Haan "Bahnhof Gruiten wichtiger als Pfarrsaal"

Haan · In Haan werden viele Probleme von den Mehrheitsfraktionen CDU und FDP beiseitegeschoben, klagen SPD-Fraktionschef Bernd Stracke und sein Vize Jörg Dürr.

In Haan werden viele Probleme von den Mehrheitsfraktionen CDU und FDP beiseitegeschoben, klagen SPD-Fraktionschef Bernd Stracke und sein Vize Jörg Dürr.

Welche Themen bewegen die SPD in den Wahljahren 2013 und 2014? Und wie bewertet die Opposition im Haaner Stadtrat die Arbeit von Bürgermeister Knut vom Bovert? Antworten auf diese und andere Fragen gab die Fraktionsspitze jetzt beim Redaktionsgespräch.

Bahnhof Gruiten Die für Pendler wichtige Station ist nicht barrierefrei, für viele Nutzer seit Jahren ein Ärgernis. SPD-Landtagsabgeordneter Manfred Krick habe dafür gesorgt, dass der Bahnhof Gruiten in die so genannte Mobilitätsoffensive des Landes aufgenommen wird, betont Bernd Stracke, der seit April Fraktionschef und seit 13 Jahren Vorsitzender des Ortsverbands ist: "Dann muss sich die Stadt Haan an den Kosten nicht beteiligen." Die Gruitener SPD habe vorige Woche schon 200 Unterschriften für den barrierefreien Ausbau gesammelt – um damit bei den Entscheidern in Düsseldorf auf die Wichtigkeit hinzuweisen. "Dass andere jetzt auf den Zug aufspringen, ist in Ordnung – wenn am Ende der Bahnhof barrierefrei ist." Für Stracke ist der Bahnhof wichtiger als der Pfarrsaal: "Die Stadt gibt für den Umbau des Pfarrsaals 460 000 Euro. Und für den Bahnhof (Kostenanteil der Stadt 500 000 Euro), den täglich 3000 Pendler nutzen, ist kein Geld da."

Citystreife Die SPD hat für die nächtlichen Patrouillen eines privaten Sicherheitsdienstes in Haan gestimmt. "Das ist eine Möglichkeit, das Sicherheitsgefühl wieder herzustellen und für die Einhaltung von Regeln zu sorgen", verteidigt Fraktionsvize Jörg Dürr das Experiment: "Wir sollten den einjährigen Versuch abwarten." Für die beiden ist die Citystreife nur eine "Ersatzlösung", die auch "Bauchschmerzen" bereitet: "Eine aufsuchende Jugendarbeit wäre besser gewesen." Jugendliche nutzten ihre Stimme insgesamt kaum in Haan: Das Jugendparlament mische sich zu wenig ein, die Bedürfnisse von Jugendlichen würden in einer demografisch alten Stadt wie Haan zu wenig wahrgenommen. Stracke: "Ein echter Treffpunkt fehlt total."

Innenstadt-Konzept Das geplante Einkaufszentrum Windhövel kommt seit Jahren nicht voran. CDU und FDP haben unlängst das voraussichtlich 2014 frei werdende Gelände der Landesfinanzschule ins Spiel gebracht. "Gewisse Kreise wollen dort Luxuswohnungen und Einzelhandel", warnt der SPD-Fraktionschef: "Wenn das passiert, ist die andere Seite der Kaiserstraße tot." Die Haaner Innenstadt brauchen einen attraktiven Kundenmagneten. Die Workshops mit Bürgern seien der richtige Weg, um die seit Jahrzehnten brachliegenden Planungen in Gang zu bringen.

Amtszeit des Bürgermeisters Noch hat der parteilose Knut vom Bovert sich nicht endgültig dazu geäußert, ob er 2014 zusammen mit den Stadträten zur Wahl steht oder ob er seine Amtszeit bis 2015 ausfüllt. Seine bisherigen Äußerungen gehen aber in letztere Richtung. "Dass wir ein Gegner dieses Bürgermeisters sind, ist kein Geheimnis", sagt Stracke. Der Grund sei einfach: zehn Jahre Stillstand in Haan. Es klingt durch, dass sich die SPD vorstellt, es besser machen zu können, doch bei der Frage nach dem Personal winken die beiden ab: Das sei noch nicht entschieden.

Jahre ohne Veränderung Beide Sozialdemokraten nehmen wahr, "dass sich in unserer Stadt weniger tut als anderswo und dass Entscheidungen nicht oder langsam getroffen werden". Die Gründe seien durchaus in der Politik zu suchen – CDU und FDP regieren nach Ansicht der SPD schon zu lange ohne Unterbrechung –, vor allem aber darin, dass die Haaner sich nicht als Einheit begriffen. "Da werden Vorschläge abgelehnt, nur weil andere sie gemacht haben", sagt Stracke. Und das ewige "wir haben kein Geld" der Rathausspitze könne auch niemand mehr hören. Da mangele es an Kreativität. Eigene Ideen im Kleinen, etwa für eine attraktivere City, "müssen auch wir stärker entwickeln".

Chancen im Bund Die beiden Haaner sehen die Chancen ihrer Partei bei der Bundestagswahl im September bei 32 Prozent. "Die sind zu machen", so Jörg Dürr, "da wir einen kompetenten Kanzlerkandidaten haben." Dürr arbeitet als Diplompolitologe im NRW-Wirtschaftsministerium, traut sich eine Einschätzung zu. Allerdings: Der SPD müsse es gelingen, die Nichtwähler an die Wahlurnen zu bekommen. "Das muss gelingen, wenn wir ein gutes Ergebnis haben wollen."

Chancen kommunal Bei den letzten Kommunalwahlen erreichte die SPD in Haan 25,4 Prozent, die CDU lag bei 38,6 Prozent, die FDP bei 16,9. "Uns ist bewusst, dass Haan kein gutes Pflaster für die SPD ist", sagt Bernd Stracke, der Medienwissenschaftler ist an der Natur- und Umweltschutzakademie NRW.

(RP)
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