Architekt Hans Strizewski und Bauunternehmer Emil Bast waren ein Tandem Sie haben das Gesicht der Innenstadt geprägt

Hilden · In den 1960er Jahren begannen Rat und Verwaltung mit der Neuordnung der Innenstadt. Ein Ziel waren bezahlbare Wohnungen. Architekt Hans Strizewski und Bauunternehmer Emil Bast waren ein Tandem.

 Architekt Hans Strizewski (r.) und Bauunternehmer Emil Bast.

Architekt Hans Strizewski (r.) und Bauunternehmer Emil Bast.

Foto: Stadtarchiv Hilden

Auf dem Gelände zwischen Am Rathaus/Mühlenstraße/Berliner Straße standen einst die Lederfabriken Jüntgen und Stürmer. Mehr als 120 Jahre lang, bis in die 1980er Jahre, wurde dort Leder gegerbt. Daran erinnert eine kleine Bronzeplastik des Bildhauers Olaf Höhnen neben der Mühlenstraße. Sie zeigt einen Lohgerber, der sich mit seinem Schabmesser in der Hand über ein aufgespanntes Fell beugt und es bearbeitet. 1987 hat der Architekt Hans Strizewski den Komplex Mühlenstraße mit 200 Wohnungen entworfen. Investor war die Firma Bast. „Emil Bast hat grundsolide gebaut“, erinnert sich Werner Buddenberg, damals Stadtverordneter für die CDU: „Aber seine Architektur war nicht so ansprechend. Deshalb hatte der Stadtrat beschlossen: Bast darf nur bauen, wenn Strizewski die Fassaden und Grundrisse macht.“ Das hat der Hildener Strizewski trotz wirtschaftlicher Zwänge so gut gemacht, dass sich daraus weitere Projekte mit Bast in Hilden ergaben. Etwa 1998 die Wohnanlage Warrington-Platz/Südstraße (Früher stand das Stadtbad dort. Es wurde nach einem Brand abgerissen). Auch über Hilden hinaus war das Tandem Strizewski-Bast erfolgreich. „Der Stadt Ratingen gefiel die Wohnanlage Mühlenstraße in Hilden so gut, dass sie auch so etwas haben wollten“, weiß Werner Buddenberg.

Emil Bast (Erbauer der Bismarck-Passage 1998) starb 2000. Hans Strizewski ist heute 90 Jahre alt und lebt immer noch im Hildener Norden. Er hat viel in Hilden gebaut – ein Glücksfall für die Stadt. Sein erstes Projekt in Hilden waren 1976 Altenwohnungen und eine Siedlung auf dem Gelände der katholischen Pfarre St. Marien. „Das sind sehr schöne Grundrisse“, lobt der ehemalige Bauunternehmer Werner Buddenberg: „Bis heute.“ „Gebaut wurden Sozialwohnungen mit öffentlichen Mitteln“, erinnert sich der Architekt: „Ich bin sehr stolz, dass wir dafür auch noch einen Architekturpreis bekommen haben.“

 Die Lederfabrik Jüntgen und Stürmer. Dort wurde von 1860 bis etwa 1980 Leder verarbeitet.

Die Lederfabrik Jüntgen und Stürmer. Dort wurde von 1860 bis etwa 1980 Leder verarbeitet.

Foto: Stadtarchiv

Auch der Ersatzbau für das Seniorenzentrums Erikaweg 1990 war ein Wurf. „Ersatzbau deshalb, weil das Ministerium uns keinen Neubau genehmigen wollte“, erinnert sich Hans-Werner Schneller, damals und heute SPD-Ratsmitglied. Das alte Seniorenheim (auf dem Geländes des Gutes Erika) wurde renoviert. Strizewski entwarf einen Innenhof als „überdachten Marktplatz“: „Ein lichtdurchflutete Halle wie ein Theater mit Galerien oben. Dort konnten Rollstuhlfahrer bis ans Geländer fahren und das Treiben beobachten.“ Ausgezeichnet, befand die Kreisgruppe Bergisch-Land des Bundes Deutscher Architekten und verlieh Strizewski den Bauherrenpreis Wohnungsbau ´95“ für beispielhaftes Wohnen im Alter. Die Jury lobte, er habe die widersprüchlichen Anforderungen von Öffentlichkeit und Privatheit geschickt und in architektonisch überzeugender Weise umgesetzt.

 Das Denkmal von Olaf Höhnen an der Mühlenstraße erinnert an die Lederfabrik. Das Gelände wurde von Hans Strizewski 1987 mit rund 200 Wohnungen bebaut.

Das Denkmal von Olaf Höhnen an der Mühlenstraße erinnert an die Lederfabrik. Das Gelände wurde von Hans Strizewski 1987 mit rund 200 Wohnungen bebaut.

Foto: RP/Christoph Schmidt

Auch das Rheinbahn-Kundencenter an der Gabelung (1999) ist ein Entwurf von Strizewski. Ebenso die Seniorenwohnungen (2001) an der oberen Mittelstraße neben der St.-Jacobus-Kirche. Bis zum 74. Lebensjahr hat der Architekt gearbeitet: „Das Entwerfen macht Freude und Spaß, aber die Verwirklichung ist anstrengend.“ Seine Gebäude seien für ihn „wie geistige Kinder“.

 Die Altenwohnungen und Siedlung auf dem Gelände von St. Marien war 1976 das erste Projekt von Hans Strizewski in Hilden. Für die Sozialwohnungen bekam er einen Architekturpreis.

Die Altenwohnungen und Siedlung auf dem Gelände von St. Marien war 1976 das erste Projekt von Hans Strizewski in Hilden. Für die Sozialwohnungen bekam er einen Architekturpreis.

Foto: Stadtarchiv Hilden/Stadtarachiv Hilden
 Blick ins Foyer: 2003 feierte das städtische Seniorenzentrum Erikaweg sein 40-jähriges Bestehen.

Blick ins Foyer: 2003 feierte das städtische Seniorenzentrum Erikaweg sein 40-jähriges Bestehen.

Foto: Fries, Stefan (frs)

Schon Großvater und Vater hatten als Polier auf dem Bau gearbeitet. Hans Strizewski hat sich seine Karriere hart erarbeitet: „Meine Eltern konnten mir kein Studium finanzieren.“ Er machte eine Lehre als Betonfacharbeiter und arbeitete dann im Büro eines Düsseldorfer Architekten. Dort habe er zeichnen gelernt: „Das war für mich eine tolle Schule.“ Er beteiligte sich an einem Wettbewerb für eine Schule in Duisburg – „um zu lernen“. Und gewann zu seiner eigenen Überraschung unter 75 Architekten als Nicht-Studierter den dritten Preis. Diese Anerkennung, das Preisgeld von 3000 Mark (“heute wären das 30.000 Euro“) und sein Chef machten ihm Mut, sich an der Kunstakademie Düsseldorf zu bewerben. „Von 35 bis 50 Bewerbern wurden fünf bis sieben angenommen“, erinnert er sich. Auch Strizewski – er fühlte sich wie Hans im Glück. Von 1954 bis 1961 studierte er bei Professor Rudolf Schwarz, berühmt für seine Kirchenbauwerke: „Er gab mir als erste Aufgabe die Unterlagen für eine Stadthalle in Bad Godesberg. Da war er Preisrichter gewesen. Das war meine allererste Stadthalle.“ 1978 entwarf und baute Hans Strizewski die Stadthalle Hilden – und bekam dafür einen Preis.

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