Hilden Angst vorm Wasser nehmen

Düsseldorf · Schulministerin Barbara Sommer will den Schwimmunterricht ausbauen. Denn jedes Jahr verlassenKinder die Grundschule, ohne schwimmen zu können. Ausländische Schüler haben oft Angst vor Wasser.

An eine Sache haben sich viele Sportlehrer der Grundschulen längst gewöhnt: Einige ihrer Sprösslinge besuchen mit der Klasse zum ersten Mal in ihrem Leben ein Schwimmbad. Mindestens ein halbes Jahr lang schicken die Schulen die Kinder einmal in der Woche ins Wasser. Viele Grundschulen in Hilden haben die Stundenzahl in den vergangenen Jahren erhöht und die Kurse über mehrere Klassenstufen verteilt. „Wir gehen mit den Zweitklässlern erstmals ins Hildorado. Drei bis vier Schüler können danach aber immer noch nicht schwimmen“, berichtet Wolfgang Kamps, Leiter der Grundschule am Elbsee.

Kind durfte nicht auf Klassenfahrt

Bei den Ursachen sind sich die Grundschulrektoren einig: Viele Eltern – vor allem die mit ausländischer Herkunft – gehen mit ihren Kindern nicht ins Schwimmbad. „Ich habe schon oft erlebt, dass die Kinder eine unbeschreibliche Angst – ja Panik – vor Wasser haben. Sie trauen sich nicht, den Kopf unter Wasser zu stecken, weil sie da nicht atmen und gucken können“, sagt Mechthild Dudda von der Adolf-Reichwein-Schule. Ein besonders dramatischer Fall ist ihr in Erinnerung geblieben: „Vor Jahren wollte ein marokkanischer Vater seinen Sohn partout nicht an der Klassenfahrt teilnehmen lassen. Erst nach langem Zureden hat er gesagt, ich würde doch bestimmt mit den Kindern Schwimmen gehen und er habe Angst, dass sein Sohn ertrinkt.“

Auch nach ein paar Schulstunden ist dieses Problem oft nicht gelöst: „Wenn wir mit unseren Kindern in der 4. Klasse wieder ins Hildorado gehen, fehlt einigen sichtbar die Übung“, hat Kamps beobachtet. Seine Kollegin Roswitha Konnerth von der Grundschule am Kalstert bestätigt: „Da von zu Hause die Unterstützung fehlt, bauen sich diese Ängste schnell wieder auf.“

Mit T-Shirt und Radlerhose

Die Situation ist in Hilden allerdings nicht so dramatisch wie in anderen Teilen des Landes: Nach Schätzungen des Düsseldorfer Schulministeriums können rund 25 Prozent der Schüler am Ende der 4. Klasse nicht schwimmen. „Wir kommen auf zehn Prozent“, räumt Rektor Uwe Cent von der Grundschule Walder Straße ein.

Wenig Probleme haben die Grundschulen dagegen mit muslimischen Mädchen: Einige tragen beim Schwimmunterricht ein T-Shirt oder eine Radlerhose unter dem Badeanzug. Andere ziehen sich in einer Kabine und nicht vor den anderen Mädchen um. Aber Fälle von totaler Verweigerung gibt es selten.

(RP)
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