Evangelische Realschule Abschied von der Fliedner-Schule

Hilden · Die evangelische Realschule hat die letzten 125 Schüler entlassen. Fast alle wechseln zu einer weiterführenden Schule. Die neue Gesamtschule trägt den Namen weiter.

 Absolvent Steffen Feller hielt die Abschiedsrede für seinen Jahrgang. Natürlich war seine Mutter Annette bei diesem wichtigen Tag an seiner Seite.

Absolvent Steffen Feller hielt die Abschiedsrede für seinen Jahrgang. Natürlich war seine Mutter Annette bei diesem wichtigen Tag an seiner Seite.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Was ist das größte Kompliment für einen Lehrer? Wenn er auf der Straße von ehemaligen Schülern angesprochen wird: „Hallo, ich bin der Tom. Erinnern Sie sich noch an mich?“ Und wenn er dann erfährt, dass seine Schüler ihren Weg gefunden haben. Guedo Wandrey erlebt solche Begegnungen häufiger – und er freut sich darüber: „Als Schule sieht man die Früchte seiner Arbeit, wenn überhaupt, eigentlich immer später.“ Am Freitag hat der Leiter der Wilhelmine-Fliedner-Schule die letzten 44 Mädchen und 81 Jungen entlassen. Es ist ein Abschied für immer: Die evangelische Realschule schließt.

„Als ich hier anfing, war ich 26 Jahre alt“, erzählt Guedo Wandrey: „Für viele Eltern so alt wie ein großer Sohn. Heute bin ich 61.“ Er sei selber zweimal sitzen geblieben. „Deshalb kann ich die Not mancher Schüler verstehen. Ich möchte Mut machen: Es gibt immer eine Perspektive und eine Zukunft.“ Das sei der Wilhelmine-Fliedner-Schule in all den Jahren auch gelungen, glaubt Wandrey: „Wir haben für jeden einen Weg gefunden.“ Es war eine relativ kleine Schule: „Deshalb gehen wir auch sehr persönlich miteinander um. Es gibt ein Gefühl starker Gemeinschaft.“

Die Realschule sei eine „tolle Schulform“ gewesen, „aber sie ist leider nicht weiterentwickelt worden“. Früher habe die Schule um 13.15 Uhr geendet. Heute müssten viele Eltern arbeiten, sie bräuchten eine verlässliche Schule. Hausaufgaben-Betreuung, Arbeitsgemeinschaften, Sozialarbeiter: All dies entlaste die Familien. Das könne die Realschule als System aber nicht mehr leisten. Deshalb sei sie von der Gesamtschule abgelöst worden: „Das spiegelt gesellschaftliche Realität wider“, stellt der Schulleiter nüchtern fest.

Guedo Wandrey macht als Leiter der evangelischen Gesamtschule weiter, so wie viele seiner Kollegen. Sie wollen gemeinsam das Beste aus der neuen Schulform machen. „Wir freuen uns auf die neuen Aufgaben und Herausforderungen.“ Und den „Spirit“ der alten Realschule, den wollen sie weitertragen: Schülern und Eltern Mut machen, den Blick nach vorne richten. Und deshalb wird die neue Gesamtschule den Namen „Wilhelmine Fliedner“ tragen.

Steffen Feller hält die Abschlussrede für den letzten Jahrgang: „In der 7. Klasse sind wir aufgeteilt worden. Dadurch ist viel kaputt gegangen. Es gab glücklichere Schulzeiten als unsere.“ Der 16-Jährige wechselt zum Lore-Lorentz-Berufskolleg nach Düsseldorf, um dort das Fachabi zu machen. „Weil das der letzte Jahrgang war, gab es den Druck, bloß nicht sitzen zu bleiben“, erzählt seine Mutter Annette Feller. Die Familie sei in ihrer Gemeinde sehr engagiert und habe die evangelische Privatschule deshalb bewusst gewählt. Eine speziell evangelische Prägung hat Annette Feller jedoch vermisst: „Unser Großer war auch auf der Wilhelmine-Fliedner-Schule. Damals haben die Schüler die Flüchtlingsunterkunft aufgebaut. So etwas hat es bei Steffen nicht gegeben.“ 

„Einmal im Monat hatten wir einen Gottesdienst“, sagt Mitschüler David (17): „Der war nicht so toll.“ Zuletzt habe es viele Vertretungsstunden gegeben. Die hätten nichts gebracht. Der Rückblick von Alexander (16) fällt versöhnlicher aus: „Die Lehrer waren nett. Und ab und zu hat Schule sogar Spaß gemacht.“

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