbesserten BMS-Quartalszahlen zu entzünden. Primäres Ziel für BMS: "Wir wollen 2015 eine höhere Prämie als die Kapitalkosten erzielen. Wir arbeiten intensiv an der Renditesteigerung." BMS hängt von der Konjunktur (z. B. in der Autoindustrie) ab. Bei der sieht Bayer Erholung und hofft, dadurch wieder höhere Preise verlangen zu können.

Dieter Donner, Koordinator der Stopp-Bayer-CO-Pipeline-Initiativen aus Hilden, sprach auch vor den Aktionären und stellte Dekkers kritische Fragen. Etwa wie viele Baukosten, Rechtskosten und Sonderabschreibungen für die Pipeline zwischen Dormagen und Krefeld schon angefallen seien. Die Leitung ist zwar fertig gebaut (sollte Ende 2007 in Betrieb gehen), darf aber nicht in Betrieb genommen werden. Wie hoch sind die Kostenrisiken für die beantragte Planänderung?, wollte Donner wissen. Und ob dafür schon vorsorglich Rückstellungen gebildet wurden. Der Hildener kritisierte, dass es bei Bayer Material Science keinen Plan B zu dem "gescheiterten CO-Pipeline-Projekt" gebe und erinnerte daran, dass das Projekt weiterhin mit mehr als 40 Klagen angegriffen werde. "Aus Wettbewerbsgründen" dürfe er dazu keine Angaben machen, schwieg sich Dekkers zu den Fragen aus. Donner kommentiert das als "schwaches Bild der Unternehmensführung".

(RP)
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