Hilden Ausbildungsmarkt: 115 freie Stellen und noch 127 Bewerber

Hilden · Es gab schon bessere Jahresbilanzen zum Ausbildungsmarkt, die die Arbeitsagentur, die Kreishandwerkerschaft sowie die Industrie- und Handelskammer (IHK) vorlegen konnten. Die Zahl der Ausbildungsstellen ging zurück, die Zahl der Bewerber ist dagegen im Aufwärtstrend.

 Metzgermeister Manfred Valbert mit Azubi Karsten Jäger. Das Lebensmittelhandwerk hat es schwer, genügend Lehrlinge zu finden.

Metzgermeister Manfred Valbert mit Azubi Karsten Jäger. Das Lebensmittelhandwerk hat es schwer, genügend Lehrlinge zu finden.

Foto: Olaf Staschik

Ende September waren 127 junge Menschen noch ohne Lehrstelle, aber 115 Ausbildungsstellen noch frei. Damit möglichst alle noch unversorgten Jugendlichen eine berufliche Perspektive bekommen, wollen Arbeitsagentur und Kammern jetzt eine Schlussoffensive starten. Ute Ackerschott, Leiterin der Agentur für Arbeit Mettmann, sowie die Geschäftsführer Clemens Urbanek (IHK) und Martin Lindemann (Kreishandwerkerschaft) riefen die Unternehmen auf, noch mehr Augenmerk auf das Ausbildungsplatz-Angebot zu legen.

Berufsnachwuchs fehlt Schon aus eigenem Interesse. Sonst droht ein Fachkräftemangel. Denn bis 2020, so Urbanek, werde es im Kreis 17 Prozent weniger Schulabgänger geben. Lindemann schrieb den Handwerksbetrieben ins Stammbuch, aktiver um den Nachwuchs zu werben. "Wir haben mehrfach erlebt, dass ganze Realschulklassen geschlossen zum Berufskolleg wechseln", stellte Lindemann fest. Den Jugendlichen müsse aufgezeigt werden, dass eine Ausbildung im Handwerk sogar die Chance biete, irgendwann einmal Chef zu sein. "Wer eine Zusage vom Kolleg hat, ist sie als Kandidat für eine Ausbildung vorerst verloren."

Weniger Ausbildungsplätze Im Gebiet zwischen Erkrath und Monheim sank die Zahl der Ausbildungsstellen um rund 18 Prozent, im Norden dagegen nur um 9 Prozen. Obwohl es rund 350 Ausbildungsberufe gebe, stünden Kfz-Mechatroniker bei den Jungen und Friseurin bei den Mädchen seit Jahrzehnten ganz weit oben auf der Beliebtheitsskala. Bewerber fehlen für die Berufe Friseur, Koch, Hotelfachkraft, Gebäudereiniger, Drogist, Hörgeräteakustiker, Maler, Augenoptiker, Altenpfleger oder Rechtsanwaltsfachangestellter. Ein Punkt lässt die Experten rätseln: Während die medizinische Fachangestellte bei Mädchen hoch im Kurs steht, suchen Zahnärzte händeringend nach jungen Menschen, die zahnmedizinische Fachangestellte werden wollen.

Angebot im Kreis stärken Urbanek riet den Unternehmen, das Marketing für die Ausbildung zu verbessern. Aktuelle Azubis wären als "Botschafter" an den Schulen einsetzbar, um Nachwuchs zu gewinnen. Mit Blick auf Düsseldorf mit seinem breiten Arbeitsplatzangebot müsse es im Interesse der Betriebe sein, junge Menschen im Kreis zu halten. Ackerschott warnt junge Leute vor der Gefahr, über das Jobben die berufliche Perspektive zu vernachlässigen. "Wer eine Ausbildung hat, ist nicht nur reifer, sondern später auch leicht zu vermitteln." Lennart Pausch (18) steht bei Martin Blau in Haan im zweiten Lehrjahr zum Metallbauer. Christian Rizzuti (21) hat gerade die Ausbildung begonnen. Beide kamen über Mundpropaganda und Praktika an ihren Ausbildungsberuf, von dem sie zuvor keine Vorstellung hatten. Die früheren Schüler hätten sich in ihrer Schulzeit mehr Information über und aus der Arbeitswelt gewünscht.

(RP)
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