Einzelhandel in Hilden Ärger um verkaufsoffene Sonntage

Hilden · Ein verkaufsoffener Sonntag an Muttertag, ein weiterer an einem langen Wochenende – die Politik hat deutliche Kritik an den Plänen des Stadtmarketings geäußert. Für zwei Termine muss nun eine Alternative gesucht werden, denn die Autoschau fällt auch wieder aus.

 Die Autoschau fällt in diesem Jahr aus – es gibt kaum noch Neuwagen, die gezeigt werden könnten. Damit fehlt auch der Anlass, am 18. September einen verkaufsoffenen Sonntag zu veranstalten.

Die Autoschau fällt in diesem Jahr aus – es gibt kaum noch Neuwagen, die gezeigt werden könnten. Damit fehlt auch der Anlass, am 18. September einen verkaufsoffenen Sonntag zu veranstalten.

Foto: Köhlen/Stephan Köhlen

Einkaufssonntage sind umstritten: Viele Einzelhändler freuen sich über die zusätzliche Möglichkeit, Umsätze zu erzielen – vor allem nach den mageren Corona-Monaten. Gegenwind gibt es von Gewerkschaften, die Arbeitnehmer schützen wollen, und von Angestellten, die schon unter der Woche über Gebühr gefordert sind. Das Thema ist daher seit jeher konfliktbelastet, auch die Hildener Kommunalpolitik – die am Ende verkaufsoffene Sonntage genehmigen muss – ist gespalten.

Unabhängig von dieser grundsätzlichen Situation hagelte es im Hildener Stadtrat nun Kritik an den geplanten Terminen der Einkaufssonntage in diesem Jahr. „Mehr als unglücklich“, nannte SPD-Fraktionschef Kevin Buchner zwei der vier Terminvorschläge. CDU-Fraktionsvorsitzende Claudia Schlottmann sprach in einem Fall von „extrem ungünstig“.

Das Hildener Stadtmarketing hatte für dieses Jahr insgesamt vier verkaufsoffene Sonntag beantragt. Den ersten am 8. Mai, dann am 18. September, 30. Oktober und am 27. November. Die Einkaufssonntage sind in allen Fällen mit Veranstaltungen verbunden, die letztlich auch als Anlass gelten – das ist bei der Argumentation wichtig, denn anlassunbezogene Einkaufssonntage können rechtlich beanstandet werden. Für den 8. Mai hat das Stadtmarketing Frühlingsfest und Modenschau, für den 18. September die Autoschau, für den 30. Oktober den Bücher- und Trödelmarkt und für den 27. November den Weihnachtsmarkt angegeben.

Kevin Buchner erklärte, dass die SPD-Fraktion anlassbezogenen Einkaufssonntagen zustimme, kritisierte jedoch, dass gleich der erste am 8. Mai auf Muttertag falle: „Im Einzelhandel arbeiten viele Mütter“, erklärte er. Ihnen wird nun die Möglichkeit genommen, mit ihren Familien zu feiern. Da die Dienstpläne nun aber geschrieben seien, würde die SPD diesen Einkaufssonntag zähneknirschend mittragen.

Auch der Termin am 30. Oktober sei nicht gut gewählt. Der Montag darauf, der 1. November, ist ein Feiertag. „Durch einen Einkaufssonntag wird den Mitarbeitern die Chance auf ein verlängertes Wochenende genommen“, so Buchner. Diesem Argument konnte CDU-Fraktionschefin Claudia Schlottmann zustimmen – erklärte aber auch: „Wir sind nicht grundsätzlich gegen einen vierten verkaufsoffenen Sonntag, sondern nur gegen diesen Termin.“ Denn die Erfahrung habe gezeigt, dass die Menschen im Einzelhandel grundsätzlich dankbar für Einkaufssonntage seien.

Stadtmarketing-Chef Volker Hillebrand muss daher nun nachjustieren. „Die Termine sind durch eine Umfrage unter den Einzelhändlern entstanden“, erklärt er. Die Kritik kann er nachvollziehen, die Terminfindung sei aber auch an viele Eckdaten gebunden: „Am 1. Mai dürfen keine verkaufsoffenen Sonntage veranstaltet werden – und eine Woche nach dem 8. Mai findet die Landtagswahl statt“, erklärt er. Außerdem sollten die Einkaufssonntage nach dem Wunsch des Einzelhandels möglichst zu Beginn eines Monats liegen: „Dann haben die Kunden noch Geld.“

Für den Oktobertermin sucht Hillebrand nun nach einer Alternative. Eine Woche vorher feiert die Innenstadt das Itterfest. Aber das sei für die Händler in der Umfrage kein Wunschtermin gewesen. Auch, weil die Fahrgeschäfte und Buden teilweise direkt vor den Geschäften aufgebaut werden. „Wir müssen gucken, auf welchen Termin es am Ende hinausläuft.“

Hillebrand muss aber nicht nur für den Oktober-Termin umplanen. Auch der Einkaufssonntag im September wackelt. Denn der Anlass – die Autoschau – wurde abgesagt. Der Grund: Die Autohäuser erhalten momentan kaum noch Neuwagen, erklärt der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Hildener Autohäuser, Opel-Händler Ralf Gierten. „Und bisher ist kein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen.“

Der Autobranche fehlen Computerchips und andere Bauteile. Dadurch können weniger Autos produziert werden. Die Lieferzeiten für Neuwagen belaufen sich teilweise auf bis zu einem Jahr, erklärt Ralf Gierten. Und selbst dann sei nicht sicher, dass auch die gewünschte Ausstattung geliefert werden kann. „Das gilt für alle Hersteller“, sagt Gierten. Es werden vor allem die günstigeren Einsteigermodelle nicht mehr angeboten. Die besseren Ausstattungsversionen dagegen gibt es noch. „Die Hersteller verdienen mit höherwertigen Modellvarianten einfach mehr.“

Ob die Autoschau 2023 wieder stattfindet, kann Ralf Gierten nicht sagen. Neuwagen werden als sogenannte Lagerfahrzeuge weit im Voraus bestellt. Die Produktion dieser Autos rücke jedoch nach hinten, wenn bereits verkaufte Autos produziert werden müssen. Doch auf der Autoschau werden vor allem Lagerfahrzeuge gezeigt. „Ich habe Mühe zu glauben, dass wir im September 2023 ausreichend Neufahrzeuge im Bestand haben“, sagt Gierten, „selbst für September 2024 gehört noch eine Menge Optimismus dazu.“

Der Autohandel befinde sich momentan in einer sehr schwierigen Lage. Immerhin laufe der Werkstattbetrieb vieler Autohäuser recht gut: „Die Menschen investieren mehr in ihre Autos, da sie so schnell ja kein neues kaufen können“, sagt Ralf Gierten.

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