Hilden Auf dem Weg zum "Seepferdchen"

Düsseldorf · Immer weniger Grundschüler können schwimmen. Bei Kursen der DLRG können Kinder und Erwachsene das Versäumte nachholen. Denn Schwimmen steht nicht in allen Schulen auf dem Stundenplan.

Haan/Hilden 45 Prozent der Schüler können am Ende der Grundschule nicht sicher schwimmen. So lautet die schlechte Nachricht der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) auf Bundesebene. Die gute Nachricht für Haan und Hilden: Die Schwimmkurse bei der DLRG-Ortsgruppe der Gartenstadt und im "Hildorado" der Itterstadt sind ausgebucht. Auch einige Erwachsene wollen Versäumtes ihrer Kinderzeit nachholen.

"Ich kann mich nur so über Wasser halten, bleibe meist im Flachen, weil ich nicht richtig schwimmen kann", bekennt Oxana Foos. Bei ihren Töchtern legt die 34-jährige Haanerin Wert darauf, dass beide gut schwimmen können. Während die 15-Jährige schon das "Goldene Abzeichen" hat, absolviert Anastasia (5) gerade mit ihrer Freundin Nadia den ersten Kursus bei der DLRG im Haaner Hallenbad mit dem Ziel "Seepferdchen". "Wir wollen vor der Schule schwimmen können", erklären die kleinen Wasserratten, denen das Paddeln im kühlen Nasse "einen Riesenspaß" macht.

"In meiner Kindheit wurden andere Prioritäten gesetzt, zum Beispiel Klavierspielen", erinnert sich Oxana Foos. "Aber ich werde jetzt noch einen Kursus machen", kündigt sie an, während sie das muntere Treiben der angehenden "Seepferdchen" im Becken verfolgt. Der Hinweis, dass DLRG-Trainerin Kerstin Laibach gerade zwei Kolleginnen aus der Apotheke überzeugt hat, bei ihr den Schwimmunterricht nachzuholen, hat auch Oxana Foos überzeugt. "In zwei bis drei Monaten sind Sie fit", versichert Kerstin Laibach.

Dass viele Erwachsene nicht schwimmen können, bestätigt ihr Sohn Jan. Während seiner Ausbildung zum Physiotherapeuten begleitete der 21-Jährige Patienten im Bewegungsbad. "Auch 60-Jährige blieben deshalb im Flachen." Ähnliche Erfahrungen hat DLRG-Ausbildungsleiter Timo Reiter schon während seiner Schulzeit gemacht. "Einige Mitschüler der siebten Klassen konnten nicht schwimmen", erzählt der 25-Jährige und rät, so früh wie möglich anzufangen. Die Schwimmkurse bei der Haaner DLRG haben aufgrund des Andrangs eine Warteliste von einem halben Jahr.

"Wir bieten in der zweiten und vierten Klasse ein halbes Jahr Schwimmunterricht an", versichert Marc Braun, Leiter der Grundschule Unterhaan. "Das Schulschwimmen alleine reicht sicher nicht", weiß auch der Vater von zwei Grundschulkindern, zumal von den zwei Stunden pro Woche noch An- und Abfahrt abgehen. "Unser Personalschlüssel lässt aber nicht mehr zu. Wenn ein Lehrer ausfällt, kommen wir ins Schwimmen", schmunzelt Braun. "Das ist ein Fehler im System."

Er prüfe jetzt eine Initiative der Eltern, um einen privaten Bademeister ins Boot zu holen. "Bei uns an der Schule können viele Kinder schon schwimmen oder wurden von den Eltern spielerisch mit dem Wasser vertraut gemacht, so dass sie keine Angst haben." Diese nehmen den Kindern auch die beiden Schwimmlehrer im "Hildorado". "Meist melden die Eltern mit Blick auf die Sommerferien ihre Kinder im Frühjahr zu unseren Kursen an", erklärt Angelika Oelze-Kaiser.

(RP)
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