Hilden Architekt des HJ-Heims wurde später ein Star

Helmut Hentrich (1905-2001) entwarf das Hitler-Jugend-Heim in Hilden. 1939 wurde es eingeweiht, war Feuerwehrschule, Jugendherberge, Jugendtreff und Kindergarten.

Hilden Historisch: Geschichte des Hauses der Jugend an der Schulstraße
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Architekt des HJ-Heims wurde später ein Star

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Foto: Stadtarchiv Hilden

Das „Dreischeibenhaus“ in Düsseldorf ist nach wie vor eines der bekanntesten und bedeutendsten Hochhäuser Deutschlands. Markant und unerhört elegant: ein architektonische Ikone. Entworfen und gebaut hat sie von 1957 bis 1960 Helmut Hentrich. Der Architekt, Sammler, Mäzen und Ehrenbürger Düsseldorfs wurde vielfach ausgezeichnet, auch international. Was viele nicht wissen: Er hat auch seine Spuren in Hilden hinterlassen. Er entwarf das „Haus der Jugend“, ein Beispiel für die Architektur der 1930er Jahre. Hentrich war kein Nazi, aber er baute auch für Machthaber des Dritten Reiches.

Zum 50. Geburtstag Adolfs Hitlers am 20. April 1939 luden Bürgermeister Walter Schomburg und Ortsgruppenleiter Heinrich Thiele zur Einweihung des „Hitler-Jugend-Hauses“ in Hilden ein. Knapp zwei Jahre zuvor hatten die Ratsmitglieder der Stadt in einer nichtöffentlichen Sitzung den Bau auf dem städtischen Grundstück zwischen Klotz- und Schulstraße beschlossen. In den 1920er Jahren hatte auf dem Grundstück die Schrotthandlung von Fritz Hennemann gestanden.

Den Zweiten Weltkrieg überstand das HJ-Haus unbeschadet. Dann wurde es von alliierten Truppen besetzt. 1949 zog für zehn Monate eine Feuerwehrschule ein. In ganz Nordrhein-Westfalen gab es damals nur zwei Feuerwehrschulen: eine in Mettingen (als Ersatz für die zerbombte Feuerwehrschule Münster) und eine in Hilden. Die angehenden Feuerwehrleute hatten ihren Steigerturm auf dem Gelände der Gaswerkstatt, dort wo heute die Stadtwerke Hilden ihren Sitz haben. Im Dezember 1946 wurde eine neue Feuerwehrschule in Warendorf eingeweiht – und Hilden war seine wieder los.

Am 18. Juli 1948 eröffnete der Hildener Ortsverein des Deutschen Jugendherbergswerks eine Jugendherberge im Untergeschoss des Hauses der Jugend, wie das HJ-Heim jetzt hieß. 1958 übernahm die Stadt die Trägerschaft. Besonders attraktiv war die Jugendherberge in Hilden aber offenbar nicht. 1957 verzeichnete man 1806 Übernachtungen, 1958 genau 1762. Das waren die niedrigste Gästezahlen aller rheinischen Jugendherbergen. Zudem herrschte an Jugendherbergen nun wirklich kein Mangel: Die nächsten Herbergen waren in Haan, Langenfeld und Solingen-Ohligs. Deshalb war die Jugendherberge in Hilden schon bald wieder Geschichte.

Die Räume im Haus der Jugend wurden von der Musikschule, der Volkshochschule und Vereinen genutzt. Im Haus der Jugend werden seit 1962 für „junge Menschen im Alter von 15 bis 25 Jahre lebenskundliche Kurse in seminarartiger Form durchgeführt“, hieß es 1972 in einem Prospekt zu „10 Jahre Haus der Jugend“: „Sie fanden großen Anklang und bewährten sich.“ Angeboten wurde „Kochen und Backen, Gymnastik und Werken“. „Namhafte Fachleute“ sprechen über „Beruf, Freundschaft, Liebe und Familie, Gesunderhaltung, Stellung der Frau in der Gesellschaft, Gestaltung der Freizeit.“

Die Adressaten, die jungen Leute, stellten sich das offenbar etwas anders vor. Im Mai 1974 meldeten sich Schüler und Lehrlinge in einem Offenen Brief in der RP zu Wort und forderten bei Politik und Verwaltung ein „Selbstverwaltetes Jugendzentrum“ als Treff für die nichtorganisierten Hildener Jugendlichen. Das „dürftige und phantasielose, über die Köpfe der Betroffenen hinweg verordnete Sach- und Raumangebot“ lasse keine persönliche Beziehung der Jugendlichen zum Haus der Jugend aufkommen, kritisierten die jungen Leute. 1983 beantragte die SPD, dort einen Jugendtreff einzurichten. Begründung: Es gebe ja nur einen einzige städtische Jugendfreizeitstätte im Kleefer Hof.

Das Haus der Jugend trägt seinen Namen bis heute zu Recht. Es wird teilweise von Grundschülern und den Kindern einer Kita genutzt. Der Kinderschutzbund betreibt dort einen „Kleiderschrank“. Und die Handschrift eines berühmten Architekten ist immer noch gut zu erkennen.

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