Hilden Bäche werden aufgewertet

Düsseldorf · Peter Schu und Kristin Wedmann vom Bergisch-Rheinischen Wasserverband erklären, welche Konsequenzen die EU-Wasserrahmenrichtlinie für die hiesigen Flusslandschaften hat. Bei dem Prozess wird die Öffentlichkeit einbezogen.

Fließgewässer sollen ökologisch verbessert werden. Das ist Ziel der Wasserrahmenrichtlinie, die die Europäische Union erlassen hat. Um die Vorgaben vor Ort umzusetzen, ist eine Kooperation "Rechte Rheinzuflüsse BRW" ins Leben gerufen worden. RP-Redakteur Ralf Geraedts sprach mit Peter Schu, dem stellvertretenden Geschäftsführer des Bergisch-Rheinischen Wasserverbandes (BRW), und Kristin Wedmann, beim BRW Fachbereichsleiterin Gewässer, über das Vorhaben.

EU-Wasserrahmenrichtlinie - was verbirgt sich hinter diesem sperrigen Begriff?

Schu Die Vorgabe der EU soll dazu führen, Gewässer wieder in einen ökologisch guten Zustand zu versetzen. Dazu gehört die Gestaltung der Uferzonen ebenso wie die Ausbildung der Sohlen, so dass zum Beispiel Fische und Kleinlebewesen die Chance haben, wieder von der Mündung bis zur Quelle zu wandern. Bei der jetzt begonnenen Kooperation geht es darum, wieder Lebensräume und Strukturen zu schaffen.

Welche Defizite gibt es denn?

Schu Gerade in Innenstädten haben Bäche keine Möglichkeit, sich zu entwickeln. Sie sind verrohrt, begradigt, in Mauern gezwängt und haben oft auch eine befestigte Sohle, die den Lebewesen im Gewässer nicht genügend Überlebensmöglichkeiten bieten. Es gibt hunderte von Durchflusshindernissen, Wehren und Abstürzen, die die notwendige Wanderung der Fische und Kleinlebwesen unmöglich machen.

Wedmann Ein Beispiel ist die Itter. Bereits an der Quelle ist sie verrohrt und wegen häufiger Überschwemmungen wird sie seit rund 40 Jahren durch ein enges gemauertes Bett durch Hilden geführt. Und die Mündung bei Düsseldorf-Benrath in den Rhein erfolgt in einer Rohrleitung und ist so steil gestaltet, dass Fische nicht einwandern können.

Schu In Haan wird überlegt, den Sandbach im Bereich der Schillerstraße zu öffnen. Wir nutzen jede Chance, Bäche wieder ans Tageslicht und sie zusammen mit der Stadtplanung wieder ins Bewusstsein der Bürger zu holen.

Wie kann die jetzt in Gruiten gestartete Kooperation daran etwas ändern?

Schu Die Unteren Landschafts- und Wasserbehörden des Kreises Mettmann und der Städte Solingen, Wuppertal und Düsseldorf, die Mitgliedsstädte unseres Verbandes, der ehrenamtliche Natur- und Umweltschutz, die Fischereigenossenschaft, Landwirtschaftskammer und die Bezirksregierung sind mit im Boot. Unter unserer Leitung sollen denkbare Projekte gesammelt und diskutiert werden. Dabei wird die Öffentlichkeit mit einbezogen.

Der BRW arbeitet seit seiner Gründung 1973 am naturnahen Ausbau von Gewässern. Worin besteht denn jetzt das Neue?

Schu Die EU-Wasserrahmenrichtlinie gibt ein Berichtswesen vor und steuert in einem formellen Prozess das gesamte Projekt. Regionale Kooperationen sollen mit ihrer Ortskenntnis konkrete Maßnahmen aufzeigen. Bis 2015 sollen die Gewässer wieder in einen guten Zustand versetzt worden sein. Das ist in unserer dichtbesiedelten Region aber unmöglich. Wichtig ist, dass ein breiter Konsens über Maßnahmen entwickelt wird. Wir haben bisher Gewässer naturnah ausgebaut und werden das auch weiter tun. Dabei hoffen wir auf Zuschüsse aus dem Landesprogramm "Lebendige Gewässer".

Der BRW ist zuständig für die Unterhaltung der Gewässer. Müssen Sie nicht auch die Eigentümer begeistern?

Schu Ohne die Eigentümer geht gar nichts. Natürlich müssen sie überzeugt werden. Aber sie sind auch in der Pflicht. Sie sind zum Beispiel zuständig für den baulichen Zustand von Ufermauern und der Verrohrung von Bächen auf ihren Grundstücken. Wenn wir die Bäche offen führen, wird unsere Gewässerunterhaltung deutlich leichter und die Eigentümer sind die finanziellen Sorgen für die Sanierunglos. Die Eigentümer stellen oft gerne das für einen naturnahen Ausbau nötige Gelände bereit.

Wie soll der jetzt begonnene Prozess ablaufen?

Wedmann Es gibt zwei Workshops. Beim ersten im Juni oder Juli werden wir denkbare Maßnahmen vorstellen und mit Teilnehmern diskutieren. Beim zweiten Workshop im Herbst soll geschaut werden, was tatsächlich realisierbar ist. 2012 wird es ein Abschlusstreffen geben, bei dem auch ein Zeitplan festgelegt wird. Wir können ja nicht alles auf einmal machen.

(RP)
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