Hilden Haan Auch Feinstaub stoppt die Böller nicht

Hilden Haan · Die allermeisten Fachhändler und Discounter in Hilden und Haan bieten auch weiterhin Silvester-Feuerwerk an.

 Im Jahr 2019 erzielte die Branche Verkäufe in Höhe von rund 133 Millionen Euro. Die pyrotechnische Fertigung findet fast ausschließlich in Fernost statt.

Im Jahr 2019 erzielte die Branche Verkäufe in Höhe von rund 133 Millionen Euro. Die pyrotechnische Fertigung findet fast ausschließlich in Fernost statt.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Während einige Supermärkte in der Region bereits auf den Verkauf von Feuerwerk verzichten, bleibt es in Hilden und Haan vorerst dabei: Die Regale und Verkaufs-Ständer sind voll mit Goldregen, China-Krachern und vielem mehr.

„In Deutschland regeln bundesweite und kommunale Bestimmungen den Verkauf und die Verwendung von Böllern und Raketen. Sie gehören europaweit zu den restriktiveren. Vor diesem Hintergrund bietet die Rewe Group (Rewe, Penny, Toom) Silvesterartikel an wenigen Tagen im Jahr an“, erklärte die Konzernzentrale in Köln auf Nachfrage – sie betreibt die beiden Filialen an der Mittelstraße. „Darüber hinaus stellen wir es unseren selbstständigen Rewe-Kaufleuten selbstverständlich frei, ob sie in ihren Supermärkten Silvesterfeuerwerk verkaufen möchten oder nicht.“

Der Rewe-Markt im Süden hat sich entschieden: „In unserem Rewe-Markt Conrad in Hilden, Richrather Straße 172, können die Kunden Silvesterartikel erwerben“, erklärte Christian Conrad. Auch Aldi-Süd bleibt dabei: „Wir als Discounter richten unser Angebot sehr stark nach den Wünschen und Bedürfnissen unserer Kunden aus. Die Erfahrung zeigt, dass das Interesse unserer Kunden an Feuerwerk seit Jahren sehr groß ist. Aus diesem Grund werden wir auch in diesem Jahr in allen rund 1920 Aldi-Süd-Filialen wieder verschiedene Produkte für das Silvester-Feuerwerk anbieten.“

Die Baumarktkette Hornbach, die auch in Haan vertreten ist, verzichtet ab  kommendem Jahr auf Feuerwerk im Sortiment. Diesmal wird die Palette jedoch noch angeboten.

Das Erkrather Familien-Unternehmen Edeka Windges am Hochdahler Markt wird bereits in diesem Jahr auf den Verkauf von Böllern und Raketen verzichten, um „Menschen, Tiere und Natur nachhaltig schonen“, wie es hieß. Im Kreis Mettmann stehen die Windges mit ihrer Entscheidung bisher alleine da. Bis auf Edeka Feil in Langenfeld, der noch nie Silvesterböller im Sortiment hatte, bieten alle anderen Rewe- und Edeka-Filialen in diesem Jahr weiterhin Feuerwerkskörper an.

 „Der erste Januar ist der Tag mit der höchsten Feinstaub-Belastung im gesamten Jahr“, sagt Ute Dauert, Expertin für Luftqualität vom Umweltbundesamt. Etwa 4500 Tonnen Feinstaub würden an Silvester in einer einzigen Nacht freigesetzt – das entspreche fast 16 Prozent der jährlich im Straßenverkehr abgegebenen Feinstaubmenge. Für Windges ein Grund, umzudenken.

Der Haaner Carsten Vedder bietet nicht nur zu Silvester Knallkörper und Raketen aller Art zum Verkauf an. Der Inhaber einer Reparaturwerkstatt für Autos und Zweiräder kann das ganze Jahr über auch als Veranstalter von Feuerwerk gebucht werden – beispielsweise bei Hochzeiten oder Firmenfesten.

Er behauptet: „Die Zahlen und Werte der Deutschen Umwelthilfe, die das Bundesumweltamt veröffentlicht hat, stimmen nicht“ – zumindest gebe es keinerlei Anhaltspunkte, wie sie zustande gekommen seien.

In seinem Verkaufsraum an der Borsigstraße bietet der 45-jährige Unternehmer auch Sortimente an, die bei Discountern oder anderen Supermärkten eher nicht zu finden sind.

Wer wissen will, wie beispielsweise eine gewisse Raketensorte leuchtet, muss sie nicht auf Verdacht kaufen, sondern kann auf Großen Flachbildschirmen verfolgen, in welchen Farbkaskaden die angebotenen Produkte explodieren. Besondere Gags wie beispielsweise die 100-Böller-Box mit dem Titel „Wütende Polizisten“ sind genauso zu finden, wie die Gegenseite mit „Böse Buben“.

Im Schnitt 50 Euro geben die Kunden bei den Vedders für Raketen und Co. aus. Dafür werden auch die Öffnungszeiten angepasst: Samstag und Montag ist jeweils von 8.30 bis 20 Uhr geöffnet. Am Silvestertag selber können die Feuerwerkskörper noch bis 15 Uhr gekauft werden.

Vedder weiß jedoch aus Erfahrung, dass es mit den Schlusszeiten gerade an diesem Tag nicht immer hinhaut. „Wir hatten auch im vergangenen Jahr Leute, die kurz vor vier noch ganz hektisch hereingekommen sind, um unbedingt noch ein bestimmtes Raketensortiment zu erwerben“, erinnert sich der Geschäftsmann. Solange noch jemand vor Ort sei, sehe man nicht so streng auf die Schließzeit.

Thomas Bonrath, Pressesprecher von Rewe, glaubt nicht, dass sich in Zukunft weitere Kaufleute gegen den Verkauf von Silvester-Knallereien entscheiden. Dafür sei die Nachfrage zu hoch: „Den Jahreswechsel mit Feuerwerk zu begleiten ist für viele Menschen ein unverzichtbares Ritual.“

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