Hilden Atelieratmosphäre im Fabry
Düsseldorf · Was dabei herauskommt, wenn 60 Kinder, vier Künstler und eine Handvoll Betreuer ein Museum zur Künstlerwerkstatt umfunktionieren, ist bei der 14. Kinderkunstwoche zu beobachten. Ein Konzept, das aufgeht.
"Eckstein, Eckstein, alles muss versteckt sein", hallt es aus der alten Kornbrennerei. Die, sagt Miriam (10), sei wirklich toll, um Verstecken zu spielen. Ziel der Kinderkunstwoche im Wilhelm-Fabry-Museum ist es allerdings, Kinder an Kunst heranzuführen, denn: "Sie sind die Museumsbesucher von morgen", sagt Leiter Dr. Wolfgang Antweiler. Es ist aber wohl letztlich vor allem jene gesunde Mischung aus Kreation und Rekreation, mit der die große Beliebtheit der Veranstaltung erklärt werden kann. Hier durften sich die rund 60 Kinder zwischen sieben und 13 Jahren zunächst aussuchen, in welcher Technik und unter wessen Anleitung sie sich an den folgenden Vormittagen künstlerisch austoben wollten.
Auf dem Sperrmüll entdeckt
Über dem Fassraum nimmt Doris Klepper noch rasch einen Schluck Wasser aus ihrer Plastiktasse. Der Staub, sagt sie, setze ihr schon zu. Hier wird mit Ton gearbeitet, und zwar figurativ. Louis hat eine bemerkenswerte Skulptur geformt: einen Knieenden mit Engelsflügeln, der eine Kappe trägt. Der schüchterne Hildener hat seiner Figur dann noch einen Greifvogel auf die Schulter gesetzt.
Derweil entdeckt Hausherr Antweiler im Fassraum eine Etage tiefer einen Linolschnitt wieder, dessen Alter er spontan auf über 40 Jahre schätzt. Weil er sein Frühwerk aber irgendwann schlicht nicht mehr sehen konnte, landete es kürzlich auf dem Sperrmüll.
Der wiederum ist noch nicht abgeholt und dient den von Jochen Schwab in Objektkunst angeleiteten Kindern so lange als Materiallager. Justin (13) fiel er schließlich in die Hände. Er suchte nach einem Hintergrund für seinen Rahmen, der mit dünnen Streifen eines ausgedienten Fahrradschlauchs bespannt und mit Holzdübeln befestigt war – und fand ihn.
Damit war die Kinderkunstwoche nicht nur um eine Anekdote reicher. Ein gelungener Nachweis, dass es Schwab glückte, die Kinder für die Wiederverwertung in der Kunst empfindsam zu machen, ist das Objekt zudem. Pinar (21) sitzt auf einer Bierbank vor dem Museum, das diese Woche eher wie ein offenes Atelier daherkommt, und genießt die Sonne. Die angehende Lehrerin ist eine der Betreuerinnen. Am Ende der steilen Stiege in den Speicher sitzt Dominik Hebestreit mit seiner Gruppe. Der als ,Birne' zu Bekanntheit gelangte Graffitti-Künstler erklärt gerade, dass die Bildkomposition ein nicht zu vernachlässigender Aspekt sei, als Kinder den Raum entern und nach Versteckten suchen. Kreativität und Spaß gehören eben zusammen.