7 Fakten Als der Kreis Mettmann noch preußisch war

Kreis Mettmann · 2021 feierte der Kreis Mettmann sein 205-jähriges Bestehen. Doch erst seit 1976 hat er in seiner jetzigen Form Bestand. In 7 Fakten, die Sie so vielleicht noch nicht kennen, geben wir einen Rückblick auf die wechselvolle Geschichte.

 Notgeld Landkreis Düsseldorf, zu dem auch Hilden gehörte.

Notgeld Landkreis Düsseldorf, zu dem auch Hilden gehörte.

Foto: Kreis Mettmann/Archiv

1. Der Kreis war einst preußisch Nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 gegen Russland, Preußen und Österreich ordnete der Wiener Kongress 1815 die europäische Landkarte neu und stellte eine Friedensordnung auf, die – von einigen Ausnahmen abgesehen – bis zum Ersten Weltkrieg hielt. Die Rheinlande, die schon seit November 1813 unter provisorischer preußischer Verwaltung standen, fielen im April 1815 endgültig an das Königreich Preußen – und somit auch die Region rund um die heutige Kreisstadt Mettmann. Zunächst richtete die preußische Regierung zwei Provinzen ein, das Großherzogtum Niederrhein und Jülich-Kleve-Berg, die im April 1816 in die Regierungsbezirke Aachen, Düsseldorf, Kleve (nur bis 1822), Koblenz, Köln und Trier untergliedert wurden. Die Geburtsstunde des Kreises Mettmann. Denn innerhalb dieser Bezirke wurden die Kreise Mettmann, Düsseldorf-Stadt, Elberfeld und weitere mehr als unterste staatliche Verwaltungseinheiten unter der Leitung eines Landrats gebildet.

2. Als der Landrat noch zur kirchlichen Andacht ermahnen sollte. Das Amt des Landrates hat im Verlauf von 200 Jahren seit 1816 weitreichende Veränderungen erfahren. Ursprünglich war er ein staatlicher Verwaltungsbeamter, der einem Landkreis vorstand. In den Anfängen wurde der Landrat nicht gewählt, sondern zunächst vom preußischen König und seit 1918 vom Staatsministerium auf Vorschlag der Kreisvertretung ernannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zunächst einen vom Kreistag gewählten, ehrenamtlich tätigen Landrat. Die Leitung der Kreisverwaltung hingegen wurde dem Oberkreisdirektor als hauptamtlichem Beamten übertragen. Die Reform der Kreisordnung von 1999 hob diese Zweiteilung wieder auf und der Landrat nimmt seitdem wieder beide Aufgaben wahr. Die sich heute gegenüber 1816 gottlob geändert haben. In den „Instruktionen für die Landräthe und die ihnen untergeordneten Kreis-Offizianten vom 31. Dezember 1816 heißt es: „Paragraf 1. Zur Qualifikation der Landräthe gehört zuvörderst im Allgemeinen, daß die Männer von reifer Lebensbildung (und) erprobter Rechtschaffenheit (...) sind.“ Paragraf 28: „In allen seinen Berichten (...) muß der Landrath sich einer ruhigen, anständigen Schreibart bedienen und aller beleidigenden und schonungslosen Sprache enthalten. Paragraf 29: Ganz besonders müssen die Landräthe ihre theilnehmenden Blicke auf die unteren Volksklassen (...) richten, ihnen überall mit Belehrung, Aufmunterung und gutem Rath an die Hand gehen, ihre Gesinnungen für König und Vaterland möglichst zu heben suchen (...) und vorzüglich sie zur kirchlichen Andacht (...) ermahnen.“

 Nach dem Ersten Weltkrieg hielten die Kreiskommunalärzte regelmäßig Mutterberatungsstunden ab. Auf dem Bild aus den 1920er-Jahren ist die Mutterberatungsstelle in Vohwinkel zu sehen.

Nach dem Ersten Weltkrieg hielten die Kreiskommunalärzte regelmäßig Mutterberatungsstunden ab. Auf dem Bild aus den 1920er-Jahren ist die Mutterberatungsstelle in Vohwinkel zu sehen.

Foto: Kreis Mettmann/Archiv

3. Der Kreis Mettmann gehörte einmal zu Elberfeld Die ursprüngliche Grenzziehung der Kreise ab 1815 erwies sich schon nach wenigen Jahren als nicht in allen Fällen gelungen, so dass es erste Korrekturen gab: Der Stadtkreis Düsseldorf wurde 1820 aufgehoben und bis 1872 mit dem Landkreis vereinigt, wodurch Düsseldorf eine kreisangehörige Gemeinde wurde. Der Kreis Mettmann wurde ebenfalls aufgehoben und bis 1861 mit dem Kreis Elberfeld zusammen gelegt. Hilden gehörte einst ebenso wie Ratingen zum Landkreis Düsseldorf, und zum Kreis Mettmann gehörten einst auch Cronenberg und Vohwinkel. Zusammenschlüsse und Eingemeindungen vollzogen sich in der Regel zwischen den jeweils betroffenen Städten und Gemeinden. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurden die Veränderungswünsche vor allem durch die Phase der Hochindustrialisierung im Rheinland und in Westfalen beeinflusst. Dadurch gab es nicht nur ein enormes Bevölkerungswachstum, sondern auch die Notwendigkeit, die Infrastruktur anzupassen. Alle Gebietsveränderungen stellten letztlich die Antwort auf die Umwandlung von ehemaligen Naturlandschaften in dicht besiedelte Industriezonen dar. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte dann 1929/30 eine kommunale Neugliederung. Aus den bis dahin selbstständigen Kreisen Düsseldorf und Mettmann wurde ein neuer Kreis Düsseldorf-Mettmann gebildet. 1975/76 bildete sich dann im Rahmen der Kommunalen Neugliederung der Kreis Mettmann in seiner heutigen Zusammensetzung.

 Die Karte zeigt das Gebiet des Landkreises Mettmann um 1910 mit den kreisangehörigen Bürgermeistereien Cronenberg, Haan, Hardenberg, Heiligenhaus, Gruiten, Langenberg, Mettmann, Velbert, Vohwinkel und Wülfrath. Hilden gehörte zum Landkreis Düsseldorf.

Die Karte zeigt das Gebiet des Landkreises Mettmann um 1910 mit den kreisangehörigen Bürgermeistereien Cronenberg, Haan, Hardenberg, Heiligenhaus, Gruiten, Langenberg, Mettmann, Velbert, Vohwinkel und Wülfrath. Hilden gehörte zum Landkreis Düsseldorf.

Foto: Kreis Mettmann/Archiv

4. Der Kreis Mettmann war Vorreiter im Gesundheitswesen Der Mettmanner Landrat Walter zur Nieden war zu Beginn des 20. Jahrhunderts die treibende Kraft bei der Entwicklung des Gesundheitswesens und der Sozialhygiene. So gab es hier noch vor allen anderen Kreisen Preußens und des Deutschen Reiches ab 1910 einen Kreiskommunalarzt und ab 1913 einen Kreiszahnarzt. Sogar ein Dienstautomobil wurde beiden zur Verfügung gestellt. Der Kreiskommunalarzt war zunächst als Schularzt für die Untersuchungen auf Schulfähigkeit zuständig, später aber auch als Tuberkulose- und Säuglingsfürsorgearzt. Von 1929 bis 1970 war der Kreis Düsseldorf-Mettmann Träger des Kreiskinderkrankenhauses in Kettwig. Aus der Dienstanweisung des Kreiskommunalarztes des Kreises Mettmann von 1910: Die Aufgaben des Kreiskommunalarztes bestehen „zunächst in der Tätigkeit eines Schularztes für den Kreis Mettmann. Als solchem liegen ihm ob: (...) Die regelmäßige häufige Untersuchung des Gesundheitszustandes der schwächlichen, kränklichen und mit Gebrechen behafteten Schulkinder (und die...) dauernde Überwachung der hygienischen Verhältnisse des Schulhauses und des Schulsaales, besonders hinsichtlich Reinigung, Heizung, Lüftung, Stellung der Bänke, Abortverhältnisse usw.“

 Walter zur Nieden war Landrat des Kreises Mettmann von 1904 bis 1929. Er erkannte schon früh die Bedeutung des Gesundheitswesens.

Walter zur Nieden war Landrat des Kreises Mettmann von 1904 bis 1929. Er erkannte schon früh die Bedeutung des Gesundheitswesens.

Foto: Kreis Mettmann/Archiv

5. Der Kreis Mettmann hat schon einmal eigenes Geld herausgegeben. Eine Folge des ersten Weltkriegs war die enorme Inflation, die ihren Höhepunkt 1923 erreichte. Die Landkreise Düsseldorf und Mettmann gaben bereits seit 1915 Notgeld heraus. Doch dafür gab es nicht wirklich etwas zu kaufen: Die Lebensmittelversorgung drohte schon früh zu einer Katastrophe zu werden. Am 7. März 1915 wurden in Hilden Brotkarten eingeführt. Im März 1916 mussten Kartoffelkarten ausgegeben werden. es folge der „Steckrübenwinter 1916/17“, weil die Kartoffellieferungen ausblieben. In Ratingen wurden die beiden Krankenhäuser, später auch noch das Lyzeum an der Schwarzbachstraße, das Haus Siloah in Lintorf und das Genesungsheim in Hösel als Lazarette eingerichtet. In der Diakonissenanstalt in Hilden war ein Reservelazarett untergebracht. Im Dezember 1918 zogen schließlich britische Truppen in Hilden und Haan ein, die bis Anfang 1926 blieben. Ab Mai 1920 kamen zusätzlich französische Besatzungstruppen, wobei ab 1923 auch Gruiten in das besetzte Gebiet einbezogen wurde. Ratingen erlebte seit März 1921 im Zuge alliierter Sanktionsmaßnahmen eine mehr als vierjährige französische Besatzungszeit, in der sogar zeitweise eine Zollgrenze mitten durch die Stadt führte.

 Zur Erkennung und Behandlung der Tuberkuloseerkrankungen schaffte der Kreis Mettmann 1922 einen Röntgenapparat an.

Zur Erkennung und Behandlung der Tuberkuloseerkrankungen schaffte der Kreis Mettmann 1922 einen Röntgenapparat an.

Foto: Kreis Mettmann/Archiv

6. Einige der ältesten Eisenbahnverbindungen führen durch das Kreisgebiet - und es gab auch eine Straßenbahn. Die 1838 bis 1841 gebaute Linie von Düsseldorf nach Elberfeld oder die Strecke von Köln nach Duisburg, die 1845/46 in Betrieb genommen wurde, sind heute noch wichtige Strecken des Eisenbahnnetzes. Straßenbahnen wurden gebaut, um auch den Personennahverkehr zwischen den Städten zu beschleunigen. Die Kreis Mettmanner Straßenbahn GmbH betrieb die Strecken von Mettmann nach Düsseldorf-Grafenberg, Wülfrath und Vohwinkel. Zwischen Benrath und Vohwinkel beziehungsweise Ohligs verkehrten zwei Straßenbahnlinien, die durch Hilden führten. Die Straßenbahn von Düsseldorf nach Ratingen, eröffnet 1897, fährt heute immer noch – seit Februar 2016 als U72. 1952 wurde die Linie Mettmann-Wülfrath als letzte eingestellt.

 Das Wappen des Kreises Mettmann verweist auf die Zugehörigkeit der Region zum Bergischen Land. Es gibt auch ein Wappen für Jedermann.

Das Wappen des Kreises Mettmann verweist auf die Zugehörigkeit der Region zum Bergischen Land. Es gibt auch ein Wappen für Jedermann.

Foto: Kreis Mettmann/Archiv

7. Es gibt ein Kreiswappen für Jedermann Das Kreiswappen zeigt einen blau gekrönten und blau bewehrten roten Löwen mit blauer Zunge und zwei Schwänzen auf silbernem Grund. Dieses Emblem liegt auf einem schwarzen Schild, der  mit einem silbernen Vorhängeschloss sowie im linken unteren Bogen mit einer goldenen Ähre belegt ist. Das Kreiswappen soll, so die offizielle Erläuterung dazu, „ehrenvolle Vergangenheit mit lebendiger Gegenwart“ vereinen. Das Wappentier der Herzöge von Berg, der Bergische Löwe, soll die traditionelle Zugehörigkeit des Kreises zum Bergischen Land dokumentieren. Schloss und Ähre weisen auf charakteristische Wirtschaftszweige im Kreisgebiet hin. Gestaltet wurde das seit 1936 genutzte Wappen durch den Düsseldorfer Maler und Heraldiker Wolfgang Pagenstecher (*1880; + 1953). Das amtliche Wappen des Kreises Mettmann ist ein gesetzlich geschütztes Hoheitszeichen. Es darf nur von den Organen des Kreises Mettmann genutzt werden. Doch es gibt auch ein Wappen für Jedermann: Vereine, Institutionen, Firmen und Privatpersonen können es auf der Homepage des Kreises Mettmann herunterladen und für ihren Zweck nutzen (einfaches Nutzungsrecht gemäß Urheberrechtsgesetz). Ein Nutzungsentgelt wird nicht erhoben. Durch das Herunterladen verpflichten sich die Nutzer, das Wappen für Jedermann nicht in einer Art und Weise zu verwenden, die dem Ansehen des Kreises Mettmann schaden könnte.

Zusammengefasst von Alexandra Rüttgen; Quelle: „200 Jahre Kreis Mettmann“, mit freundlicher Genehmigung des Kreises Mettmann.

(arue)
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