Sieben Fakten zum Hagelkreuz in Hilden An diesem Punkt treffen sieben Straßen aufeinander

Im Mittelalter haben die Hildener an einer Stelle außerhalb der Stadt ein Kreuz aufgestellt, das sie vor Hagel schützen sollte. In Prozessionen baten sie um Gottes Segen und seinen Schutz. Den Namen sollte das Hagelkreuz bis heute behalten. Darüber hinaus gibt es noch weitere spannende Fakten zu der Kreuzung, die Sie bisher vielleicht nicht kannten.

 Dieses undatierte Luftbild zeigt das Hagelkreuz mit seinen sieben Straßen von oben.

Dieses undatierte Luftbild zeigt das Hagelkreuz mit seinen sieben Straßen von oben.

Foto: Stadtarchiv Hilden

1) Namensgebung Hilden war früher sehr ländlich geprägt. Die Menschen waren sehr gläubig. Wie in anderen Orten, so auch in Hilden, war es für die Bevölkerung wichtig, bei Bitt-Prozessionen an Bildstöcken, Kapellen oder Wegekreuzen im Halt zu machen und im Gebet sich Gottes Segen zu erbitten. Dieser Segen sollte auch Schutz vor Unwetter mit Blitzeinschlag oder Hagelschauer bieten. Denn sollte beispielsweise Hagel die ganze Ernte vernichten, dann konnte es einem Dorf oder einer Hofschaft schon sehr übel gehen. Kein Korn bedeutete kein Brot, Hungersnot, womöglich Krankheiten – und Bauer, Müller, Bäcker oder Kutscher verdienten kein Geld. An der Wegkreuzung stand das Kreuz, das die Hildener vor Hagel bewahren sollte. Der Name hat sich bis heute gehalten. Übrigens treffen sich am Hagelkreuz ungewöhnlich viele Straßen – und zwar gleich sieben. Schulstraße, Klotzstraße, Südstraße, Hagelkreuzstraße, Richrather Straße, Schützenstraße und Neustraße. Im Mittelalter stand das Hagelkreuz weit sichtbar außerhalb der Stadt. Bei der Erhebung Hildens zur Stadt 1861 endete kurz hinter der Kreuzung die Bebauung. Heute befindet sich das Hagelkreuz beinahe im Zentrum Hildens.

 Die Gaststätte Hagelkreuz.

Die Gaststätte Hagelkreuz.

Foto: Stadtarchiv Hilden

2) Elefanten Hilden war früher bei Zirkussen beliebt. So soll im Jahr 1960 der Circus Althoff in Hilden Station und am Hagelkreuz kräftig Werbung für sich gemacht haben. Und zwar mit den Zirkuselefanten.

 Elefanten (hier zu einem späteren Zeitpunkt auf der Mittelstraße) des Circus Althoff machten am Hagelkreuz Werbung für die Vorstellungen.

Elefanten (hier zu einem späteren Zeitpunkt auf der Mittelstraße) des Circus Althoff machten am Hagelkreuz Werbung für die Vorstellungen.

Foto: Stadtarchiv Hilden

3) Brauerei 1867 hat Carl Keller eine nach ihm benannte Brauerei am Hagelkreuz (Schützenstraße) gegründet. Laut Hildener Jahrbuch braute er zunächst für den Hausausschank seines Gasthauses, das auch einen Tanzsaal umfasst haben soll. Später verkaufte sein Nachfolger das Grundstück an die katholische Kirchengemeinde.

 Grundsteinlegung am Hagelkreuz: Im Jahr 1939 wurde es feierlich eröffnet.

Grundsteinlegung am Hagelkreuz: Im Jahr 1939 wurde es feierlich eröffnet.

Foto: Stadtarchiv Hilden

4) Hospital Die Schützenstraße ist nach dem Haus und dem Schießstand der Hildener Schützengesellschaft benannt worden. An der Schützenstraße wurden auch vielfach große Schützenfeste mit Krönungsball auf dem Schützenplatz gefeiert. Noch vor der Eisenbahnbrücke, etwa 100 Meter vom Hagelkreuz entfernt, ist das erste Hildener Krankenhaus eröffnet worden. Am Feiertag des Heiligen Josef begann die stationäre Krankenpflege in Hilden, die noch heute unter dem Namen „St. Josefs Krankenhaus“ einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge in der Region leistet. Es war der 19. März 1890, als Schwestern des „Ordens der Armen Dienstmägde Jesu Christi“ sich anfangs unter der Leitung des Hildener Sanitätsrates Eduard Vogelsang um kranke oder verletzte Hildener kümmerten. Nach Plänen von Pfarrer Josef Schmitz und Pfarrer Robert Schmitz aus den 1880er Jahren baute man das Krankenhaus an der Schützenstraße auf dem Gelände der leerstehenden Keller-Brauerei.

 Am Hagelkreuz stand das erste Krankenhaus Hildens. Im Vordergrund sind die Bahngleise der Strecke Ohligs-Hilden zu sehen.

Am Hagelkreuz stand das erste Krankenhaus Hildens. Im Vordergrund sind die Bahngleise der Strecke Ohligs-Hilden zu sehen.

Foto: Stadtarchiv Hilden

5) Hitlerjugend-Heim Das heutige Haus der Jugend direkt am Hagelkreuz ist in der Nazizeit entstanden. Zum 50. Geburtstag Adolf Hitlers am 20. April 1939 laden der damalige Bürgermeister Walter Schomburg und NSDAP-Ortsgruppenleiter Heinrich Thiele zur Einweihung des „Hitler-Jugend-Hauses“ in Hilden ein. Knapp zwei Jahre zuvor beschließen die Ratsmitglieder der Stadt in einer nichtöffentlichen Sitzung den Bau auf dem städtischen Grundstück zwischen Klotz- und Schulstraße. In den 1920er Jahren hat auf dem Grundstück die Schrotthandlung von Fritz Hennemann gestanden. Den Zweiten Weltkrieg übersteht das HJ-Haus unbeschadet. Dann besetzen es alliierten Truppen. 1949 zieht für zehn Monate eine Feuerwehrschule ein. 1948 eröffnet der Hildener Ortsverein des Deutschen Jugendherbergswerks eine wenig erfolgreiche Jugendherberge im Untergeschoss des Hauses der Jugend, wie das HJ-Heim jetzt hieß. 1958 übernimmt die Stadt die Trägerschaft. Heute wird es teilweise von Grundschülern und den Kindern einer Kita genutzt. Der Kinderschutzbund betreibt dort einen „Kleiderschrank“.

6) Weihnachtssingen Was vor mehr als 30 Jahren als kleine Runde mit Freunden begonnen hat, zieht heute mehr als 1000 Hildener an Heiligabend auf die abgesperrte Schützenstraße. Warum? Weil an Weihnachten viele Exil-Hildener zurückkehren und dort dann ihre Freunde von früher treffen. Das Weihnachtsliedersingen des Pub genießt Kultstatus. Für viele gehört es zu Weihnachten wie die Bescherung am Abend – doch im vergangenen Jahr muss es erstmals ausfallen. Ob die Tradition in diesem Jahr wieder aufleben kann, ist unklar. Aber das Hagelkreuz ist nicht nur an Weihnachten Hotspot für Feierwillige: Wenn sich der Rosenmontagszug durch Hilden schlängelt, treffen sich dort Hunderte Verkleidetete, um möglichst viel Kamelle zu fangen.

7) Restaurant An der Ecke Hagelkreuzstraße und Richrather Straße steht die Gaststätte „Hagelkreuz“, 1905 gebaut und 2016 unter Denkmalschutz gestellt. Hier werden Gäste heute mit italienischen Spezialitäten verwöhnt. Zur Vorgänger-Gastwirtschaft gehörte Anfang des 19. Jahrhunderts eine Kornbranntwein-Brennerei. Neben der Gaststätte soll auch das namensgebende Hagelkreuz gestanden haben, von dem es jedoch keine bekannte Abbildung gibt.

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