Hilden Andrea ist die Frau der Session

Hilden · Diese Prinzessin würde niemals blindlings einen Frosch küssen. Dafür ist Andrea Schwarz zu kritisch. Selbstbewusst und eigenständig im Auftreten entspricht sie so gar nicht dem Klischee von blond und grünäugig – obwohl sie das ist!

Diese Prinzessin würde niemals blindlings einen Frosch küssen. Dafür ist Andrea Schwarz zu kritisch. Selbstbewusst und eigenständig im Auftreten entspricht sie so gar nicht dem Klischee von blond und grünäugig — obwohl sie das ist!

Zum Glück für den Hildener Karneval lernte die sympathische Rheinländerin vor zwei Jahren Detlef Meyer kennen. Der wiederum war (obschon norddeutscher Herkunft) bereits lange engagiert in der Narrenakademie und machte die Lehrerin zu seiner Prinzessin. Nicht nur für eine Session, sondern auch im wahren Leben.

"Durch ihn habe ich Einblick in das Vereinsleben bekommen. Mir gefällt das. Natürlich feiere ich auch gerne, aber der Kontakt zu den offenen und netten Menschen, die ich durch das Winterbrauchtum kennengelernt habe, ist mir genauso wichtig", sagt sie.

Andrea Schwarz ist bodenständig, nicht nur, weil sie in Hilden geboren wurde. "Ich lebe einfach gerne in dieser Stadt. Wenn mir die Kinder auf der Straße zuwinken und ,Huhu, Frau Schwarz!' rufen, freue ich mich. Das ist mir lieber als die Anonymität." Wenn sie nicht gerade, angetan mit ihrem Silber bestickten, bodenlangen Brokat-Samtkleid, die Hildener Jecken regiert, steht sie ganz lässig in Jeans und Bluse vor ihrer Klasse der Astrid-Lindgren-Schule und bringt der 1B Rechnen und das ABC bei.

Dass sie beruflich wieder in der Schule landen würde, stand für die heute 46-Jährige nicht von vornherein fest. Als Kind wohnte sie mit den Eltern in Langenfeld-Richrath, besuchte das Konrad-Adenauer-Gymnasium in Langenfeld ("Meine Lieblingsfächer waren Deutsch und Pädagogik") und machte 1986 ihr Abitur am katholischen "Marianum".

Bis 1989 arbeitete sie bei der Firma Henkel als Büroassistentin. "Der Job war nicht aufregend. Dafür hatte ich nicht Abitur gemacht", sagt sie. Und so reifte in ihr der Entschluss, in Köln an der Sporthochschule und der Pädagogischen Hochschule zu studieren. Während dieser Zeit wurde geheiratet. 1996 kamen ihre Zwillinge Tim und Annika auf die Welt. Eine turbulente Zeit. "Wir wohnten damals in Leverkusen. Ehe, Kinder, Haushalt, Studium. Das war schon viel", sagt sie rückblickend, allerdings ohne Selbstmitleid.

"Ein Mann geht einen Weg" habe ihr mittlerweile verstorbener Vater immer zitiert. Die Tochter hielt sich ebenfalls an diesen Leitsatz, auch wenn er fürs andere Geschlecht absolviert war: Sie absolvierte eine zweijährige Referendariatszeit an der hiesigen Wilhelm-Busch-Schule, bestand Prüfungen, bekam zunächst nur befristete Zeitverträge als Lehrerin und fuhr viele Kilometer.

Die Ehe blieb dabei auf der Strecke. "Das war damals hart, aber auch eine Zeit, die mich gestärkt hat." Sie sei gelassener geworden. Das Verhältnis zum Vater der inzwischen 17-jährigen Zwillinge, die bei ihr im Hildener Süden wohnen, ist gut. Ihre Mutter habe ihr geraten: "Ergreif diese einmalige Chance!", als Detlef Meyer sie als Prinzessin wollte.

"Das erwarte ich jetzt von Ihnen. Ich springe ein, wenn sie fehlen", mit diesen Worten bestärkte sie auch Karin vom Steeg, die Schul-Direktorin, als Andrea Schwarz wegen eventuell ausfallender Unterrichtsstunden noch zögerte, das Angebot anzunehmen. Und so kommt es, dass man jetzt eine strahlende Frau in ihren sonnengelb gestrichenen vier Wänden trifft: "Ich freue mich riesig auf die nächsten Wochen!" Als Hildania Andrea III. begleite sie "ein tolles Team."

Reden vor Publikum macht ihr sowieso keine Angst: "Das muss ich normalerweise auch jeden Tag vor meiner Klasse." Und das in Belgien auf Maß gefertigte Pracht-Kleid bereitet an der Taille ebenfalls keine Probleme. Zum Schluss verrät ihre Lieblichkeit noch ein Geheimnis: Darunter trägt sie (gesponserte) lila Stützstrümpfe!

(chm)
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