Hilden Ältere Fahrer testen das neue Sicherheitskonzept "Carfit"

Hilden · Begeistert sah Manfred Leyhausen nicht unbedingt aus, nachdem er die Lehne seines Sitzes fast aufrecht eingestellt hatte. Mit seinen fast zwei Metern Körpergröße fühlte sich der 67-Jährige ganz offensichtlich nicht mehr wohl hinter dem Steuer seines Autos.

 Joachim Tabath (Mitte) erklärt Kurt Distel, wie das Lenkrad am besten einzustellen ist.

Joachim Tabath (Mitte) erklärt Kurt Distel, wie das Lenkrad am besten einzustellen ist.

Foto: Ralph Matzerath

Polizeihauptkommissar Joachim Tabath fragte nach: "Sie neigen auch eher zum bequemen Fahren? Aber haben Sie mal gesehen, wie die Piloten in der Formel 1 hinterm Steuer sitzen? Wie ein Affe auf dem Schleifstein." Denn nur so sitze man im Hinblick auf die Sicherheit optimal.

Manfred Leyhausen geriet gestern nicht in eine allgemeine Verkehrskontrolle, sondern nahm zusammen mit elf weiteren älteren Fahrern freiwillig am Test für ein neues Konzept mit dem Arbeitstitel "Carfit" teil, das die Polizei in der Autobahnwache Hilden erstmals angeboten hat. Es soll Senioren die Augen öffnen — für die Sicherheitssysteme ihres Wagens und deren Bedienung.

Das Bonner Unternehmen MedCom hat im Auftrag der Deutschen Seniorenliga einen Fragebogen entwickelt, der eben diese Gesichtspunkte in den Fokus rückt. "Wir sprechen dabei erstmals mehr über das Verhältnis zwischen Fahrer und Auto sowie den Einfluss auf den Verkehr als über die Fahrtauglichkeit älterer Menschen", erklärte Frank Leyhausen. Der Geschäftsführer von MedCom fand in der Seniorengruppe seines Vaters bei der Caritas in Leverkusen fast genau die Zielgruppe, für die der Fragebogen später dienen soll — und diese Gruppe machte gestern mit. "Wir fühlen uns wie Vorreiter für mehr Sicherheit", fasste Manfred Leyhausen die Stimmung unter den Testern zusammen.

Der Experte für Verkehrsunfallprävention Joachim Tabath und seine Kollegin, Polizeioberkommissarin Christina Palapanidis, gingen mit den Senioren alle Schritte durch, die normalerweise vor jedem Fahrtantritt zu erledigen sind: Einstellen von Sitz und Kopfstütze, Anlegen des Gurtes, Kontrolle der Beleuchtung, Justieren der Außenspiegel. "Einiges davon erscheint lästig, denn viele Details betrachtet man gerne als Routine und bedenkt nicht die möglichen Folgen", sagte Kurt Distel (66) aus Remscheid. An der Befragung hatte er deshalb kaum etwas auszusetzen, er habe seine Kenntnisse vertiefen können.

"Der Umgang mit moderner Sicherheitstechnik will gelernt sein", stellte Rainer Wischerath, Leiter der Düsseldorfer Unfallprävention, fest. Er betonte: "Wir wollen mit dem Konzept alles noch etwas sicherer machen." Denn: In Düsseldorf waren an den rund 28 000 Unfällen im vergangenen Jahr 1034 Menschen über 64 Jahren beteiligt, im Kreis Mettmann waren es 871 bei 13 000 Unfällen insgesamt.

(RP)
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