Verbraucherzentrale warnt Abzocke bei Singlebörsen im Internet nimmt zu

Langenfeld · Es gibt immer mehr Single-Haushalte und immer mehr Menschen, die im Internet nach einem Partner suchen. Das nutzen unseriöse Anbieter zunehmend aus. Bei der Verbraucherzentrale melden sich viele Opfer - und die Dunkelziffer ist hoch.

Singlebörsen, Partnervermittlungen, Dating-Apps: Was ist das richtige?
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Endlich eine neue Lebensgefährtin finden. Als der einsame Langenfelder Rentner im Internet auf eine Singlebörse stieß, sah er dort ein scheinbar verlockendes Angebot: Für nur einen Euro könne er diese Partnervermittlung 14 Tage lang testen. "Was er nicht wusste: Danach schloss sich direkt eine Mitgliedschaft für monatlich 89,90 Euro an. Mit Vorschlägen, die überhaupt nicht zu seinem Profil passten", berichtet Elisabeth Schoemakers, Leiterin der Langenfelder Verbraucherzentrale (VZ). In der Beratungsstelle am Konrad-Adenauer-Platz, an die sich der Rentner hilfesuchend gewandt hatte, häuften sich nach Schoemakers Angaben zuletzt Beschwerden über unseriöse Singlebörsen. "Im vergangenen Jahr gab es etwa ein Dutzend solcher Fälle", berichtete sie bei der Präsentation der VZ-Bilanz 2015. "Und die Dunkelziffer ist hoch, weil sich viele Menschen ihrer Partnersuche übers Internet schämen und Fälle von Abzocke nicht melden."

Wie die Zahl der Singlehaushalte nehme auch die Partnersuche übers Internet zu. "Ältere wie Jüngere nutzen sie", stellt Schoemakers fest. "Oft mangels Zeit und Gelegenheiten, auf andere Weise jemanden zu finden." Und auf diesem Geschäftsfeld tummelten sich viele dubiose Unternehmen wie etwa die Ideo-Labs GmbH, auf die mehrere der in der VZ Langenfeld Ratsuchenden hereingefallen seien.

 Abzocke bei Singlebörsen im Internet - davor warnt Elisabeth Schoemakers von der Verbraucherzentrale Langenfeld.

Abzocke bei Singlebörsen im Internet - davor warnt Elisabeth Schoemakers von der Verbraucherzentrale Langenfeld.

Foto: R. Matzerath

So auch der eingangs genannte Rentner. "Das Testangebot für einen Euro klingt erst einmal verlockend, aber ganz versteckt in den Vertragsbedingungen findet sich der Hinweis, dass die Mitgliedschaft von mindestens einem halben Jahr innerhalb dieser 14 Tage widerrufen werden muss." Die Verbraucherschützerin verweist auf die gesetzlichen Bestimmungen, wonach diese mit monatlich 89,90 Euro berechnete Mitgliedschaft schon beim Bestellbutton auf dem Bildschirm erkennbar sein müsse. Weil ein Widerspruch nicht gefruchtet hatte und ein Inkassounternehmen von ihm einen dreistelligen Betrag forderte, wandte sich der Rentner an die Langenfelder VZ-Beratungsstelle. "Als wir Ideo-Labs auf die genannten rechtlichen Vorschriften hingewiesen haben, wurde die Forderung ,aus Kulanz' zurückgezogen. Dieser und all die anderen Betreiber dubioser Singlebörsen wissen natürlich genau, dass sie durch das Verstecken der anfallenden Kosten gegen die rechtlichen Bestimmungen verstoßen."

Freilich gebe es auch viele seriöse Partnervermittlungen per Internet, betonte Schoemakers. VZ-Mitarbeiter Florian Bublies unterstrich, "dass viele allein lebende Menschen auf diese Weise den passenden Partner finden. Und dann hat sich die Mitgliedschaft ja ausgezahlt." Beide verwiesen auf eine aktuelle, im Februar veröffentlichte Untersuchung der Stiftung Warentest. Unter sechs bewerteten Singlebörsen schnitten "Friendscout24" und "Neu.de" am besten ab, unter fünf Online-Partnervermittlungen waren "Parship" und "Elite Partner" die Testsieger.

"Die unseriösen Anbieter tauchen in diesem Test aber nicht auf", merkte Schoemakers an, die auf Warnungen in Internetforen verweist. "Wir hoffen, dass sich in diesem Graubereich weitere von Abzocke Betroffene bei uns melden."

(mei)
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