Hilden Tafel unterstützt fast 800 Hildener

Hilden · Hartz-IV-Empfänger, Flüchtlinge und Menschen, deren Rente nicht reicht, können zweimal wöchentlich an der Kirchhofstraße preiswert einkaufen. Kunden der Bäckerei Schüren haben mehr als 3000 Euro für sie gesammelt.

 SKFM-Geschäftsführer Hubert Bader und Bäckerei-Inhaber Roland Schüren im Verkaufsraum an der Kirchhofstraße.

SKFM-Geschäftsführer Hubert Bader und Bäckerei-Inhaber Roland Schüren im Verkaufsraum an der Kirchhofstraße.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Salat, Suppengemüse und Radieschen liegen am Donnerstag in Kisten auf Aufstellern, Joghurt und Käse stehen in einer Kühltheke. 20 Menschen wuseln durch den Raum und bereiten alles für die Ausgabe vor. Es duftet nach Brötchen und Kuchen. Die Hildener Tafel an der Kirchhofstraße öffnet gleich die Türen für Hartz-IV-Empfänger, Flüchtlinge und Menschen, deren Rente nicht reicht. Fast 800 haben in Hilden Anspruch auf das Angebot der Tafel.

Bäckerei-Chef Roland Schüren ist nicht zum ersten Mal zu Besuch bei der Tafel, die in Hilden vom Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) betreut wird. Sein Unternehmen stellt jeden Tag Retouren zur Verfügung: Brötchen, Baguettes, Brote und Kuchen. Fünfmal pro Woche holen die Tafeln aus Solingen, Langenfeld, Erkrath, Haan und Hilden Backwaren vom Vortag bei ihm am Mühlenbachweg ab.

Doch deswegen ist er heute nicht da. „Unsere Kunden haben die Möglichkeit, mit ihrer Back-Bäck-Karte Punkte für verschiedene Prämien zu sammeln. Eine Möglichkeit ist es, die Punkte in eine Spende für die Tafel umzuwandeln“, erklärt er. 606 Mal haben Schüren-Kunden diese Prämie gewählt. Jedes Mal flossen fünf Euro an die Tafel. „3030 Euro sind auf diese Weise zusammengekommen“, erklärt Schüren. Was die Tafel damit macht, steht noch nicht abschließend fest. „Wir überlegen, ob wir einen Windfang bauen sollen“, erklärt SKFM-Geschäftsführer Hubert Bader. „Wir brauchen aber auch weitere Tiefkühl-Aggregate.“ Eins von beidem soll es werden, sagt er.

Die Bäcklerei Schüren ist nicht das einzige Unternehmen aus Hilden, das die Tafel unterstützt. „Wir fahren mit unseren beiden Fahrzeugen mehr als 25 Firmen an“, erklärt Kajo Töller vom Tafel-Leitungsteam. Gemeinsam mit Heinz-Jürgen Tutass und Harry Wolf kümmert er sich um das rund 80 ehrenamtliche Mitarbeiter große Tafel-Team. Um 8 Uhr morgens starten die Helfer mit ihrer Tour. Die großen Discounter wie Aldi, Lidl und Penny sind dabei, Edeka, Rewe und Kaiser’s, Bäcker wie Schüren, Suckow, Knelange, Evertzberg, Bacher Reformhaus, Denn’s Biomarkt, der türkische Gemüsehändler an der St.-Konrad-Allee, Subway, Zurheide aber auch die Firma Abelen in Tönisvorst (Fleischwaren) und die Großmolkerei Arla. „Wir sind täglich unterwegs“, erklärt Töller.

Zweimal pro Woche organisieren die Mitarbeiter die Warenausgabe in den Räumen an der Kirchhofstraße: jeden Dienstag und jeden Donnerstag. Ab 8 Uhr befreien die Helfer die Salate von welken Blättern, sortieren die Backwaren, entsorgen die angefaulten Trauben. Wenn sie mit den Vorbereitungen fertig sind, öffnen sie um 10.30 Uhr die Türen. „Wir arbeiten mit einem rollierenden Zeitsystem“, berichtet Kajo Töller. Die Kunden kommen grüppchenweise in den Verkaufsraum und dürfen sich die Waren aussuchen. „Unsere Helfer packen sie dann in die Tüten. Sobald die Gruppe fertig ist, bitten wir die nächste Gruppe herein.“ Jede Gruppe rückt wöchentlich einen Slot nach hinten, damit jeder mal Erster und jeder auch mal Letzter ist.

In Anspruch nehmen dürfen die Tafel fast 800 Hildener. „Das sind rund 350 Bedarfsgemeinschaften, also Familien“, erklärt Töller, darunter rund 70 Kinder zwischen 0 und vier Jahren und fast 200 im Alter von fünf bis 18 Jahren. Mehr als 100 Kunden sind 60 Jahre und älter. Ein Großteil der Menschen bezieht Hartz-IV oder erhält Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und kommt damit nicht über die Runden.

Wer seine Bedürftigkeit nachweisen kann, erhält einen Ausweis, der zum Einkauf bei der Tafel berechtigt. „Erwachsene zahlen 2,50 Euro pro Einkauf, Kinder 50 Cent“, berichtet Kajo Töller. Menschen aus 40 Nationen, der Großteil aus Deutschland, nutzen derzeit das Angebot der Tafel.

Gegen 12.30 Uhr schließt die Tafel an diesem Donnerstag wieder. Die Mitarbeiter haben wieder das eine oder andere persönliche Gespräch mit den Kunden geführt, haben sich nach dem Wohlbefinden erkundigt. Man kennt sich, oft schon seit vielen Jahren. Seit September 2005 gibt es laut Töller bereits die Tafel in Hilden, er selbst ist seit Anbeginn dabei und hat schon bei den ersten Schritten im Vorfeld mitgeholfen.

„Die Tafel ist nicht nur für die Kunden wichtig“, sagt Kajo Töller. Die Mitarbeiter verstehen sich untereinander in der Regel sehr gut, sind teilweise alleinstehend und freuen sich, mal wieder raus zu kommen. Töller: „Vor kurzem fragte mich eine Mitarbeiterin, warum wir die Warenausgabe nicht jeden Tag machen würden. Hier fühlt sie sich nicht mehr so allein.“

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